Analyse
21:45 Uhr, 23.06.2016

Folgende Idee für einen Brexit-Overnight Trade

Kurzfristig dürfte der Markt weitgehend von Tradern dominiert sein. Investoren halten sich in der Regel aus solchen Marktsituationen, wie der heutigen, heraus. Wer auf Brexit setzt, kann wahrscheinlich kurzfristig mehr "gewinnen", als die Mehrheit, die sich für ein Remain positioniert hat ...

Wir gehen von folgender Prämisse aus:

Die Wahrscheinlichkeit für einen Brexit geben britische Buchmacher zuletzt nur mit 20-25 % an, die für ein Remain mit 75-80 %.

Der DAX ist in den zurückliegenden Handelstagen um 8 % angestiegen, Gold ist gefallen. Marktteilnehmer preisen also ebenfalls ein Remain ein.

Im Verlauf der Nacht werden erste Ergebnisse bekanntgegeben, morgen früh das finale Ergebnis.

Kurzfristig rechne ich mit 2 Scenarien:

- Brexit. Dieses Ereignis ist für Marktteilnehmer das deutlich unerwartetere. Dementsprechend dürften sie auch positioniert sein. Ergo. Im Falle eines Brexits bricht der Markt deutlich ein, weil die eingegangenen kurzfristigen Long-Wetten aufgelöst werden, was den Kursverfall wesentlich verursachen wird.

- Remain. Viele stehen in ihren Longpositionen, weil sie diesen Ausgang erwartet haben. In einen möglichen Anstieg der Märkte wollen diese ihre Longpositionen mit Gewinn veräußern. Wenn es zuviele Trader sind, können ihre Gewinnmitnahmeversuche eine mögliche größere Entlastungsrally durchaus auch abwürgen.

Die Konsequenzen für den Trader sind die Folgenden:

- Positioniert er sich jetzt vor Bekanntgabe des Referendumergebnisses short, macht er starken Gewinn, wenn es tatsächlich zum Brexitvotum kommt. Auf der anderen Seite steht er mit einem Remainvotum sofort mit seiner Shortposition im Minus und muß schnell covern. Er kann allerdings aufgrund der eingangs beschriebenen Wahrscheinlichkeiten relativ gesehen, mehr gewinnen, als er verliert. Tatsächlich hat er allerdings den Verlust, wenn es eben das Remainvotum gibt.

- Positioniert er sich vor dem Ergebnis heute Nacht long, positioniert er sich in Richtung der höchsten Wahrscheinlichkeit. Im Falle eines Brexit wird es ihm mit seiner Longpositionen die Ohren abreißen! Er wird kurzfristig hohe Verluste einfahren. Auf der anderen Seite kann er einen überschaubaren Profit mitnehmen, wenn es ihm gelingt in eine mögliche Entlastungsrally schnell zu verkaufen.

Der Trader kann aber auch flat in die Nacht gehen (die meisten mit einem gesunden Menschenverstand werden das wohl so machen) und dann morgen direkt vom Start an traden (oder aber, wenn sie einen gesunden Menschenverstand haben, eher auch dann nicht). Wahrscheinlich werden Eröffnungs Gaps, Kurslücken. Je nach Ergebnis nach unten oder nach oben gerissen.

Bei einem Brexit und demzufolge einem Start mit einem GapDown, kann er versuchen das Gap short zu traden (sofern es nicht zu groß ist!). Warum ? Weil die Remain Longtrader ihre Positionen erst ab dem Opening (also wenn das Gap bereits gerissen ist) verkaufen können. In den von ihnen verursachten Abverkauf könnte man vorsichtig shorten/leerverkaufen, was den ABverkauf übrigens verschärfen würde.

Im Falle eines Remainvotums wird es für einen Trader, der erst neu einsteigen möchte, schwierig.
Ein GapUp direkt zu kaufen, ist nicht ungefährlich, weil jederzeit Gewinnmitnahmen der Remain-Trader einsetzen können. Eine feste Remain-Eröffnung zu shorten, wäre mir auch zu heiß.

Abschließend noch folgender Hinweis. Direkt im Umfeld der Referendumbekanntgabe (heute und morgen) dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Investoren im Markt unterwegs sein. Diese Marktteilnehmergruppe meidet solche Marktsituationen. Vielmehr ist der Markt kurzfristig m.E. weitgehend von Tradern bestimmt.

Über 9.000 Trader folgen mir übrigens ganz normal kostenlos auf Guidants: Link

96 Kommentare

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  • schimpanse69
    schimpanse69

    Brexit war bereits letzte Woche fix...siehe Positionierung der Hedgefonds.

    08:46 Uhr, 24.06. 2016
  • netzadler
    netzadler

    tja, wirtschaft scheint eben doch nicht alles zu sein, wie das Establishment immer weissmachen will.

    Respekt den 52%, lieber ein ende mit schrecken...

    die Unsicherheit ist natürlich gift für die wirtschaft.

    mal sehen, was die Notenbanken überhaupt noch machen können.

    das wird noch sehr interessant werden demnächst.

    bin froh über meine hohe cashposition

    08:05 Uhr, 24.06. 2016
  • bullischerbär
    bullischerbär

    Als ob ich es nicht gesagt hätte: den Briten ist alles zuzutrauen! :-)

    07:53 Uhr, 24.06. 2016
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Moin, Moin

    man soll das Bären ähhm Bullenfell erst verteilen wenn das Tier erlegt ist, gelle!! Momentan sieht es doch völlig unvorhersehbar nach Bullentod aus.

    04:11 Uhr, 24.06. 2016
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    Newport 44% Remain, 56% Leave Burnley 33.4% Remain, 66.6% Leave Bracknell Forest 46.1% Remain, 53.9% Leave

    03:30 Uhr, 24.06. 2016
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    Glasgow Remain: 168,335 Leave: 84,474

    03:28 Uhr, 24.06. 2016
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading
    03:27 Uhr, 24.06. 2016
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    St Helens votes: LEAVE In: 39,322 Out: 54,357

    03:23 Uhr, 24.06. 2016
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    Es geht los, ja

    http://go.guidants.com/de#c/107992

    03:07 Uhr, 24.06. 2016

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Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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