Kommentar
20:41 Uhr, 16.08.2013

Finanzkrise im Überblick: Griechenland - Schuldenschnitt unvermeidbar?

Wochenende, 10./11. August:

EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) ist gegen die zukünftige IWF-Beteiligung an Hilfsprogrammen für überschuldete Euro-Länder. "EU und EZB sollten die Programme künftig allein umsetzen", so Oettinger gegenüber der Zeitung "Bild".

Frankreich: Regierung blickt immer pessimistischer auf eigene Wirtschaftsleistung. Ein Rückgang wird für 2013 nicht mehr ausgeschlossen. "Wir kennen alle den Trend. In diesem Jahr wird das Wachstum schwach sein, zwischen minus 0,1 Prozent und plus 0,1 Prozent“, so Finanzminister Pierre Moscovici.

Die Bundesbank erwartet ein neues Hilfspaket für Griechenland nach der Bundestagswahl. "Die Europäer müssen spätestens Anfang 2014 wohl in jedem Fall ein neues Kreditprogramm mit Griechenland beschließen", heißt es in einer Stellungnahme der Bundesbank an das Bundesfinanzministerium und IWF laut "Spiegel". Nach Ansicht der Bundesbank wird Griechenland ohne weiteren Schuldenschnitt schon bald im Schuldensumpf versinken.

Montag, 12. August:

Italien: Staatsverschuldung steigt im Juni auf 2,0751 Billionen Euro von revidiert 2,0746 (2,0747) Billionen Euro im Vormonat.

Die Wirtschaftsleistung in Griechenland ist im zweiten Quartal "nur" noch um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr geschrumpft nach einem BIP-Rückgang von 5,6 Prozent im Vorquartal.

Nach Angaben des Finanzministeriums hat Griechenland in den ersten sieben Monaten einen Primärüberschuss (ohne Zinsen) von 2,6 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Die Bundesregierung beteiligt sich nicht an Spekulationen über einen neuen Schuldenschnitt für Griechenland. Die Troika habe Athen gute Fortschritte attestiert, sagte Schäuble-Sprecher Martin Kotthaus.

Dienstag, 13. August:

Umfrage: Nur 17 Prozent der Bundesbürger glauben, dass das Schlimmste in der Euro-Krise überwunden ist. 91 Prozent sind der Meinung, dass sie die Eurokrise noch lange beschäftigen wird.

AfD-Sprecher Alexander Gauland: Griechenland schönt seine Bilanzen, indem fast keine Rechnungen mehr beglichen und auch Renten und Pensionen nicht oder nur teilweise ausbezahlt werden. Diese kreative Buchführung werde angewendet, um das Land im Euroraum zu halten und weiter Geld von den Gläubigerstaaten fordern zu können.

Der Risikoaufschlag für 10-jährige italienische Staatsanleihen ist im frühen Handel mit 256 Basispunkten auf den niedrigsten Wert seit Juli 2011 gesunken.

Der Risikoaufschlag für 10-jährige spanische Staatsanleihen ist am Dienstag mit 270 Basispunkten auf den niedrigsten Wert seit August 2011 gesunken.

Laut "Handelsblatt" deutet sich ein Kompromiss bei der europäischen Einlagensicherung an. Der Europaparlamentarier Peter Simon hält es für möglich, dass eine entsprechende Richtlinie bis zum Jahresende zum Abschluss kommen könnte.

Bundeskanzlerin Merkel verteidigt ihr Pochen auf mehr Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Eurozone: "Wenn die Wirtschaftssysteme nicht effizient werden, können wir so lange solidarisch sein, bis wir alle gemeinsam schwach sind."

Mittwoch, 14. August:

Handelsblatt: Die Reform der Derivate-Märkte soll das Finanzsystem stabiler machen - doch der Umbau birgt neue Gefahren. Experten befürchten, dass sich in sogenannten Clearinghäusern enorme Risiken bündeln könnten. Es geht um einen Markt von nominell rund 600 Billionen Euro.

Das niederländische Planungsamt erwartet 2013 ein Defizit von 3 Prozent und 2014 von 3,9 Prozent gemessen am BIP.

Donnerstag, 15. August:

Nach Ansicht von Bundeswirtschaftsminister Rösler ebbt die Wirtschaftskrise in der EU langsam ab. "Klar ist, auch wenn das noch nicht das Ende der Krise ist, so ist das doch ein guter Anfang vom Ende der Krise", sagte er mit Blick auf die jüngsten Wachstumszahlen.

Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen ist erstmals seit März 2012 wieder über 1,90 Prozent gestiegen.

Bundeskanzlerin Merkel: Die Eurokrise ist nicht vorbei.

Freitag, 16. August:

Die Haftungsrisiken für Deutschland im Rahmen der Euro-Rettung sind laut "FAZ" mit 122 Milliarden Euro deutlich höher als zuletzt von Bundesfinanzminister Schäuble mit 95,3 Milliarden Euro offiziell eingeräumt.

FAZ: Nach Ansicht von Jörg Rocholl, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesfinanzministerium, ist ein Schuldenschnitt für Griechenland unausweichlich. Dieser müsste "mindestens die Hälfte der bestehenden Schulden umfassen". Für Deutschland würde ein solcher Schritt Verluste in "deutlich zweistelliger Milliardenhöhe" bedeuten.

Nach Angaben des US-Finanzministeriums haben Anleger im Juni eine Rekordsumme von 40,8 Milliarden US-Dollar aus langfristigen US-Staatsanleihen abgezogen. Hintergrund ist die Sorge, die Fed könnte die Anleihekäufe drosseln.

Bundeskanzlerin Merkel lehnen einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland ab. "Es habe Einigkeit bestanden, die Lage Griechenlands Ende 2014 oder Anfang 2015 neu zu bewerten", sagte sie der "FAZ".

Bundesfinanzminister Schäuble schließt einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland aus. "Diesen wird es nicht geben", sagte er den "Badischen Neuen Nachrichten".

Spanien: Nach Angaben der Notenbank lag die Verschuldung der öffentlichen Haushalte im Juni bei 943,7 Milliarden Euro, was einem Schuldenstand im Verhältnis zum BIP von 90,2 Prozent entspricht. Im Mai lag diese Quote noch bei 89,6 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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