Kommentar
18:05 Uhr, 22.10.2018

Felix Zulauf: "China wird den Handelskrieg gewinnen!"

Der bekannte Investor Felix Zulauf rechnet nicht mit einem schnellen Ende des Handelskriegs zwischen den USA und China. Die US-Märkte dürften um 20 bis 30 Prozent einbrechen und andere Vermögenswerte mit nach unten ziehen, sagte Zulauf einem US-Anlegermagazin.

Der weltweit angesehene Schweizer Investor Felix Zulauf sieht die Finanzmärkte am Scheideweg. "Wir haben die Welt der freien Märkte verlassen und die Welt der gesteuerten Volkswirtschaften betreten", sagte Zulauf in einem Interview mit dem US-Anlegermagazin "Barron's". "Die Zentralbanken haben nach der Finanzkrise die Wirtschaftspolitik übernommen und leiten die Show bis heute. Außerdem beginnt der Globalisierungsfilm rückwärts zu laufen. In den vergangenen 30 Jahren war der größte Globalisierungsprozess aller Zeiten mit der Integration Chinas in die Weltwirtschaft verbunden. Mit dem aktuellen Handelskonflikt ändert sich das", sagt Zulauf.

Entgegen dem Konsens an den Finanzmärkten rechnet Zulauf nicht mit einer baldigen Einigung zwischen den USA und China im Handelskrieg. "Ich erwarte, dass der Handelskonflikt weitergeht und alle chinesischen Exporte in die USA innerhalb von 12 Monaten oder so Einfuhrzöllen von 25 Prozent unterworfen werden. Die Chinesen werden im Handelskonflikt ein paar Kämpfe verlieren, aber den Krieg gewinnen", meint Zulauf. "China wird seine strategischen Partnerschaften in Asien ausbauen, in Afrika weiter expandieren und Europa zu überzeugen versuchen, seinem Handelsblock beizutreten. Wenn die USA weiter eine aggressive Haltung zeigen, laufen sie Gefahr, isoliert zu werden."

Die US-Wirtschaft befindet sich nach Einschätzung von Zulauf aktuell allerdings in einer sehr starken Verfassung, auch wenn der Abzug der Liquidität durch die Straffung der Geldpolitik der US-Notenbank zu einem Einbruch der Märkte führen dürfte. "Die US-Notenbank entzieht dem Finanzsystem Liquidität. Sie wird dem Markt im kommenden Jahr 600 Milliarden Dollar entziehen, während das US-Finanzministerium neue Anleihen im Volumen von 1,3 Billionen Dollar ausgibt, um das Haushaltsdefizit zu finanzieren. All das bedeutet, dass dem Markt jede Menge Liquidität entzogen wird, was schlecht ist für finanzielle Vermögenswerte. Ich erwarte, dass die US-Aktienmärkte bis in die Mitte des kommenden Jahres hinein fallen werden und im Vergleich zum Hoch rund 25 bis 30 Prozent verlieren werden und fast alle anderen Märkte mit nach unten ziehen. Wenn die Verluste zu groß werden, werden die zentralen Planer das Spielfeld betreten. Die Zentralbanken werden die Geldpolitik lockern und gegebenenfalls Vermögenswerte kaufen. Man wird in den nächsten 10 Jahren nicht viel mit Aktien verdienen, besonders wenn man passiv in Indexfonds investiert. Es wird eine viel bessere Zeit für Trader und aktive Anleger sein, die Aktien und Sektoren auswählen und genau das tun, was in den letzten 10 Jahren nicht funktioniert hat."

Für Europa erwartet Zulauf, dass die EZB wie angekündigt ihr QE-Programm zum Jahresende einstellt. "Die Wirtschaft hat sich gut entwickelt, die Inflationsrate ist gestiegen und trotzdem hat die EZB ihre aggressive geldpolitische Lockerung fortgesetzt und in erster Linie damit die schwachen Regierungen finanziert. Das ist Unsinn. Sie sind die am schlechtesten geführte Zentralbank der Welt. Ich erwarte, dass der Euro weiter nachgeben wird, möglicherweise bis auf 1,06 von derzeit 1,15 Dollar." Während die EZB ihre Geldpolitik straffe, müssten die europäischen Regierungen aber gleichzeitig ihre Fiskalpolitik expansiver gestalten. "Bis zur Mitte des kommenden Jahres wird man mehr fiskalische Stimulierung in Deutschland, Italien, Frankreich und möglicherweise Spanien sehen. Die Regierungen werden die EU-Vorgaben ignorieren. Die EU wird sich ändern müssen und den einzelnen Ländern mehr Souveränität geben müssen. Wenn Brüssel dogmatisch bleibt, wird die EU irgendwann auseinanderbrechen.

