Gemachte Unsicherheit
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Im Mai eskalierte die Griechenlandkrise, und die Sorge einer möglichen Ansteckungsgefahr auf andere Länder mit hohen Budgetdefiziten wuchs. Mit dem gigantischen Rettungsschirm in Höhe von 750 Milliarden Euro wurde diese Gefahr zunächst gebannt. Die Problematik abstrahierte jedoch lediglich auf ein höheres Niveau. So wird nun ein Auseinanderbrechen des Europäischen Währungsraumes, ja sogar der politischen Handlungsunfähigkeit der EU sowie eine schwindende Unabhängigkeit der EZB befürchtet. Regulatorische Schnellschüsse in Einzelkämpfermanier, wie von Bundesfinanzminister Schäuble in der letzten Woche praktiziert, untermauern ein solches Bild. Internationale Investoren quittierten das mit der Flucht aus einer Währung, die dauerhaft strukturelle Nachteile haben wird. Der Euro verlor zum US-Dollar allein im Mai 8,7 Prozent an Wert. Denn ein weiteres Zusammenrücken der Europäischen Staaten, verbunden mit der Abgabe weitreichender Kompetenzen in der Sozial- und Wirtschaftspolitik nach Brüssel, hält wohl niemand ernsthaft für realistisch und politisch vermittelbar.
Wie sieht die Realität aus?
Die hervorragenden konjunkturellen Erholungstendenzen in Deutschland ermöglichten den Unternehmen überraschend gute Geschäftszahlen für das erste Quartal. Mehr noch: Die Aussichten für den weiteren Jahresverlauf und darüber hinaus bleiben ungetrübt. Die Zinsen werden durch die Verschuldungskrise weiter lange Zeit auf expansivem Niveau bleiben. Gerade für Deutschland ergibt sich ein sehr positives Szenario, bestehend aus extrem niedrigen Refinanzierungszinsen für die Saatsverschuldung (historisch niedrige 2,60 Prozent Zinsen für 10-jährige Bundesanleihen) sowie hervorragende Bedingungen für die Exportindustrie aufgrund des niedrigen Euros. Daraus resultiert eine Wachstumsprognose von zwei Prozent für das deutsche BIP für 2010. Wer hätte das gedacht!
Sparen wird populär!
Die Krise ist zunächst gebannt. Das Rettungspaket ist groß genug, um dafür zu sorgen, dass kein europäisches Land unmittelbar zahlungsunfähig wird. Das Wichtigste jedoch ist, dass durch diese Krise ein Paradigmenwechsel stattfinden muss, der die Staatslenker rund um die Welt von der expansiven Ausgabenpolitik auf Verschuldungsbasis, wie dies die letzten Jahrzehnte geschehen ist, zu einer vernünftigen Sparpolitik bewegen wird. Sparen wird populär! Wenn jedoch der Staat als wichtiger Nachfrager an den Märkten wegbricht, verlangsamt sich die Wachstumsgeschwindigkeit der Weltwirtschaft. Wir gehen aber davon aus, dass diese Entwicklung zu keiner neuen Rezession führt (Double-Dip), sondern lediglich zu einer Abnahme der Dynamik, wie dies im Übrigen oft nach Krisenerholungsphasen der Fall war, etwa in den Jahren 1988, 1995 und 2004.
Perspektiven für DAX besser als für Gold
Angst vor sinnfreier Regulierung sowie vor politischer Handlungsunfähigkeit, verunsicherten die Aktienmärkte und trieben die Anleger in vermeintlich sichere Häfen, wie beispielsweise Gold, Immobilien und deutsche sowie US-amerikanische Staatsanleihen.
Inflation ist aus unserer mittel- bis längerfristigen Sicht in einer Welt, die spart, kein nennenswertes Thema. Das bedeutet, dass wir Gold keine großen Perspektiven zutrauen. Staatsanleihen werden sicher vor einer Korrektur der Panikpreise stehen, jedoch grundsätzlich niedrig verzinst bleiben. Wir halten an unserer Kursprognose von 7.000 Punkten für den DAX zum Jahresende fest. Über die Sommermonate hinweg dürften die genannten Unsicherheitsfaktoren jedoch die hohe Volatilität erhalten und neue Jahreshochs erst im Herbst erreicht werden.
Aktive antizyklische Quotensteuerung wichtiger als die Struktur
Wir haben die geringe Volatilität bei den Jahreshochs im Aktienmarkt Anfang April genutzt, um unsere Portfolios günstig über den Kauf von Put-Optionen für einen Kursverfall abzusichern. Zudem wurden Absicherungen über DAX-Futures vorgenommen, die wir in dieser Woche wieder komplett aufgelöst haben, um von einer Erholungsbewegung zu profitieren. Wir denken jedoch, dass eine weitere Fortsetzung der Konsolidierung bei Aktien ansteht, sodass wir bei Niveaus von rund 6.100 Punkten über neue Absicherungsmechanismen nachdenken.
Was die Struktur der Aktienmarktengagements angeht, halten wir an den Kernmärkten Deutschland, USA und Japan fest, denken jedoch, dass sich die taktische Steuerung der gesamten Aktienquote sowie aktives Risikomanagement stärker auszahlt, als marginale Anpassungen der Gewichtung einzelner Märkte.
Nach einer Konsolidierung an den Rentenmärkten, speziell auch bei Unternehmensanleihen, würden wir einen Ausbau dieser Quoten ins Auge fassen.
Für den Euro steht ebenfalls eine Erholung an. Unsere mittelfristige Skepsis gegenüber der „Gemeinschaftswährung ohne Gemeinschaft“ bleibt jedoch erhalten, und wir denken, dass das Startniveau von 1999 mit 1,18 erreicht wird – im längeren Zeithorizont sogar die Parität!
Quelle: Gecam
Als unabhängiger Finanzdienstleister hat sich die GECAM AG auf das Investmentgeschäft spezialisiert. Das Unternehmen bündelt die fünf für das Investmentgeschäft essenziellen Bausteine Investmentdach, Vermögensverwaltung, Produkte, Partner-Portal und Dienstleistungskonzept in einem Haus. GECAM verwaltet in ihren vier Dachfonds aktuell ein Gesamtnettovermögen von 150 Millionen Euro.
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