Kommentar
18:41 Uhr, 02.10.2008

Geldpolitische Entscheidungsträger in den USA ziehen die Notbremse

Erwähnte Instrumente

* Angesichts der dramatischen Entwicklung an den Kapitalmärkten weltweit und den daraus folgenden Turbulenzen im Finanzsektor sah sich die US-Regierung schließlich veranlasst, ein milliardenschweres Rettungspaket für die bedrängte Finanzbranche zu schnüren.

* Inwieweit diese bisher noch nie da gewesene geldpolitische Maßnahme wirklich Erleichterung schaffen wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall wurde dadurch bis auf weiteres eine Kettenreaktion abgewendet, die weltweit große Teile der Finanzbranche hätte lahm legen können. Für die USA bestand die unmittelbare Gefahr einer tiefen Wirtschaftskrise.

* Gleichwohl sind die Aussichten für die Weltkonjunktur düster: Kreditknappheit in den Nichtfinanzsektoren (Privathaushalte und Unternehmen), Verschärfung der Kreditvergabekriterien, Stimmungstief an den Märkten, hohe Energiepreise und rückläufige Arbeitsmärkte.

* In Anbetracht der Tatsache, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger in den USA bereits umfangreiche Maßnahmen ergriffen haben und weitere Impulse jetzt wohl eher auf steuerlicher Seite zu erwarten sind, dürfte die Fed den Tagesgeldsatz bis auf weiteres bei 2 Prozent halten.

* Das BIP-Wachstum in den USA ist im zweiten Halbjahr 2008 auf nahezu null gefallen. Damit liegt die Wachstumsrate für das Gesamtjahr 2008 bei 1,8 Prozent. Für 2009 rechnet man in den USA mit einer Wachstumsrate von 1,6 Prozent.

* In der Eurozone stellt sich das Bild etwas anders dar. Hier gab es bisher kaum geldpolitische Impulse, obwohl der konjunkturelle Schwung immer deutlicher nachlässt. Positiv ist zu vermerken, dass infolge der rückläufigen Energiepreise, die seit ihrem Höchststand im Sommer eine deutliche Korrektur erlebt haben, die Inflationsaussichten jetzt günstiger sind (für 2009 ist mit einer negativen Produktionslücke und einer geringeren importierten Inflation zu rechnen).

* Das BIP-Wachstum in der Eurozone wird für den Rest des Jahres wohl bei null verharren. Die Wachstumsrate für das ganze Jahr liegt damit bei 1,3 Prozent. Die jüngsten Prognosen für 2009 gehen von einer Wachstumsrate von nur 0,8 Prozent aus.

Asset Allocation:

Untergewichtung von Aktien gegenüber Anleihen

* Anfang September gingen wir wieder zu einer moderaten Untergewichtung von Aktien vs. Anleihen über. Wir setzen auf festverzinsliche Produkte, insbesondere auf Lokalwährungsanleihen von den Emerging Markets (EMD LC), vorrangige Bankdarlehen und Investment-Grade-Unternehmensanleihen.

* Die Risiken einer Untergewichtung von Aktien stellen sich wie folgt dar: Erstens rückt die vergleichsweise hohe Kapitalausstattung der Anlegerschaft eine kräftige Erholung an den Aktienmärkten in den Bereich des Möglichen, sobald sich die Stimmung unter den Anlegern wieder hebt.

* Zweitens könnte ein weiterer Rückgang der Rohstoffpreise vom Markt als positiv interpretiert werden, auch wenn es sich dabei lediglich um eine Folge des weltwirtschaftlichen Abschwungs handelt.

* Angesichts der erheblichen Unsicherheiten auf kurze Sicht behalten wir den Markt genau im Auge und könnten in nicht allzu ferner Zukunft unsere taktische Asset-Allokation durchaus anpassen.

Aktien: Ertragsrisiken halten unvermindert an

* Auch wenn verschiedene Rettungsaktionen und Regierungsmaßnahmen die systematischen Risiken bereits um einiges verringert haben, greift der zyklische Abschwung jetzt auch auf anderen Regionen und Sektoren über, d. h. es sind nicht mehr nur die USA und die Finanzbranche betroffen. Die Ertragsrisiken halten unvermindert an.

