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- FTSE 100Kursstand: 6.891,00 Pkt (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
London (GodmodeTrader.de) - Wie sich jetzt herausstellt, wurde das Referendum in Italien vor allem durch die nationale Politik bestimmt. Die Einordnung dieser Wahl in einen breiten Aufwärtstrend populistischer Strömungen und entsprechender Risiken für die EU waren offenbar übertrieben. Anders als im Fall des Brexit und bei Trumps Wahlsieg entsprach das Ergebnis des italienischen Referendums den Erwartungen. Der Kurstrend hatte das Resultat bereits teilweise vorweggenommen, so dass die erste Marktreaktion verhalten ausfiel, wie Juan Nevado, Manager des M&G Dynamic Allocation Fund, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Der FTSE MIB habe bei Eröffnung zwei Prozent niedriger gelegen, sich jedoch schnell wieder in positives Terrain bewegt. Bei den Bankaktien habe ein gemischtes Bild geherrscht, während Finanzwerte insgesamt angestiegen seien. Die Bewertungen vieler italienischer Banken sähen nach wie vor überzeugend aus. Selbst bei den Häusern mit den gesündesten Bilanzen seien extrem negative Entwicklungen bereits eingepreist. Aus unserer Sicht brauche es kaum gute Nachrichten – oder sogar nur weniger schlechte – um eine signifikante Neubewertung auszulösen, heißt es weiter.
„Der Euro eröffnete schwach, erholte sich dann aber weitgehend. Italienische Staatsanleihen hatten sich vor dem Referendum schwach gezeigt und zudem während der letzten Monate bereits unter dem breiteren Abverkauf von Staatsanleihen gelitten. Wir halten italienische Staatsanleihen inzwischen wieder für interessanter, nachdem sie zu Anfang dieses Jahres unattraktive Renditeniveaus erreicht hatten“, so Nevado.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht habe Italien von einem breiteren Aufschwung in Europa profitiert, habe in letzter Zeit aber kaum noch Schritt halten können. Die Einzelhandelsumsätze seien 2016 wieder zurückgegangen, doch das Verbrauchervertrauen sei immer noch hoch. Die Industrieproduktion sei leicht um 1,8 Prozent gestiegen, während die Arbeitslosenrate weiter bei 11,6 Prozent verharre. Das Bruttoinlandsprodukt sei mit einem Prozent zuletzt leicht gestiegen, biete aber noch deutlichen Spielraum nach oben und für positive Überraschungen. Bei den aktuellen Bewertungsniveaus seien vielversprechende Möglichkeiten zu erkennen, heißt es weiter.
„Im Gegensatz zu Brexit und Trump, die für einen harten Bruch mit dem Status Quo standen, ist das Wahlergebnis in Italien komplexer. Aus verfassungsrechtlicher Sicht hat sich nichts geändert und der Rücktritt eines Premierministers ist nicht ungewöhnlich – mit zwei Jahren im Amt liegt Matteo Renzi im Durchschnitt der letzten 30 Jahre“, so Nevado.
Die Entscheidung über ein neues Wahlrecht in Italien könnte jedoch etwas darüber aussagen, wie wahrscheinlich zukünftig der Einfluss von Anti-Establishment-Parteien sein werde. Außer bei extremen Ereignissen, seien die Auswirkungen der Politik auf die Wirtschaft und Märkte jedoch oft nur flüchtig. Selbst bei großen und grundsätzlichen Veränderungen wie dem Brexit, würden die Einflüsse erst über Jahre oder sogar Jahrzehnte spürbar, heißt es weiter.
„Die Versuchung ist sehr groß, sich jetzt auf einzelne Situationen zu konzentrieren, um kurzfristige Entwicklungen zu sorgen und die Fundamentaldaten zu ignorieren. Häufig erscheint es unbefriedigend, angesichts politischer Ereignisse ohne klare Erwartung oder Prognose zu agieren. Nach unserer Erfahrung ist es für Investoren jedoch gerade dann hilfreich, auf alles gefasst zu sein, zu akzeptieren, dass man die Zukunft nicht genau kennen kann, und flexibel zu reagieren“, so Nevado.
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