Kommentar
11:24 Uhr, 14.05.2008

Folgen des Erdbebens in China

Ein Erdbeben mit einer Stärke von 7,9 auf der Richter-Skala erschütterte am 12. Mai die Provinz Sichuan im Südwesten Chinas. Das Epizentrum des Bebens lag im Bezirk Wenchuan, rund 100 km nordwestlich der Provinzhauptstadt Chengdu. Die Zahl der Todesopfer wurde bei Redaktionsschluss mit rund 12.000 angegeben, dazu wurden schwere Schäden an der Infrastruktur und an Gebäuden gemeldet.

Dieses Erdbeben ist eine große Tragödie für alle Beteiligten, deren Folgen sicher nicht zu unterschätzen sind. Auf die Wirtschaft und den Aktienmarkt Chinas wird es aber, so glauben wir, keinen nachhaltigen Einfluss haben.

Die wirtschaftlichen Folgen dürften für China nicht wesentlich sein, abgesehen von einer größeren Unterbrechung der Stromversorgungs-, Telekommunikations- und Verkehrsnetze. Die Provinz Sichuan trug 2007 mit rund 4,2% zu Chinas BIP bei. Negative Folgen für die Wirtschaft sind wahrscheinlich nur kurzfristig, und der Wiederaufbaubedarf dürfte später die Sachinvestitionsquote steigern. Allerdings könnte die Inflation der Verbraucherpreise in den kommenden Monaten hartnäckig hoch bleiben, da Sichuan ein Schweinezuchtgebiet ist (die Provinz trug 2006 mit 11% zur Schweineproduktion Chinas bei). Das Beben könnte die Preise für Schweinefleisch wieder in die Höhe treiben; ebenso sind Transportengpässe möglich, die sich zeitweilig auf Lebensmittel- und Rohstoffpreise auswirken können.

Ebenso kurzfristig dürften die Auswirkungen auf die Unternehmen sein (hauptsächlich Immobilien, Versicherungen und Handel), die in der Provinz Sichuan tätig sind. Zu diesen Unternehmen gehören beispielsweise Immobilienfirmen mit anstehenden Verkäufen in der Provinz, Lebens- und Sachversicherungsfirmen, denen durch das Erdbeben eine steigende Zahl von Schadensfällen ins Haus steht, Kurierdienste, die kurzfristig mit Straßensperrungen konfrontiert werden, sowie die Betreiber von Einzelhandelsunternehmen und Kaufhäusern in Sichuan.

Der Handel von insgesamt 66 Aktien (Klasse A) von Unternehmen mit Sitz in der Provinz Sichuan wurde so lange ausgesetzt, bis die Firmen in der Lage sind, die Auswirkungen des Erdbebens auf ihren Betrieb bekannt zu geben. Davon sind 45 Unternehmen an der Schanghaier Börse und 21 an der Börse in Shenzhen notiert. Dennoch sollten die negative Wirkung und Stimmung gegenüber diesen Titeln, wie es sich bei ähnlichen Naturkatastrophen oder Epidemien gezeigt hat, nur vorübergehend sein. Sie könnten sich außerdem als Kaufmöglichkeiten entpuppen, wenn die Kurse zu stark fallen.

Andererseits kommt der Wiederaufbaubedarf in der Provinz bestimmten Sektoren zugute, darunter Bau- und Baustoffunternehmen (Zement und Stahl). Wir haben unsere Anlagestrategie nicht geändert, da wir diesen Sektoren gegenüber bereits positiv eingestellt waren und bei Titeln engagiert sind, die vom steigenden Infrastrukturbedarf in China profitieren.

Quelle: Schroders

Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. März 2007 rund 189,4 Mrd. Euro.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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