Geldpolitik – mehr vom Gleichen
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In den letzten Monaten hat sich die Abflachung der Zinskurve positiv auf die Renditen von Staatsanleihen ausgewirkt. Nach Einschätzung von Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers, ist kein Ende der Entwicklung in Sicht, denn die Zentralbanken aller entwickelten Länder hätten gute Gründe, zurückhaltend zu sein oder weitere quantitative Lockerungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen. „Auch kurzfristig dürften die Zinskurven bei Staatsanleihen weiter abflachen. Die Geldpolitik lässt Investoren, die noch Rendite suchen, keine andere Wahl, als sich am langen Ende der Kurve zu positionieren. Viele Regierungen dürften daher die Chance nutzen, die Fälligkeit ihrer Verbindlichkeiten zu erhöhen und sich die niedrigen Finanzierungskosten zu sichern“, erklärt er. Zurückhaltende Zentralbanken bedeuteten zudem ein niedriges Zinsrisiko für Investoren, fügt Iggo hinzu.
Dabei habe jede Zentralbank ihre eigenen Probleme zu lösen. Die EZB müsse eine weitere existenzielle Krise für den Euro abwenden, die etwa durch die italienische Bankenkrise oder ein weiteres wichtiges Land, das die EU-Mitgliedschaft in Frage stellt, ausgelöst werden könnte. Die Federal Reserve verhalte sich vorsichtig, um die ökonomische Erholung nicht zu destabilisieren und eine Aufwertung des US-Dollars zu verhindern, die wiederum einen erneuten Absturz an den Rohstoff- und Schwellenländermärkten zur Folge haben könnte. Die Bank of Japan kämpfe noch immer einen langfristigen Kampf gegen die Deflation. „Bald wird die BoJ den Großteil des Staatsanleihemarktes aufgekauft haben, doch kaum jemand glaubt noch daran, dass dies zu höherer Inflation führen wird“, stellt Iggo fest.
In jedem Fall dürften die Regierungen langlaufende Anleihen ausgeben, da sowohl die Nachfrage da sei als auch die Notwendigkeit, die Laufzeit ihrer Verbindlichkeiten zu erhöhen. So werde etwa in Spanien ein großer Teil der Schulden vor 2020 fällig. „Für die Regierungen liegt es nahe, sich die niedrige Verzinsung zu sichern“, stellt Chris Iggo fest. Insgesamt profitierten die Staatsfinanzen in den Industriestaaten merklich von der lockeren Geldpolitik. Denn einerseits seien die Finanzierungskosten günstig, und andererseits flösse ein Teil der Kupons über die Ausschüttungen der Zentralbanken an die Staatshaushalte zurück. Daher erwarte die OECD ein Absinken der Haushaltsdefizite: In den USA von 4,3 auf 3,7 Prozent, in Frankreich von 3,4 auf 3,0 Prozent und in Spanien von 3,7 auf 2,7 Prozent. Die Primärdefizite ohne Berücksichtigung des Schuldendienstes dürften allerdings weniger stark fallen.
Auch in Großbritannien erwarte die OECD, dass das Defizit von 3,8 auf 2,7 Prozent schrumpft – allerdings dürfte der Brexit dem Land hier nach Chris Iggos Ansicht einen Strich durch die Rechnung machen. Noch sei nicht ganz klar, wie sich der beschlossene EU-Austritt auf den Haushalt des Vereinigten Königreiches auswirken wird. Die Bank of England bereitete sich allerdings darauf vor, ein Antidot für die giftige Pille zu verabreichen, die die Wirtschaft am 23. Juni schlucken musste. „Wenn sich abzeichnet, dass die Regierung deutlich mehr Schulden aufnehmen muss, da sich die Wirtschaft abkühlt, dürfte die Bank of England zu einem wichtigen Käufer von Gilts werden“, schätzt Iggo.
„Aufs Ganze gesehen haben die Ereignisse des Jahres 2016 den Pessimismus der Investoren genährt. Der einzige Lichtblick ist das Versprechen anhaltend billigen Geldes“, sagt Iggo im Rückblick auf den bisherigen Jahresverlauf. Jedes weitere unerwartete Ereignis führe vor dem Hintergrund schwachen Wachstums zu steigender Risikoaversion. Allerdings dürften die Zentralbanken ihre Bilanzen weiterhin aufblähen, um die Bewertungen an den Finanzmärkten zu stützen, die sich bereits seit einiger Zeit von den Fundamentaldaten gelöst haben. „Es mag unbequem sein für Investoren, die langfristige Werte suchen – aber das zentrale Thema für die Finanzmärkte dürfte auch in Zukunft die Erwartung immer neuer kreativer geldpolitischer Maßnahmen bleiben“, schließt Iggo.
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