Geht die Dynamik verloren?
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Der Aufwärtstrend der Anleihenmärkte setzte sich im Juli und - nach aktuellem Stand - im August fort. Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass die Emissionstätigkeit während des Sommers pausieren würde. Stattdessen wurden Rekordniveaus erreicht, insbesondere auf dem US High Yield-Markt, auf dem es seit Jahresbeginn verglichen mit dem Vorjahreszeitraum einen deutlichen Anstieg gab.
Bisher hat der Markt die Neuemissionen aufgrund eines großen Anleihen-Appetits weiter absorbiert. Die Anleihekurse werden von den Zentralbanken unterstützt und die Anleger glauben nach wie vor, dass Unternehmensanleihen im Vergleich zum niedrigen absoluten Renditeniveau von Staatsanleihen einen Wert bieten können. Unserer Ansicht nach wird der September von entscheidender Bedeutung sein für die Frage nach der Fähigkeit des Marktes, diesen Strom von Neuemissionen zu absorbieren.
Die zu erwartenden Ausfallraten sind bisher ebenfalls gesunken, da die Unternehmen in der Lage waren, sich auf dem Kapitalmarkt mit Liquidität einzudecken und ihre Bilanzen zu stärken. Wir haben eine Divergenz zwischen den USA und Europa beobachtet, da die am stärksten betroffene Energie- und Rohstoffbranche einen relativ großen Anteil des US-High Yield-Marktes ausmacht, jedoch nicht des europäischen High Yield-Marktes.
Unserer Ansicht nach besteht die Gefahr, dass die Wirtschaft in den nächsten Monaten an Dynamik verliert, so dass weitere fiskalische Unterstützung erforderlich sein wird. Beim Blick auf die nächste Runde fiskalischer Maßnahmen ergibt sich auf beiden Seiten des Atlantiks ein unterschiedliches Bild. In den USA scheint die Vereinbarung über weitere fiskalische Anreize aufgrund der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen auf Eis gelegt worden zu sein, da sich Republikaner und Demokraten nicht auf zusätzliche Maßnahmen einigen können. Im Gegensatz dazu wurde in Europa im Juli nach intensiven Verhandlungen über den Europäischen Aufbaufonds eine Einigung erzielt.
Der Wiederaufbaufonds gilt allgemein als Meilenstein in der Reaktion auf die mit COVID-19 zusammenhängende wirtschaftliche Bedrohung. Wir glauben, dass er als Indikator für größeres Vertrauen in eine widerstandsfähigere Eurozone interpretiert werden kann.
In den letzten Wochen haben die Investment Grade- und High Yield-Märkte hohe Renditen und engere Spreads verzeichnet. Auch wenn die Bewertungen attraktiv bleiben, sind die wirtschaftlichen Aussichten unserer Ansicht nach weiterhin unsicher. Dies ist nicht die V-förmige Erholung, die sich die Anleger erhofft hatten. Die Unternehmen werden Liquidität benötigen, um die kommenden Monate zu überstehen. Es scheint eine Zweiteilung zu geben zwischen Unternehmen, die dank ihrer starken Bilanzen in diesem Umfeld überleben können, und solchen, die diese Bilanzstärke unserer Meinung nach nicht haben. Wir sind der Überzeugung, dass diese Situation eine gründliche Bewertung der Unternehmen erfordert, und die Kreditauswahl ein Schlüsselelement sein wird, um die „Gewinner" von den „Verlierern" zu unterscheiden.
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