Fundamentale Qualität ist auch bei Dividenden-ETFs entscheidend
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Wir haben im vergangenen Jahr große Verwerfungen an den Finanzmärkten erlebt. Trotzdem sollten Anleger die Aktienmärkte im Blick haben, denn einige Argumente sprechen auch weiterhin für Aktien. Aktienanleger sind als Kapitaleigentümer an der Realwirtschaft beteiligt. Dies bedeutet, wer in qualitative hochwertige Unternehmen investiert, profitiert von Wirtschaftswachstum und künftigen Gewinnen. Entscheidend ist, Qualitätsunternehmen auch richtig zu identifizieren. Manchen Investoren erschienen sie in der Vergangenheit allerdings zu teuer. Doch inzwischen sind von vielen Werten die KGVs auf interessante Niveaus deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts gesunken – gerade in Europa. Gegen ein Aktieninvestment spricht ebenfalls nicht, dass wir uns inzwischen in einem weltweiten Zinserhöhungszyklus befinden. Unternehmen mit einem moderaten Verschuldungsgrad und einer stabilen, hohen Profitabilität könnten in einem solchen Umfeld noch an Attraktivität gewinnen.
Dividendenzahlungen können Anleiherenditen ergänzen
Wer ein ausgewogenes Portfolio haben und den aktuellen Herausforderungen, vor allem der Inflation, trotzen will, sollte Dividendenstrategien in Betracht ziehen. Aber welche? Die Konzentration auf reine Dividendenrenditen kann in kritischen Marktphasen unangenehme Überraschungen bringen. Besser ist es dagegen, die Dividendenrendite mit einem Qualitätsscreening zu kombinieren. Qualitativ hochwertige Dividendenpapiere können in volatilen Marktphasen einen gewissen Puffer bieten – zuletzt wurde dies eindrucksvoll im Jahr 2022 demonstriert. Globale Aktien brachen um etwa 18 % ein – Dividendenzahler mit Qualitätsfokus gaben nur um knapp 10 % nach. Das Verhältnis in Europe sah ähnlich aus (-9,5 % vs -1,3 %).
Im Jahr 2018, als die Handelsspannungen zwischen den USA und China ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten, war die Lage ähnlich: Der breite Aktienmarkt fiel um 19 Prozent, hochwertige Dividendentitel nur rund 16 Prozent. Allerdings ist darauf nicht immer Verlass – in Zeiten von Panik, beispielsweise Anfang 2020, werden Qualitätstitel oft mit dem Gesamtmarkt in die Tiefe gerissen. Dabei bieten derartige Situationen die Chance, günstig zu kaufen. Zudem wissen Anleger, dass Qualitätstitel sich früher oder später erholen werden. Das sorgt zumindest für ruhigen Schlaf - und der ist eine Qualität an sich. Doch was spricht für eine Investition in eine Dividendenstrategie mittels ETF?
Entgegen landläufiger Ansicht muss ein ETF kein passives Investment sein. So kann ein ETF etwa mit einer Smart-Beta-Strategie, ähnlich wie ein aktiver Fonds, verwaltet werden. Aktive Portfoliomanager legen vor allem Wert auf die drei Jahresabschlüsse eines Unternehmens - die Bilanz, die Cashflow-Berechnungen und die Gewinn- und Verlustrechnung Man kann die Ergebnisse in quantitativ und normalisiert aber auch in einem regelbasierten Ansatz verwenden.. Anders als bei klassisch gemanagten Fonds führen die ETF-Manager keine Einzelgespräche mit diesen Unternehmen. Das ist auch nicht immer nötig; bei einem diversifizierten Portfolio von 50 oder 100 Aktien kann auch eine derart regelbasierte Strategie erfolgreich sein, wenn sie sich auf ähnliche Kriterien konzentriert wie ein gemanagter Fonds (Rentabilität, niedriger Verschuldungsgrad, niedrige Gewinnvolatilität usw.).
Wichtig ist, sich nicht ausschließlich auf die Dividendenrendite zu fokussieren. Sonst würden teilweise Titel minderer Qualität mit hohem Risiko im Portfolio landen. Empfehlenswert ist es, sich die Entwicklung der vergangenen Jahre anzuschauen. Hat das Unternehmen die Dividenden kontinuierlich erhöht? Oder wenigstens gehalten? Auch folgende Fragen müssen geklärt werden: Ist das Unternehmen rentabel? Verfügt es über eine gute Bilanzstärke? Wie nachhaltig sind die Erträge? Sind sie sehr volatil? Ist das Geschäftsmodell stabil? Sind diese Indikatoren positiv, so ist ein Unternehmen wahrscheinlich gesund und fähig, zu wachsen und weiter Dividenden zu zahlen.
Diversifikation in Qualität
Der konkrete Auswahlprozess sieht dann so aus: aus einem Aktien-Universum, etwa dem MSCI ACWI, werden zuerst die attraktiven Dividendenzahler ausgewählt, die in den vergangenen fünf Jahren mindestens 20 Prozent mehr Dividendenrendite als der Indexdurchschnitt erzielt haben. Weitere Kriterien sind die Eigenkapitalrendite und die Gesamtkapitalrendite, sowie das Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital und die Kontinuität bei der Gewinnerzielung. Daher sind auch bei Dividendenstrategien die Fundamentaldaten eines Unternehmens entscheidend. Nur dann bieten Dividendenpapiere eine Schutzschicht für den Fall, dass die Dinge schlecht laufen.
Ein weiteres wichtiges Erfolgskriterium ist die Diversifikation. So beginnt Franklin Templetons Auswahlprozess für die globale Strategie mit 1.000 Aktien, bei der europäischen Strategie ist es der MSCI Europe. Als nächsten Schritt werden jene Unternehmen herausgefiltert, welche die Dividendenkriterien erfüllen. Übrig bleibt ein noch relativ breites Portfolio, aus dem die besten Qualitätsunternehmen ausgewählt werden. Zur Vermeidung von Klumpenrisiken ist es bei Dividenden-ETFs noch wichtig, Maximalgewichte für Einzelwerte festzulegen.
Betrachtet man die Branchen im Portfolio, so sind dort eher Substanzwerte und weniger Wachstumswerte vertreten. Aktuell liegt der Schwerpunkt bei Finanzdienstleistern (Versicherern und Verbraucherbanken), Versorgern und Basiskonsumgütern – weniger bei zyklischen Konsumgütern. Das sind mehrheitlich große, reife Unternehmen und sichere Dividendenzahler. Diese können, wie die Vergangenheit beweist, auch schwierigen Marktzyklen standhalten.
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