Kommentar
12:18 Uhr, 18.04.2018

Geldpolitik: Japan gibt wieder richtig Gas

Während EZB und Fed ihre Geldpolitik langsam aber sicher straffen, macht die japanische Notenbank einen kleinen Schwenk und gibt wieder Gas.

So rosig ist die Lage vielleicht doch nicht. Zumindest gewinnt man diesen Eindruck, wenn man die Bilanz der japanischen Notenbank BoJ betrachtet. Diese veröffentlicht alle 10 Tage ihre Bilanzpositionen. Man kann also mehr oder minder in Echtzeit sehen wie stark sie im Markt eingreift.

Das Geldmengenwachstum war zu Beginn des QE Programms außergewöhnlich hoch. Danach ging es Stück für Stück zurück. Das Wachstum lag einmal bei 40 % auf Jahressicht (Grafik 1). Seither ist der Trend klar abwärts. Anfang 2018 war das Wachstum sogar erstmalig negativ. Zwischen Dezember 2017 und Januar 2018 sank die Geldmenge.

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Die Notenbank hatte effektiv Assets wie Staatsanleihen verkauft und nicht mehr gekauft. Das war das erste Mal seit Beginn des QE Programms. Die BoJ ist heimlich aus QE ausgestiegen ohne es anzukündigen.

Jetzt kommt die Trendwende. Im Februar und März wurden wieder Assets gekauft. EZB und Fed zeigten sich von der Korrektur an den Märkten vollkommen unbeeindruckt. Nicht so die BoJ. Sie wurde anscheinend ein wenig nervös und griff im Markt wieder ein.

Anfang April erreicht das Volumen der Intervention ein Niveau, welches es seit August 2017 nicht mehr gab. Damals gab es Spannungen zwischen Nordkorea und den USA. Jetzt waren es Syrien und der Handelsstreit.

Im Big Picture (Grafik 2) ist die Trendwende praktisch nicht zu erkennen. Man sieht lediglich, dass die Geldmenge zuletzt wieder etwas anstieg. Das Wachstum der Geldmenge ist gegenüber dem Vorjahr aber absolut nicht beeindruckend. Es wirkt lediglich so, als ob der Abwärtstrend kurzfristig innehalten würde. Es wäre nicht das erste Mal.

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Anleger rätseln, ob die Fed und EZB dem Markt zur Seite springen werden, wenn die Dinge nicht mehr so glatt laufen. Fed-Chef Powell hat das zuletzt in einer Rede direkt abgelehnt. Das allein macht so manchen Anleger nervös.

Die EZB wird ihr Programm so schnell auch nicht wieder ausweiten. Denkbar ist lediglich, dass sie das reduzierte Programm länger laufen lässt, wenn es Anzeichen für einen Abschwung gibt. Immerhin können sich Anleger auf die BoJ verlassen. Sie ist da nicht so zimperlich. Im Notfall flutet sie den Markt mit frischem Geld.

Die BoJ hat ihr QE-Programm nie offiziell eingedämmt. Sie kann in ihrem selbst gesteckten Ziel mehr als 500 Mrd. Dollar pro Jahr in den Markt pumpen. Davon machte sie zuletzt kaum Gebrauch. Im Notfall ist die Geldmenge, die neu entstehen kann, also ziemlich substantiell. Das ist natürlich nicht vergleichbar mit einer Intervention der Fed (Fed Put), aber es sollte dem Markt im Ernstfall doch etwas Halt geben.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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    die boj ist neben der snb die effektivste zentralbank was das zinsmanagement anbelangt.

    sie hat sich von den festen summen die sie ausgeben möchte verabschiedet und stattdessen eine zins zielmarke ausgegeben, die viel einfacher und mit viel weniger kapital zu verteidigen ist als mit einer festgesetzten maximalsumme.

    diese herangehensweise sollten sich alle zentralbanken zu eigen machen.

    durch diese maßnahme entfällt auch das dauernde frage und ratespiel wie lange oder wie viel geld zur kontrolle eingesetzt wird.

    13:53 Uhr, 18.04.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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