Kommentar
08:08 Uhr, 05.04.2019

Finger weg von Aktien?

Anlegern wird seit jeher eingebläut, dass sie in Aktien investieren sollen. Das ist ein fahrlässiger Rat.

Es heißt, dass Aktien immer ein Gewinn seien, zumindest langfristig. Über Jahre oder Jahrzehnte kann man mit 7-9 % Rendite pro Jahr rechnen. Das klingt gut, stimmt aber einfach nicht.

Die Aussage war einmal korrekt. Die Betonung liegt auf ‚war‘. Wie lange die guten Zeiten teils schon vorbei sind, zeigt Grafik 1. Dargestellt sind die Indizes in Spanien, Italien und Japan. In Japan wartet man schon seit 30 Jahren auf neue Hochs. In Italien sind es schon fast zwei Jahrzehnte und Spanien kommt nicht nur nicht vom Fleck. Die Rendite liegt über die letzten 10 und die letzten 20 Jahre bei 0 %.


Nun kann man argumentieren, dass man ja nicht gerade in diese drei Märkte investieren muss. Muss man tatsächlich nicht. Die meisten Anleger investieren dort, wo sie zu Hause sind, also z.B. in Deutschland. Dort sieht es aber kaum besser aus (Grafik 2).

Deutsche Aktien haben seit den Hochs zur Jahrhundertwende keinen nachhaltigen Ausbruch mehr geschafft. Wer auf den Dax blickt, fragt sich natürlich, ob das so stimmt. Der Dax Performance-Index berücksichtigt Dividenden, die reinvestiert werden. Das führt dazu, dass der Index steigt. Die Kurse selbst kommen seit Jahrzehnten nicht vom Fleck. Alles hängt an den Dividenden.

Zum besseren Vergleich sind in Grafik 2 die Kursindizes dargestellt. Hier zeigt sich, dass lediglich US-Aktien neue Hochs erreichen konnten. Alle anderen Märkte haben die Finanzkrise noch immer nicht überwunden. Eine versuchen immer noch, die Hochs aus dem Jahr 2000 wieder zu erreichen.


Kurz gesagt: über die Kurse ließ sich in den meisten Märkten kein Geld verdienen. Betrachtet man die jährliche Rendite der letzten 20 Jahre, ist man schon ernüchtert (Grafik 3). Sie ist entweder negativ oder nur knapp positiv. Lediglich drei Märkte bilden eine Ausnahme: Kanada, Australien und die USA.

In allen anderen Märkten wäre man deutlich besser gefahren, wenn man einfach im Jahr 2000 eine Anleihe mit mindestens 10 Jahren Laufzeit gekauft hätte. Dies berücksichtigt auch die Dividenden, die man durch den Besitz von Aktien erhält.

Rechnet man vom bisherigen Hoch der Indizes zum aktuellen Kurs, so ergibt sich teils eine stattliche, negative Rendite. In Spanien liegt diese bei -5.3 %. Selbst inklusive Dividenden ist man im Minus. Das gleiche gilt für Japan und Italien.

Selbst der Überflieger, die USA, bringen es in dieser Betrachtung gerade einmal auf eine jährliche Performance von 1,9 %. Man braucht schon viel Fantasie, um das als sensationell zu bezeichnen.

Deswegen sind Aktien natürlich nicht unbedingt schlecht. Sie bringen aber langfristig bei weitem nicht das, was einem immer versprochen wird. Kauft man nicht gerade beim Tief einer größeren Korrektur, verdient man mit Aktien auch langfristig kein Geld. Das ist sicherlich auch ein Grund, weshalb viele Anleger am Markt Geld verlieren. Bis auf Dividenden ist in den meisten Märkten einfach nichts zu holen.

Nun kann man optimistisch sein und befinden: die letzten 20 Jahre waren aber auch schwierig. Die nächsten 20 werden sicherlich besser. Da wäre ich mir nicht so sicher. Die Bevölkerung schrumpft in den meisten Ländern und wird im Durchschnitt immer älter. Was das mit einem Aktienmarkt macht, konnte man in Japan erleben.

Persönlich ziehe ich Aktien mangels Alternative immer noch anderen Anlageklassen vor. Buy and Hold ist aber nicht der Weg zum Glück. Man braucht schon ein besseres Timing. Mit gutem Timing lassen sich langfristig die 7-9 % immer noch erzielen.

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3 Kommentare

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  • Raka
    Raka

    Ich habe mal nachgeforscht. Der MSCI hat sich in den letzten 20 Jahren vervierfacht! Klar, das ist inklusive Dividende.

    09:12 Uhr, 12.04.2019
  • Raka
    Raka

    Was verstehen Sie in diesem Zusammenhang unter "rollierend"?

    16:36 Uhr, 11.04.2019
  • xelonic
    xelonic

    Sehr interessanter Artikel, bitte mehr davon! Aus welchen Quellen stammen die Daten / Aufbereitung?

    10:58 Uhr, 05.04.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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