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09:39 Uhr, 08.07.2013

Geringes Vertrauen in die Inflationspolitik der Zentralbanken

London (BoerseGo.de) – Laut der neuen, vierteljährlichen Umfrage des Vermögensverwalters M&G Investments zu den Inflationserwartungen in neun Ländern haben die meisten Verbraucher kaum Vertrauen in die Fähigkeit der Zentralbanken, die Inflation kurz- und mittelfristig unter der jeweiligen Zielmarke zu halten. Eine Ausnahme dieses Trends bilden Singapur und die Schweiz. An der Befragung – durchgeführt durch das Marktforschungsinstitut YouGov – sind Verbraucher aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Hongkong, Italien, Singapur, Spanien, Großbritannien und der Schweiz beteiligt.

Die erste Erhebung fand im Februar 2013 statt. Zu Vergleichszwecken ließ M&G eine weitere Erhebung im Mai durchführen. Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten europäischen Verbraucher, einschließlich der Befragten in Deutschland, innerhalb der nächsten zwölf Monate eine niedrigere Inflationsrate erwarten. Da die Rohstoffpreise seit Ende Januar 2013 um rund sieben Prozent zurückgegangen sind, ist diese Einschätzung wenig überraschend. Zudem profitierten die Verbraucher im gleichen Zeitraum von der Entwicklung des Ölpreises, der um sechs Prozent nachgegeben hat.

Die Erwartungen hinsichtlich der Inflationsentwicklung in den kommenden fünf Jahren haben sich zwar in Deutschland von 3,5 Prozent auf 3,0 Prozent verringert. Nach wie vor gehen die Verbraucher jedoch davon aus, dass die Inflationsrate sowohl in einem als auch in fünf Jahren über der Zielmarke der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent liegen wird. Diese Werte liegen auch über der aktuellen Inflationsrate in Deutschland von 1,6 Prozent.

„Nach Ansicht der Europäischen Zentralbank ist es äußerst wichtig, dass sich die allgemeine Inflationserwartung nachhaltig am Inflationsziel von knapp 2,0 Prozent orientiert“, kommentiert Jim Leaviss, Leiter des Bereichs Retail Fixed Interest bei M&G. „Die Annahme deutscher Verbraucher, dass die Inflationsrate zukünftig über diesem Zielwert liegen wird, dürfte die EZB beunruhigen.“

Seit Februar haben die Umfrageteilnehmer in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien ihre Inflationserwartungen bei der 5-Jahresbetrachtung nach unten korrigiert, während sie in Hongkong nach oben korrigiert wurden, nämlich von 5,0 Prozent im Februar auf 5,8 Prozent im Mai.

In allen von der Umfrage erfassten Ländern der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion geht man davon aus, dass die Inflation sowohl nach einem Jahr als auch nach fünf Jahren gleich oder höher sein wird als die Verbraucherpreisindex-Zielmarke der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent. In allen Ländern rechnen die Befragten damit, dass die Inflation in fünf Jahren höher sein wird als heute. In vier Ländern (Hongkong, Italien, Singapur und Spanien) gehen die Verbraucher dagegen davon aus, dass die Inflation in einem Jahr bei mindestens 3,0 Prozent liegen wird.

Weitere wesentliche Ergebnisse zeigen, dass eine steigende Inflation nur für ein Fünftel der befragten Deutschen und ihre Familien Anlass zur Sorge bereitet. Hingegen sind in Großbritannien (61 Prozent), Frankreich (75 Prozent), Hongkong (82 Prozent), Italien (79 Prozent), Singapur (85 Prozent) und Spanien (75 Prozent) ein Großteil der Befragten dieser Meinung. In Frankreich, Italien und Spanien rechnet fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent bzw. 43 Prozent bzw. 43 Prozent) in zwölf Monaten mit einem niedrigeren persönlichen Nettoeinkommen. Die Befragten in Deutschland dagegen erwarten mehrheitlich (46 Prozent), dass ihr Nettoeinkommen ungefähr gleich hoch bleiben wird. 18 Prozent der Deutschen gehen sogar davon aus, dass ihr Einkommen steigen wird.

Zudem zeigt die Umfrage, dass ein Großteil der Verbraucher in Großbritannien (50 Prozent), Frankreich (59 Prozent), Italien (59 Prozent) und Spanien (73 Prozent) nicht der Meinung ist, dass ihre jeweilige Regierung derzeit die richtige Wirtschaftspolitik betreibt. In Deutschland sind es zwar nur 36 Prozent – allerdings sind hier weitere 40 Prozent unschlüssig, ob sie dieser Aussage zustimmen sollen oder nicht.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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