Frontier Markets: VARPS mit attraktiven Anlagechancen
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Zürich (GodmodeTrader.de) - Vor einigen Jahren tauchte die Bezeichnung „BRICS“ als Kürzel für eine Gruppe von Ländern – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – auf, die als Wachstumsmotoren der Welt angesehen wurden. Da einige dieser Länder in den Folgejahren Wirtschaftskrisen oder politische Veränderungen erfuhren, begannen die Anleger, ihren Blick auf Frontier Markets zu richten – Länder, die interessante Wachstumschancen bieten, sich aber in einer früheren Phase des Entwicklungszyklus befinden, wie Tim Love, Investment Director bei GAM Investments und Lead-Fondsmanager der GAM Emerging Markets Equity Strategie, in einem Marktkommentar schreibt.
„Unsere bevorzugten Frontier Markets sind die sogenannten VARPS: Vietnam, Argentinien, Rumänien, Pakistan und Saudi-Arabien. Diese Länder haben Anlegern in den vergangenen Jahren hervorragende Chancen zur Gewinnerzielung geboten“, so Love.
Vietnam
Vietnam habe sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt, und das Land sei weiterhin sehr positiv zu beurteilen. Im letzten Jahrzehnt habe das Land ein starkes und stabiles Wirtschaftswachstum ausgewiesen, das sich auch 2019 fortsetzen dürfte. Die eingeleiteten Reformen hätten Vietnam eine Steigerung seiner landwirtschaftlichen Exporte wie beispielsweise Fischereierzeugnissen und Kaffee ermöglicht, währenddessen die zunehmende Beliebtheit als Urlaubsziel zu einer Vielzahl von Bauprojekten geführt habe. Zudem sorge die wachsende Mittelschicht in Sektoren wie der Milchwirtschaft für Auftrieb, da die Konsumenten ihre Aufmerksamkeit zunehmend auf gesunde Lebensmittel und eine vollwertigere Ernährung richteten, heißt es wieter.
„Darüber hinaus sind wir davon überzeugt, dass die im Laufe dieses Jahres erwartete Aufnahme Vietnams in den MSCI Emerging Markets Index für anhaltend hohe Bewertungen sorgen wird. Allerdings musste Vietnam im letzten Monat erste Fälle der afrikanischen Schweinepest bestätigen. Obwohl ein Risiko besteht, dass sich die Seuche weiter ausbreitet, konnte sie bisher auf die Nordprovinz an der Grenze zu China eingegrenzt werden. Diese Entwicklung gilt es aufmerksam zu verfolgen“, so Love.
Argentinien
Die Regierung von Mauricio Macri bemühe sich nach Kräften, Argentinien durch diverse Reformen wieder zu einem Anlageziel zu machen. Das Land stelle jedoch ein politisches Risiko mit anhaltenden Währungsproblemen dar, heißt es weiter.
„Wir sind davon überzeugt, dass diverse innenpolitische Probleme und ein breit angelegtes Programm geldpolitischer und fiskalischer Straffungsmaßnahmen auch in diesem Jahr zu einer Fortsetzung der Rezession führen. Es wird interessant sein, die weitere Entwicklung der Reformen zu beobachten. Allerdings könnte es klüger sein, abzuwarten, bis einige dieser Gegenwinde nachlassen. Aus diesem Grund halten wir ein reduziertes Engagement in lokal notierten Wertpapieren argentinischer Unternehmen für ratsam. American Depositary Receipts (ADRs) stellen eine bessere Möglichkeit dar, in argentinische Aktien zu investieren. Sobald es Argentinien jedoch gelingt, seine wirtschaftliche Rezession und die Volatilität seiner Währung zu überwinden, bieten der Banken- und der Stromsektor des Landes sehr attraktive Anlagemöglichkeiten“, so Love.
