Kommentar
23:30 Uhr, 13.12.2007

Ganz einfach - Keep it simple

Dieser Grundsatz lässt sich auf so viele Dinge im Leben anwenden und vermutlich auch auf alles, was Sie beim Trading und Investieren tun werden. Keep it simple (halten Sie es einfach).

Ihr Gehirn kann lediglich sieben verschiedene Informationen gleichzeitig bewusst aufnehmen. Sie können nicht mehr als diese Eindrücke parallel im Bewusstsein haben. Wenn Ihnen jemand eine Serie von zehn zweistelligen Zahlen ansagt, dann werden Sie vermutlich bemerken, dass Sie Probleme dabei haben mehr als fünf dieser Zahlen aufgrund dieses Kapazitätslimits im Gedächtnis zu behalten. Wenn Sie vorhaben komplexe Dinge mit dem Markt zu tun, die verursachen, dass Sie mehr Kapazität verwenden müssen, als Ihnen zu Verfügung steht, dann werden Sie vermutlich scheitern.

Nun, „Keep it simple“ bedeutet nicht, dass Sie keinen Computer verwenden sollten, um Ordnung in die riesigen Informationsmengen zu bekommen, die über den Markt zu erhalten sind. Im Gegenteil, ich empfehle Ihnen dies sogar eingehend. Nichtsdestoweniger bedeutet das ganz einfach, dass Ihre Methode und Ihre täglichen Aufgaben nicht Raketenwissenschaft entsprechen sollten. Tatsächlich ist es sogar so, dass es immer unwahrscheinlicher wird, dass Sie Erfolg haben werden, je mehr Sie versuchen unter einen Hut zu bekommen.

Ich habe erst kürzlich ein psychologisches Profil über einen Broker/Trader erstellt, der im untersten Prozent all jener Investoren zu finden war, die meinen psychologischen Test absolviert hatten. Er hatte hohen Stress, große interne Konflikte, schlechte Organisation, kein System, negative Einstellung – und womöglich alles andere, was man hier noch aufzählen könnte. Danach habe ich eine 10-minütige Besprechung mit ihm gehalten, tatsächlich waren jedoch mehrere Tage notwendig. Dennoch war sein größtes Problem, wie immens überfordert er sich fühlte von allem, was über seinen Schreibtisch wanderte. Wie könnte er nur gute Aktien finden, wo es doch so viele Aktien gab? Wie konnte er nur einem bestimmten Plan folgen, wenn all seine Klienten Ziele und Motivationen aufwiesen, die miteinander in Konflikt standen? Sein Leben war ein einziges Durcheinander.

Dieser Broker benötigte zunächst eine Menge psychologischer Arbeit. Sein Leben war das pure Chaos, weil sich auch sein Geist in einem Zustand des Chaos befand. Vereinfachen Sie das Chaos in ihrem Geist und Sie werden auch das Chaos in ihrem Leben vereinfachen. Und Sie können damit beginnen indem Sie bestimmen, was Sie im Leben eigentlich wollen, und sich danach auf lediglich ein oder zwei einfache Ziele dieses Traumlebens festlegen.

Zweitens brauchte er ein einfaches System, dass ihm dabei half sein eigenes Trading nachzuvollziehen – im besten Falle ein langfristiges System, das ihm lediglich ein paar Signale pro Woche lieferte und das von ihm nur verlangte nach Börsenschluss auf die Märkte zu schauen. Auf diese Weise mussten seine persönlichen Entscheidungen nur einmal täglich getroffen werden, und das überdies abseits vom Chaos an den Märkten. Dieses System hätte so etwas einfaches sein können wie etwa der 110-Tages-Channel-Breakout; verwenden Sie die wöchentliche Volatilität als den Exit im Worst Case; verwenden Sie einen Trailingstopp (bezogen auf den Schlusskurs) um Ihre Gewinne teilweise zu sichern; und riskieren Sie niemals mehr als 1 % des Portfoliowertes bei einem einzigen Trade. In seinem Fall war eine Untersuchung aller seiner Glaubenssätze notwendig, was ihn selbst und den Markt betraf. Aufgrund dieser Untersuchung konnte er eine Tradingmethode entwickeln, die zu ihm passt.

Drittens waren am Beginn jedes Tages mentale Proben für diesen Tag notwendig, sowie ein tägliches Nachgespräch am Ende – dies sind zwei der wichtigsten Aspekte bei den „Ten tasks of trading (die 10 Aufgaben beim Trading)“. Sie sind aber sehr simpel.

Bei den mentalen Proben fragen Sie sich lediglich ein paar Fragen wie, „Was könnte heute schief gehen, auf das ich nicht vorbereitet wäre?“ Wenn einige potentielle Probleme auftreten, dann müssen Sie auch ein paar Lösungen finden und diese mental proben. Genau so einfach ist das Prozedere. Wenn Sie es tun, wird sich sowohl Ihr Trading als auch Ihr Leben verbessern.

Genauso müssen Sie sich am Ende jedes Tages fragen, „habe ich heute irgendwelche Fehler gemacht?“ Ein Fehler, so ganz nebenbei, hat damit zu tun, dass Sie sich nicht an Ihren Plan gehalten haben. Und wenn Sie keine Regeln haben, dann ist alles, was Sie tun ein Fehler. Wenn Sie keine Fehler gemacht haben, dann können Sie sich auf die Schulter klopfen. Wenn Sie jedoch einen Fehler gemacht haben, dann planen und proben Sie, wie Sie diesen Fehler in Zukunft vermeiden können. Stellen Sie sich den Einfluss der Verbesserung jedes Fehlers vor, und wie dies Ihr Leben und Ihr Trading verbessern wird!

Dies sind ganz einfache Schritte. Erfolg tritt auf, wenn man einfache Schritte macht. Wenn Sie das verstanden haben und dies auch üben, dann wird sich Ihre Performance dramatisch verbessern.

TJ-Fazit

Das menschliche Gehirn kann lediglich sieben Informationen gleichzeitig bewusst verarbeiten.

Lassen Sie die Hände von Systemen, die zu kompliziert sind.

Wenn Sie keine Regeln haben, dann ist alles was Sie tun ein Fehler.

Autor: Van K. Tharp, Ph.D. Dieser Fachartikel wurde im Tradersjournal veröffentlicht.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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