Kommentar
15:34 Uhr, 14.11.2022

Fed-Warnung: Der Markt sollte jetzt nicht übertreiben!

"Der Markt scheint wegen dieses einen Inflationsberichts sehr weit vorausgeeilt zu sein. Jeder sollte einfach tief durchatmen und sich beruhigen", sagte Christopher Waller, Mitglied des Board of Governors der US-Notenbank Fed.

Update (18:24 Uhr): Fed-Vizechefin Lael Brainard hält es "bald" für angemessen, das Tempo der Zinserhöhungen zu verlangsamen. Gleichzeitig geht auch Brainard von der Notwendigkeit weiterer Zinsanhebungen aus. "Ich denke, es wird wahrscheinlich bald angebracht sein, zu einem langsameren Anstiegstempo überzugehen, aber ich denke, was wirklich wichtig zu betonen ist: Wir haben zusätzliche Arbeit zu erledigen“, sagte Brainard in einem Interview mit Bloomberg in Washington.

Ursprünglicher Artikel (15:34 Uhr): Auf eine Konferenz der UBS in Sydney betonte Fed-Board-Mitglied Christopher Waller, dass die Inflation auch nach dem jüngsten Rückgang noch "enorm" hoch sei und es sich bei der Abschwächung der Teuerung im Oktober nur um "einen Datenpunkt" handle, der vom Markt nicht überinterpretiert werden sollte. Die Zinsen würden weiter steigen und "eine Weile hoch bleiben, bis wir sehen, dass diese Inflation unserem Ziel näher kommt", betonte Waller laut verschiedenen Medienberichten.

"Der Markt scheint wegen dieses einen Inflationsberichts sehr weit vorausgeeilt zu sein. Jeder sollte einfach tief durchatmen und sich beruhigen", so Waller. Es werde noch eine Weile weitergehen wie bisher "bevor wir wirklich darüber nachdenken, hier den Fuß von der Bremse zu nehmen. Wir haben noch einen langen, langen Weg vor uns, wenn nicht durch ein Wunder die Einkommen sehr schnell sinken, was, glaube ich, niemand erwartet." Als Reaktion auf die starke Abschwächung der Teuerung im Oktober waren die Zinsen deutlich gesunken, während am Aktienmarkt am Donnerstag und Freitag kräftige Kursgewinne verzeichnet wurden.

Der Markt rechnet inzwischen fest damit, dass die US-Notenbank Fed das Tempo ihrer Zinserhöhungen von zuletzt 75 Basispunkten pro Meeting auf 50 Basispunkte im Dezember verlangsamen dürfte. Dieser Erwartung widersprach auch Waller nicht, betonte aber zugleich, dass damit noch kein Ende der Zinserhöhungen verbunden sei.

"Das endet nicht in den nächsten ein oder zwei Meetings. Wir wollen uns beim nächsten Meeting oder dem Meeting danach in Schritten von möglicherweise 50 [Basispunkten] bewegen", sagte Waller. Das Schlimmste, was passieren könne, sei, dass man zu früh mit der Verschärfung der Bedingungen aufhöre, nur um dann zu sehen, dass es nicht ausgereicht habe, um die hohe Inflation unter Kontrolle zu bekommen. Ähnlich wie jetzt Waller hatte sich am Donnerstagabend nach Veröffentlichung der US-Inflationsdaten bereits Mary Daly, Präsidentin der San Francisco Fed, geäußert.

Es sollte nicht überraschen, dass die US-Notenbank Fed jetzt versucht, die Euphorie am Markt wieder zu bremsen. Eine zu starke Erholung würde den Job der Fed, die Inflation unter Kontrolle zu bekommen, nämlich erschweren. Mit verbalen Interventionen ist deshalb weiter zu rechnen. Ebenso wahrscheinlich dürfte aber sein, dass die Fed das Tempo ihrer Zinserhöhungen im Dezember tatsächlich verlangsamt und dann im ersten Quartal 2023 womöglich ihre Anhebungen ganz beendet. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich die Teuerung auch in den kommenden Monaten weiter verlangsamt und keine neuen Inflationsschocks auftreten.


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