* Zudem muss die Rechnung letztendlich vom amerikanischen Steuerzahler bzw. Verbraucher beglichen werden. Damit steigt das Risiko einer Verbraucherrezession.

* Bei den aktuellen Niveaus preisen die Aktienmärkte bereits Ertragsrückgänge von 20 bis 30 Prozent ein, was wir nicht für besonders pessimistisch halten.

* Nach unserer Einschätzung werden die Gewinnwarnungen in vielen Sektoren im dritten und vierten Quartal zunehmen. Auch dies wird die Stimmung nicht gerade heben und die Märkte werden es schwer haben, sich ohne zusätzliche Impulse aus dem Stimmungstief zu befreien.

Regionale Aktienmärkte: Übergewichtung amerikanischer und japanischer Werte

· Übergewichtung von US-Werten: lockere Zinspolitik, wettbewerbsfähige Währung. Defensiver Markt. Höhere Widerstandskraft während globaler Rezessionen.

· Übergewichtung japanischer Werte: überzeugende Bewertungen. Keine Überkapazitäten und keine übermäßige Fremdverschuldung, aber u. U. Belastung durch sinkende Exportnachfrage.

· Untergewichtung europäischer Werte: Ertragsdynamik geht zurück. Konjunkturelle Abkühlung nimmt zu.

· Neutrale Gewichtung von Emerging-Markets-Werten: Hohe Risikoscheu sowie Preisrückgänge bei Rohstoffen wirken sich negativ auf Schwellenländerwerte aus. Starke regionale Unterschiede.

Renten: Emerging Markets Debt Local Currency haben etwas an Glanz verloren

· Die Marktdynamik hat im Laufe des Monats nachgelassen. Aufgrund extremer Bewertungen ist eine kleine bis mittlere Allokation in Unternehmensanleihen gerechtfertigt, da die meisten Spreads die im März beobachteten Höchststände mittlerweile übersteigen.

· Ein weiterer Faktor war das Übergreifen der konjunkturellen Abkühlung von den einzelnen Regionen auf die Weltwirtschaft.

· Die zunehmenden Zeichen für eine relative Wachstumsschwäche in den Schwellenländern und Europa im Vergleich zu den USA trugen erheblich dazu bei, die Attraktivität von in lokalen Währungen denominierten Emerging Markets Debt (EMD LC) und Investment-Grade-Unternehmensanleihen zu schmälern.

· Auch wenn die schwächeren Rahmendaten in der Eurozone sich negativ auf Investment-Grade-Unternehmensanleihen auswirkten, profitierte diese Anlageform dennoch von den Maßnahmen, die die US-Regierung zur Stützung des amerikanischen Hypothekenmarktes getroffen hat, d. h. der Verstaatlichung von Fannie Mae und Freddie Mac sowie dem geplanten Aufkauf Not leidender Hypothekendarlehen.

· In lokalen Währungen denominierte Emerging Markets Debt haben zwar etwas an Glanz verloren, dürften aber langfristig von der anhaltenden Aufwertung der lokalen Währungen profitieren.

· Extremere Bewertungen im Zusammenspiel mit auf mittlere Sicht nach wie vor günstigen Wachstumsperspektiven puschten EMD HC. Im Zuge der optimistischeren Prognosen für die Anleihemärkte büßten die Geldmärkte an Attraktivität ein.

ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING-Gruppe. Mit annähernd Euro 375 Milliarden Euro Assets under Management, vertreten in 37 Ländern gehört die ING Investment Management (ING IM) weltweit zu den Top 30 im Asset Management. ING IM Europe hat Niederlassungen in 15 europäischen Ländern mit ca. 141 Milliarden Euro Assets under Management. ING Investment Management bietet Investmentlösungen für den ING Unternehmensverbund, für ING Versicherungsunternehmen, institutionelle Kunden und Vertriebspartner. Die breite Palette von Investment-Strategien in Kombination mit den Distributionskanälen der ING-Gruppe zu Privatanlegern und institutionellen Anlegern, ermöglicht es ING Investment Management, allen seinen Kunden, sowohl in Europa als auch auf globaler Ebene, integrierte Lösungen im Finanzdienstleistungsbereich anzubieten. Stand Q2 2008.

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