Fünf Gründe dafür, warum die Eurozone Bedenkenträger überraschen könnte
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Die Eurozone musste 2014 wirtschaftlich gesehen einiges einstecken und viele Analysten erwarten für 2015 keine wesentliche Erholung der Region. Philippe Brugere-Trelat, Executive Vice President und Portfolio Manager bei Franklin Mutual Series®, glaubt jedoch nicht, dass die Meldungen aus der Eurozone 2015 ganz so schlimm sein werden. Vielmehr gibt es für ihn fünf Gründe dafür, warum er der Ansicht ist, die Eurozone werde sich im vor uns liegenden Jahr besser als erwartet entwickeln und geht auch darauf ein, wo er Anlagechancen in der Region sieht.
Viele Beobachter sind der Ansicht, die Eurozone zeigte sich 2014 weltwirtschaftlich gesehen leistungsschwach. Trotz einer überwältigenden Mehrheit negativer Vorhersagen zum zukünftigen Wirtschaftswachstum denke ich, die Eurozone könnte Anleger 2015 doch positiv überraschen. Hier sind fünf Gründe, warum ich glaube, dass dem so sein könnte:
1. Die haushaltspolitischen Sparmaßnahmen dürften vorüber sein. Man kann anführen, dass nach der Schuldenkrise in der Region, die vor beinahe fünf Jahren begann, drastische Maßnahmen erforderlich waren und die Sparpläne einiger Mitgliedsstaaten sich als äußerst hart erwiesen.
Viele Länder erhöhten die Steuern und senkten die Staatsausgaben. Länder, die unter den Rettungsschirm der Europäischen Union und des Internationalen Währungsfonds schlüpften, waren dazu gezwungen dies zu tun, wenn sie Rettungsgelder erhalten wollten. Die Länder Irland, Spanien und Portugal haben in der Tat drastische Reformen umgesetzt und versucht ihre Probleme zu lösen. Sie zeigen meiner Meinung nach eine solide Erholung. Bestes Beispiel hierfür ist das Wachstum des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten und dritten Quartal 2014, das ganz vorne, während es für Deutschlands am hinteren Ende lag. Diesen Ländern scheint es gut zu gehen.
Trotz allem war die Sparpolitik im Großen und Ganzen eine bittere Pille. Erst jetzt können wir beobachten, wie die Länder der Eurozone sich von ihr entfernen und sich Investitionen in das BIP-Wachstum zuwenden.
2. Globale Nachfrage nach Produkten der Eurozone scheint robust. Die Eurozone ist Heimat zahlreicher Branchen – von deutschen Automobilbauern bis zu niederländischen Herstellern von Elektronikprodukten. Viele der Statusmarken, die die Eurozone produziert, sind nach wie vor weltweit gefragt. Selbst wenn die Schwellenmärkte (insbesondere China) nicht mehr so stark wachsen wie das einmal der Fall war, scheint in ihnen immer noch Nachfrage nach europäischen Produkten zu bestehen.
3. Ein schwacher Euro könnte helfen die Exporte zu stärken. Der Euro erreichte Anfang Januar 2015 gegenüber dem US-Dollar beinahe den niedrigsten Stand seit neun Jahren. Ein schwacher Euro ist im Allgemeinen gut für die Exporte aus der Eurozone, denn dadurch werden die Preise von Waren und Dienstleistungen der Eurozone im Weltmarkt viel konkurrenzfähiger. Exporte machen 24% des BIP der Region aus. Demgegenüber ist die US-Wirtschaft stärker binnenmarktorientiert. Dort machen die Exporte nur 13% des BIP aus.
Außerdem scheint der Konsens unter Marktbeobachtern, dass der Euro 2015 gegenüber dem US-Dollar weiter abschwächen wird, zu wachsen. Ich mache mir normalerweise nichts aus dem Konsens, aber dieses Mal muss ich zugeben, dass der Euro einer Abwärtsdynamik zu folgen scheint. Ich kann nicht vorhersagen, ob der Euro bei 115 oder 110 enden wird oder sogar gleichauf mit dem US-Dollar, aber meiner Ansicht nach wird der Euro 2015 wahrscheinlich weiter verlieren.
4. Aufgrund der niedrigeren Benzinpreise dürften Verbraucher mehr Geld zur freien Verfügung haben. Meiner Meinung nach werden die niedrigeren Benzinpreise Verbrauchern in der Eurozone generell helfen. Zunächst einmal dadurch, dass sie das reale verfügbare Einkommen erhöhen, und zweitens durch Reduzierung der Inputkosten von Unternehmen. Dadurch dürften langfristig die Preise für Waren und Dienstleistungen sinken. Zusammengenommen dürften diese Faktoren auch das BIP-Wachstum deutlich anstoßen. In dieser Hinsicht ist zu erwähnen, dass es normalerweise zu einer zeitlichen Verzögerung kommt, für gewöhnlich vier Quartale, bis die Auswirkungen der niedrigeren Kraftstoffkosten sich im BIP-Wachstum bemerkbar machen. Wir sehen also möglicherweise nicht sofort Resultate.
5. Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint sich weiter auf vollumfängliche quantitative Lockerungsmaßnahmen zuzubewegen. Meiner Meinung nach scheint alles darauf hinzudeuten, dass die EZB sich vollumfänglichen quantitativen Lockerungsmaßnahmen annähert. EZB-Präsident Mario Draghi hätte es in seiner letzten Erklärung, denke ich, nicht deutlicher machen können. Ich glaube, Ankäufe von Staatsanleihen im Sekundärmarkt werden kommen und das einfach nur aufgrund dessen, dass es die einzige Möglichkeit für die EZB ist, ihre Bilanz um den angekündigten Zielbetrag von 1 Bio. Euro zu erhöhen. Ansonsten gibt es einfach nicht genügend Anleihen, die sich ankaufen ließen.
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Obwohl eine gewisse Sorge hinsichtlich der politischen Stabilität in Griechenland besteht, sind die Spreads portugiesischer, italienischer und spanischer Anleihen relativ stabil geblieben. Die Gefahr eines systematischen Dominoeffekts von einem Land zum anderen dürfte daher meiner Meinung nach gesunken sein.
Was vielleicht größeren Anlass zur Sorge bietet, ist die unbeständige Situation in Russland. Das Land steht erheblichen Herausforderungen gegenüber, wie dem fallenden Ölpreis und einer abstürzenden Währung. Die Kosten russischer Öl- und Gasunternehmen entstehen fast ausschließlich in Rubel. Der schwache Rubel wirkt daher stark kompensierend auf die Auswirkungen des niedrigen Rohölpreises. Öl wird vorwiegend in US-Dollar gehandelt. Das bedeutet, russische Produzenten können mit ihrem Produkt Umsätze in soliden Dollar erzielen und gleichzeitig ihre Auslagen im abgewerteten Rubel bezahlen. Man sollte sich in Erinnerung rufen, dass Russland sich auch 1998 in einer sehr schlechten Lage befand. Damals sah sich das Land mit einer schweren Schuldenkrise konfrontiert, die zu einer erheblichen Abwertung seiner Währung führte. Die Krise ging schließlich vorüber und das Land kehrte auf einen Pfad starken Wirtschaftswachstums zurück. Obwohl nach wie vor viel politische Ungewissheit bezüglich Russland besteht, sind die Probleme, mit denen das Land sich nun auseinander setzen muss, meiner Meinung nach eher vorübergehender Natur. Ich kann nicht sagen, ob es ein oder zwei oder drei Quartale lang dauern wird, bevor Russland aus seiner aktuellen Krise kommt.Die Probleme sind meiner Meinung nach aber derzeit nicht struktureller Art.
Suche nach Wert
Im aktuellen globalen Wirtschaftsklima finden wir Wertchancen in Unternehmen, die unser Meinung nach von dem schwachen Euro direkt profitieren. Diese Chancen bieten sich im Industriesektor sowie in den Konsumbranchen, wie zum Beispiel Automobilbau, Einzelhandel und Freizeitbereich. Uns gefallen auch die Finanzwerte, sowohl Versicherungen, als auch Banken. Unserer Meinung nach sind eine Reihe europäischer Banken nur unzureichend bewertet und wir halten mehrere Titel in diesem Sektor für besonders attraktiv. Die Finanzunternehmen teilen sich die gleichen Eigenschaften, wie zum Beispiel eine starke Geschäftsführung und eine solide Marktposition, und sie werden zu unserer Meinung nach äußerst attraktiven Buchwertfaktoren gehandelt.
Wir finden derzeit keinen Wert in defensiven Sektoren, wie Lebensmittel, Getränke, Tabak und Gesundheitswesen, denn diese Titel sind derzeit sehr hoch bewertet. Dieser Trend begann im Frühjahr 2014, als viele Anleger diese Werte zur Absicherung und für höhere Renditen kauften. Viele dieser Titel bieten inzwischen kein Wertversprechen mehr. Ich denke daher, ihr Risikoprofil ist aufgrund der Expansionsaktivität der letzten Zeit bei vielen dieser Unternehmen erhöht.
Wir folgen wie immer einem umsichtigen Ansatz, finden aber die attraktiven Fundamentaldaten, die wir in den europäischen Aktienmärkten beobachten können, attraktiv. Europäische Unternehmensanleihen zeichnen auf vielerlei Weise ein überzeugendes Bild, das die die Region betreffenden Schlagzeilen Lügen straft. Wir glauben daher, unsere wertorientierte, langfristige Anlageperspektive, die von einer strengen Fundamentaldatenrecherche unterstützt wird, ist gut geeignet, Anlagegelegenheiten in Europa zu identifizieren, die über attraktive Risiko-/Ertragsprofile verfügen.
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