Gefahr eines Anstiegs der Inflation wächst
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Im dritten Jahr der Wirtschaftserholung stellt sich das Nachfrageumfeld auf globaler Ebene noch sehr geteilt dar. Allgemein liege die Wirtschaftstätigkeit in den Industrieländern nach wie vor deutlich hinter dem Vorkrisentrend, so David Kohl, Chefvolkswirt Deutschland der Bank Julius Bär Europe AG, in einem Kommentar zur aktuellen Marktentwicklung. In Schwellen- und Entwicklungsländern sei sie dagegen bereits wieder auf dem Vorkrisenniveau. Da die Rohstoffpreise, vor allem Lebensmittelpreise, als Komponente im Konsumkorb der meisten Schwellen- und Entwicklungsländer gleichzeitig eine höhere Gewichtung haben, bestehe die Möglichkeit, dass diese Regionen die gestiegenen Faktorkosten weitergeben. Die unmittelbaren Auswirkungen höherer Rohstoffpreise könnten dort also deutlich spürbar werden. In den Industrieländern hingegen gebe es hierfür nur sehr begrenzten Spielraum.
Obwohl die Industrieländer relativ gut gegen steigende Rohstoffkosten geschützt zu sein scheinen, bestehe durch die Weitergabe der Preisanstiege in Schwellenländern, die heute deutlich stärker an der Herstellung von gewerblichen Gütern beteiligt sind, aber ebenfalls Inflationsgefahr. "Bisland tendierten die Preise für US-Importe aus China allein deshalb höher, weil die Aufwertung des Yuan zugelassen wurde, während auf der anderen Seite Preise in der chinesischen Währung weiter gesunken sind", erklärt der Ökonom.
In den meisten Industrieländern sei die Inflation im Moment zwar noch niedrig, doch wachse die Gefahr eines Anstiegs. Da die Wirtschaftsleistung weit unter Vorkrisenniveau liegt und wegen des beeinträchtigten Kreditkanals sei eine moderate Inflation 2011 das wahrscheinlichste Szenario.
Anleger fragen sich zu Recht, ob die Flut von frischem Geld im weiteren Verlauf eine Inflation bewirken wird oder nicht, so Kohl weiter. Er betont aber, dass die Zentralbankmittel nur etwa 10 bis 15 Prozent der allgemeinen Geldmenge ausmachen. Der grösste Teil davon enstehe durch den Multiplikatoreffekt der Kreditvergaben durch Handelsbanken. Das Tempo, mit dem die Zentralbanken Geld schaffen bzw. drucken, könne daher als Indikator irreführend sein. Die weltweite Geldmenge wachse derzeit mit rund 5 Prozent. Das ist laut Kohl ein gesunder Wert, der in Anbetracht des steigenden globalen BIP und einer Realrate von 4,9 Prozent auch nicht exzessiv sei.
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