Neben dem Dollar dürfte sich nach Einschätzung von Zulauf auch der Ölpreis gut entwickeln. Die Aktienmärkte der Schwellenländer empfiehlt Zulauf nach einer etwas weiteren Erholung zu shorten. Der Goldpreis dürfte nach Einschätzung von Zulauf auf absehbare Zeit nicht stark zulegen. „Ich erwarte nicht, dass sich der Goldpreis stark bewegt. Es ist viel zu früh für einen Bullenmarkt in Gold. Wir bräuchten einen scharfen Einbruch am Aktienmarkt (was zu einer weiteren Lockerung der Geldpolitik führen würde) oder eine Abschwächung der US-Wirtschaft, was die Fed von einer weiteren Straffung abhalten würde.“


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16 Kommentare

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  • t.schuster
    t.schuster

    Wer ist Felix Zulauf?

    22:06 Uhr, 23.10.2018
  • Hein_Bloed
    Hein_Bloed

    muckele1 @ Die USA sind in Dollar verschuldet, davon können sie so viel herstellen wie sie wollen aber der Rest der Welt ist auch in Dollar verschuldet. Wer ist hier fast pleite ? Sollten Sie einmal nachschauen, wem welche Firmen auf dieser Welt gehören, dann kommen Sie auf die Amis. Das Märchen von der Schulden-USA kommt wie immer von der völlig unfähigen europäischen Elite.

    08:55 Uhr, 23.10.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Die BIZ ist ja nicht dafür bekannt, der Fraktion der Untergangspropheten anzugehören, gerade deshalb ist ihr aktuelles Statement höchst bemerkenswert:

    https://www.focus.de/finanzen/boerse/warnender-ausblick-auf-die-finanzmaerkte-der-crash-wird-kommen_id_9785181.html

    22:05 Uhr, 22.10.2018
  • Silberpapst
    Silberpapst

    Zulauf prognosziert seit Jahren einen Crash bzw. einen grosse Korrektur. Bisher war er falsch gelegen. Irgendwann liegt er natürlicherweise richtig, wie viele, die die Glaskugel rausholen. Auch,wenn ich die fundamentalen Fakten genauso sehe!

    20:51 Uhr, 22.10.2018
    2 Antworten anzeigen
  • wolp
    wolp

    Klar, die drucken was aus Luft... Oh Mann

    20:16 Uhr, 22.10.2018
  • Teebeutel
    Teebeutel

    Schon mal was von Automatisierung gehört? Diese wird weiter zunehmen. Mit 3D Druckern bräuchte man zukünftig evtl auch keine großen Lager mehr bzw. muss die Teile nicht mehr rumkutschieren. Die Fabrik der Zukunft wird fast alles selber herstellen können und nur von wenigen Arbeitern kontrolliert, der Rest mach F&E.

    20:14 Uhr, 22.10.2018
  • wolp
    wolp

    Nomen est omen...

    20:02 Uhr, 22.10.2018
  • Hein_Bloed
    Hein_Bloed

    Die USA werden wieder selbst Waren produzieren und zwar so als hätte es keine Globalisierung gegeben. Die Wertschöpfung wird zurück in die Staaten gehen und damit Arbeit und Verdienst.

    Die EU wird weiterhin verarmen, da den Eliten nicht klar ist, dass man seinen Wohlstand nur selbst erarbeiten kann und eben nicht ein Chinese, Inder oder Afrikaner. Hoffentlich hat Herr Trump Erfolg und nicht die verblödeten europäischen Eliten. Gruss Hein Bloed

    18:23 Uhr, 22.10.2018
    1 Antwort anzeigen

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Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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