Analyse
12:45 Uhr, 09.05.2023

FRESENIUS MEDICAL CARE – Künftig steht man auf eigenen Beinen

Überraschend gut hat der Dialysespezialist im ersten Quartal 2023 abgeschnitten. Das operative Ergebnis fiel besser aus als von Experten erwartet.

Erwähnte Instrumente

  • Fresenius Medical Care KGaA - WKN: 578580 - ISIN: DE0005785802 - Kurs: 43,070 € (XETRA)

Die Pandemie hatte Fresenius Medical Care (FMC) in den vergangenen Jahren ordentlich zugesetzt. Eine hohe Übersterblichkeit bei Corona-Patienten, steigende Kosten und Fachkräftemangel sorgten für mehrere Gewinnwarnungen, einen stark sinkenden Aktienkurs und den Abstieg aus dem DAX. Das Mutterunternehmen Fresenius, über dessen ersten Quartal mein Kollege Sascha Gebhard an dieser Stelle berichtet, hat mittlerweile die Reißleine gezogen und die Trennung von FMC in die Wege geleitet.

FMC betreute im ersten Quartal in weltweit 4.060 Kliniken 343.067 Patienten und führte dabei 12.843.574 Behandlungen durch.

Der Konzernumsatz lag im Zeitraum von Anfang Januar bis Ende März bei 4,70 (VJ 4,55) Mrd. EUR, was einem leichten Zuwachs von 3 Prozent entspricht. Das operative Ergebnis ging um 28 Prozent auf 261 (VJ 348) Mio. EUR zurück. Das unbereinigte Ergebnis lag bei 354 (VJ 390) Mio. EUR und damit über dem Analystenkonsens von 335 Mio. EUR. Die Marge stellte sich auf 5,5 (VJ 7,6) Prozent.

Das Konzernergebnis belief sich auf 86 (VJ 157) Mio. EUR bzw. 0,29 (VJ 0,54) Euro pro FMC-Aktie. Neben den inflationsbedingt gestiegenen Kosten belastete ein Sondereffekt aufgrund der Einstellung des Entwicklungsprogramms für einen Dialyse-Cycler in Höhe von 83 Mio. EUR die Erfolgsrechnung.

Im Geschäftsbereich Care Delivery stiegen die Erlöse um 3 Prozent auf 3,76 Mrd. EUR, was vor allem an positiven Währungseffekten lag. Im zweiten Segment Care Enablement legte der Umsatz ebenfalls um 3 Prozent auf 1,31 zu, was an höheren Erlösen mit intensivmedizinischen Produkten im chinesischen Markt und mit Produkten für die Heim-Hämodialyse lag. Außerdem wirkten sich Preisanhebungen positiv aus. Die Eliminierungen zwischen den beiden Segmenten lag mit 363 (VJ 366) Mio. EUR auf dem Vorjahresniveau.

Der Cashflow aus der operativen Tätigkeit lag im ersten Quartal bei 143 (VJ 159) Mio. EUR und der freie Cashflow drehte mit 2 (VJ minus 1) Mio. EUR in den positiven Bereich. Das Verhältnis Nettoverschuldung zu EBITDA blieb mit 3,4 auf dem Vorjahresniveau und innerhalb des Zielkorridors von 3,0 bis 3,5. Die Eigenkapitalquote blieb mit 43 (VJ 43) Prozent auf einem ordentlichen Niveau.

Die Vorstandsvorsitzende Helen Giza hat die Aussichten für das Gesamtjahr bestätigt. Der Konzernumsatz soll um einen niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentsatz steigen. Das operative Ergebnis soll stabil bleiben oder um einen hohen einstelligen Prozentsatz zurückgehen.

Fazit: Die Lage entspannt sich etwas bei Fresenius Medical Care, auch wenn das Ergebnis in diesem Jahr vermutlich etwas rückläufig sein wird. Vielleicht kommt durch die Entflechtung vom Mutterkonzern Fresenius, der aktuell noch rund 32 Prozent der FMC-Aktien hält, auch Übernahmefantasie auf. Nach dem starken Anstieg von mehr als 50 Prozent im letzten halben Jahr sollte vor einem Einstieg auf eine Konsolidierung gewartet werden.

Jahr 2022 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. EUR 19,40 19,77 20,66
Ergebnis je Aktie in EUR 1,93 2,24 2,93
KGV 22 19 15
Dividende je Aktie in EUR 1,12 1,05 1,20
Dividendenrendite 2,60 % 2,43 % 2,78 %

*e = erwartet

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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