Rumänien
Rumänien sei im Wesentlichen eine typische „Wette auf die Konvergenz“ zur Europäischen Union (EU) und habe im Laufe der Jahre von zahlreichen starken Rückenwinden profitiert. Beispielsweise verfüge das Land über eine eigene Währung, den rumänischen Leu, den die Zentralbank durch ein kontrolliertes Floating steuere, um Wechselkursschwankungen zu reduzieren. Darüber hinaus habe Rumänien vom EU-Wiederaufbaufonds profitiert, und die lokalen Unternehmen erzielten sehr gute Fortschritte in der Erfüllung von ESG-Kriterien (ökologische, soziale und die Unternehmensführung betreffende Kriterien). Insgesamt förderten diese Faktoren die Attraktivität Rumäniens als interessantes Anlageziel, heißt es weiter.
„Ende 2018 schockierte die rumänische Regierung die Anleger jedoch mit einer Steuer auf den Bankensektor des Landes. Damit löste sie einen Kursrutsch rumänischer Bankenaktien aus und signalisierte eine sozialistischere Regierungspolitik. Die Ratingagenturen drohten daraufhin, ihre Ausblicke für Rumänien zu senken. Zudem kritisierten die Mitglieder des Euroblocks und die rumänische Zentralbank diesen Schritt heftig, woraufhin die Bankensteuer teilweise wieder rückgängig gemacht wurde. Damit bleibt jedoch unsicher, wie das Land das Defizit im Staatshaushalt in den Griff bekommen möchte. Aus diesen Gründen sind wir bei Anlagen in Rumänien vorsichtiger geworden und nehmen vorerst eine abwartende Haltung ein. Um zu einer optimistischeren Einschätzung zurückzukehren, bedarf es unserer Meinung nach einer Änderung der Regierungspolitik“, so Love.
Pakistan
Die Kurse pakistanischer Aktien seien zur Mitte des Jahres 2018 in die Höhe geschossen, nachdem MSCI die Aufnahme der Aktien des Landes in den Emerging Markets Index angekündigt hatte. Mit einer beachtlichen Bevölkerung von 97 Millionen Menschen profitiere Pakistan von zahlreichen Infrastrukturprojekten im Rahmen des 46 Milliarden US-Dollar umfassenden sogenannten chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridors, heißt es weiter.
„Es gibt aber auch einige Risiken, insbesondere die zunehmenden Spannungen in der Kaschmir-Region und das hohe Leistungsbilanzdefizit des Landes. Aktuell liegen die Bewertungen jedoch in einem außerordentlich attraktiven Bereich. Insbesondere Zementunternehmen – einfach aufgebaut und politisch unkompliziert – werden von uns favorisiert. Darüber hinaus bieten sie eine Möglichkeit, auf den Bauboom im Land zu setzen“, so Love.
Saudi-Arabien
Dank eines enormen Privatisierungsprogramms, das staatliche Vermögenswerte freisetzen solle, biete Saudi-Arabien attraktivere Investmentgelegenheiten. Die neue, reformfreudige Regierung strebe nach einer stärkeren Diversifikation der Wirtschaft, um sich von der Abhängigkeit von Rohöl zu lösen. Saudische Versicherungsunternehmen und Banken dürften die Nutznießer eines solchen Schritts sein. Sofern sich die richtigen Gelegenheiten ergäben, könnte Saudi-Arabien im Laufe des Jahres 2019 aus der Anlageperspektive eine Überlegung wert sein, heißt es weiter.
„Unserer Meinung nach lohnt es sich, Engagements in Frontier Markets in ein Schwellenländerportfolio einzubeziehen. Sie bieten Zugang zu den kommenden Wachstumsmärkten, die zu gegebener Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit in den MSCI Emerging Markets Index aufgenommen werden, und bringen zusätzliche Diversifikation in ein breiteres Schwellenländerportfolio. Aufgrund ihrer geringeren Liquidität im Vergleich zu höher entwickelten Schwellenmärkten wie China oder Indien weisen sie von Natur aus keine Korrelation zu Schwellenländern als Ganzes auf. Allerdings kann das politische und wirtschaftliche Klima dieser Länder volatil sein, sodass jede Veränderung aufmerksam beobachtet werden sollte“, so Love.
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