Frühindikatoren kurz vor zyklischem Höchststand
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Die Konjunkturbarometer bewegen sich in den Industrieländern auf hohem Niveau. Es gibt Hinweise darauf, dass der Höchststand bald erreicht ist. Das betrifft im Rahmen unserer Aktienstrategie die taktische Sektor- und regionale Allokation.
Konjunkturbarometer signalisieren hohes Wachstum ...
Die Daten aus der Eurozone deuten auf solides bis über dem eigentlichen Potenzial liegendes Wachstum hin. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes (PMI) ist um 1,3 Punkte auf 57,7 gefallen, während der PMI-Serviceindex sich um 0,1 Punkte auf 56,9 Punkte schob. Bei beiden Indizes verharrte die Outputpreis-Komponente auf historisch hohem Niveau, für die EZB sicherlich Grund, sich über Zweitrundeneffekte zu sorgen. Ferner ging der deutsche ifo-Geschäftsklima-Index leicht von seinem Rekordhoch im Februar zurück. Dabei glich der Anstieg der Einschätzung der gegenwärtigen Geschäftslage um zwei Punkte den moderaten Rückgang der Erwartungskomponente weitgehend aus.
...aber sind allmählich rückläufig
Diese Zahlen sind zwar sehr solide, ein Rückgang zeichnet sich aber bereits ab. In den USA ist das Bild ähnlich. Auch hier werden die Frühindikatoren wohl bald ihren höchsten Stand erreichen. Angesichts der Unruhen im Nahen Osten, steigender Ölpreise, unwägbarer Konsequenzen der Katastrophe in Japan, des zinspolitischen Kurswechsels der EZB und der prekären Schuldensituation im Euroraum überrascht das nicht.
Zyklische Outperformance nähert sich wohl dem Ende
Unsere Erwartung, dass der Höchststand bei den Frühindikatoren bald erreicht sein wird, wirkt sich auch auf unsere Aktien-Allokation aus. In Q1 2011 schnitten zyklische Aktien weiterhin besser als defensive Sektoren ab. Nun könnten die Risiken in zyklischen Sektoren durch das erwartete Hoch der Frühindikatoren allmählich steigen. Die zyklische Outperformance geht daher wohl zu Ende.
Innerhalb der zyklischen Sektoren zeichnet sich bereits eine Divergenz zwischen Energiesektor und gehobenem Konsumgüterbereich ab, denn höhere Inputkosten und rückläufige Nachfrage belasten die künftige Profitabilität. Da einige Unternehmen von Lieferengpässen infolge des Erdbebens in Japan betroffen sind, erhöht sich das Risiko kurzfristig noch. In Einzelfällen kommt es sogar zu Produktionsunterbrechungen, weil kritische Komponenten fehlen. Überdies befindet sich die relative Bewertung von Zyklikern auf ihrem höchsten Stand seit mehreren Jahren.
Energiesektor ist unser Favorit
Gleichwohl setzen wir momentan auf einen zyklischen Sektor: Energie. Nur dieser Sektor profitiert sowohl von Angebots- als auch Nachfrageschocks beim Ölpreis. Angebotsschocks werden durch Unterbrechungen der Ölversorgung ausgelöst, während Nachfrageschocks auf einem starken Anstieg der Nachfrage beruhen. Derzeit ist der Anstieg der Ölpreise hauptsächlich durch das Anziehen der Nachfrage, vor allem in den Schwellenländern, bedingt. Dennoch könnte dieser Nachfrageschock zum Angebotsschock werden, falls die Lage im Nahen Osten eskaliert. In jedem Fall bleibt der Ölpreis auf seinem hohen Niveau. Damit bestätigt sich unsere positive Haltung zu Energiewerten.
Zudem setzen wir auf den (zyklischen) IT-Sektor, da die Ausgaben für IT zunehmen dürften. Wir haben den Baustoffsektor auf neutral heruntergestuft, da der hohe Ölpreis das Wachstum in diesem Sektor wohl belasten wird. Hier verlagern wir unsere Allokation zum defensiven Health-Care-Sektor.
Untergewichtete EM-Position geschlossen
Unsere Erwartung an die Entwicklung der Frühindikatoren in den Industrieländern hat auch dazu geführt, dass wir unsere untergewichtete Position in Schwellenländeraktien geschlossen haben. Hier mag es zu einer gewissen Konvergenz mit EM-Frühindikatoren kommen. Demnächst dürfte sich auch eine geldpolitische Annäherung abzeichnen: Die EZB will noch in dieser Woche die Zinsen anheben und die Fed wird ihre Politik der quantitativen Lockerung voraussichtlich im Juni beenden.
Damit haben wir die seit Oktober 2010 beobachtete Underperformance von EM-Aktien gegenüber Aktien aus entwickelten Ländern wohl weitgehend hinter uns. Quantitative Signale wie Preismomentum und Marktdynamik bessern sich. Geldpolitische Straffung und hohe Ölpreise sind jedoch ungünstig für die Emerging Markets. Zugleich verebbt das Interesse an EM-Aktien (außer in Osteuropa). Insgesamt erscheint das EM-Risiko jetzt aber als ausgeglichener.
Weniger Optimismus bei US- und japanischen Aktien
Die höhere Gewichtung von EM-Titeln haben wir durch einen Rückzug aus US-Aktien finanziert. Im Vergleich zu anderen Märkten ist die erwartete Rendite von US-Aktien in diesem Jahr am niedrigsten. Ferner betrachten wir japanische Aktien mit Vorsicht: Durch Naturkatastrophe, nukleare Bedrohung und Stromsperren ist die Entwicklung hier mit zu vielen Unwägbarkeiten behaftet. Andererseits wollen wir nicht zu pessimistisch sein, denn japanische Aktien weisen immer noch attraktive Bewertungen auf. Entscheidend ist hier die Stabilisierung der Währung, denn eine Stärkung des Yen könnte den Markt zusätzlich belasten.
Europäische Aktien etwas attraktiver
Unsere Einschätzung europäischer Aktien ist jetzt etwas positiver. Das liegt vor allem daran, dass eine Lösung der europäischen Staatsschuldenkrise wohl bevorsteht. Dennoch wäre eine Entwarnung verfrüht, da innenpolitische Querelen den Prozess unterlaufen. Die Landtagswahlen in Deutschland und die Regionalwahlen in Frankreich haben den Regierungsparteien eine Schlappe beschert. In Portugal ist der Ministerpräsident zurückgetreten und in Finnland erhält eine antieuropäische Partei großen Zulauf. Bei den aktuellen Anleiherenditen wird Portugal voraussichtlich unter den Rettungsschirm schlüpfen müssen. Last but not least bemüht sich Irland um eine Neuverhandlung des 2010 beschlossenen Irland-Pakets.
Quelle: ING Investment Management
ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit annähernd 375 Milliarden Euro Assets under Management, vertreten in 37 Ländern mit mehr als 3.700 Mitarbeitern, ist ING Investment Management (ING IM) weltweit auf Platz 27 im Asset Management.
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