Kommentar
12:53 Uhr, 18.03.2008

FED versucht sich erneut als Retter in der Not

Die Ankündigung der FED, dem Bankensektor mit zusätzlichen Liquiditätsspritzen erneut unter die Arme zu greifen, löste an den internationalen Aktienmärkten in der Berichtswoche zwischenzeitlich ein Kursfeuerwerk aus. Die Euphorie hielt jedoch nicht lange an. Erneute Rezessionsängste, die US-Dollarschwäche, ein auf 111 USD pro Barrel kletternder Ölpreis und zuletzt die Hiobsbotschaft von Bear Stearns forderten ihren Tribut. In Japan wurde der Börseneintrag sogar mit tiefroter Tinte geschrieben, wobei vor allem die Schwäche des US-Dollar gegenüber dem Yen negativ zu Buche schlug. Auch gegenüber dem Euro wertete der Greenback kräftig ab. Es wurde ein neuer Tiefstand von 1,56 USD erreicht.

FED versucht sich erneut als Retter in der Not

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Kreditkrise mit immer neuen Hiobsbotschaften aus dem Bankensektor ist die FED wieder einmal den Märkten zu Hilfe geeilt. Zusammen mit der EZB und einer Reihe anderer Notenbanken wird sie zusätzliche Gelder in das angeschlagene Finanzsystem pumpen. So stellt die US-Notenbank in einer neuen Fazilität dem Bankensektor insgesamt 200 Mrd. USD zur Verfügung. Darüber hinaus wird sie künftig Hypothekenanleihen als Sicherheit akzeptieren, die mit dem Debakel am US-Immobilienmarkt an Wert verloren haben. Die Aktienmärkte reagierten auf diese Ankündigung euphorisch.

USA: Sehr volatile Handelswoche

Nachdem der DJIA noch zu Wochenbeginn in Folge von Gerüchten über angebliche Liquiditätsprobleme bei Bear Stearns auf 11.740 Punkte abgerutscht war, löste die FED-Ankündigung ein wahres Kursfeuerwerk aus. Mit einem Tagesgewinn von nahezu 417 Zählern bzw. 3,6 Prozent, dem größten Tageszuwachs seit fünf Jahren, honorierte der Blue-Chip-Index die zusätzliche Liquiditätsspritze der Notenbank. Finanztitel standen dabei ganz oben auf der Gewinnerliste. Auch der US-Dollar erholte sich von seinen Tiefständen. Die Freude währte jedoch nicht lang. Schon bald kehrte Ernüchterung ein und Marktteilnehmer bezweifelten, dass die FED eine nachhaltige Lösung der Kreditkrise herbeiführen kann. Die Aktienkurse begaben sich erneut auf Talfahrt. Der Greenback trat ebenfalls den Rückzug an, obwohl sich Präsident George W. Bush für eine stärkere Währung aussprach. Ein unerwartetes Absinken der Einzelhandelsumsätze ließ zudem Rezessionsängste wieder aufflammen. Zwar ging nochmals ein Aufatmen durch den Markt, als Standard & Poor's zum Ausdruck brachte, dass Banken nun wohl das Gros der Abschreibungen hinter sich gebracht haben, doch war auch dieser Effekt nicht nachhaltig. Zum Wochenschluss bewahrheiteten sich dann die Gerüchte um Bear Stearns, woraufhin der DJIA kräftig nachgab. Ölpreisnotierungen von rund 111 USD pro Barrel belasteten zusätzlich das Geschehen.

Euroland: DAX fällt erneut unter 6.500 Punkte

Nach schwachem Wochenbeginn sorgte die FED auch an den europäischen Aktienmärkten zunächst für eine kräftige Kurserholung. Der DAX beispielsweise legte in zwei Handelstagen um gut 150 Punkte zu. Aber auch hier war die Aufwärtsbewegung nicht nachhaltig. Analog der Vorgaben aus den USA bröckelten die Kurse erneut. Der DAX fiel unter die 6.500er Linie und schloss die Handelswoche bei 6.452 Punkten. Unter einem Rekordstand des Euro gegenüber dem US-Dollar von 1,56 USD hatten zeitweise vor allem Automobilwerte zu leiden.

Japan: Nikkei kräftig im Minus

Der japanische Aktienmarkt tendierte im Berichtszeitraum mit einem Minus im Nikkei Index von gut vier Prozent deutlich negativ. Seine Einbußen im laufenden Jahr sind damit auf 20 Prozent gestiegen.

Zwar reagierte auch die japanische Börse auf die FED-Ankündigung mit Erleichterung und einem Tagesanstieg im Nikkei Index von 1,6 Prozent, doch war dies nur ein Strohfeuer. Insgesamt blieb die Tendenz durch Rezessionsängste in den USA, Konjunktursorgen im eigenen Land sowie der Yen-Stärke negativ bestimmt. Vor allem die Währungsentwicklung führte zu Verunsicherungen. Zum ersten Mal seit mehr als einer Dekade sank der US-Dollar unter die Marke von 100 Yen, was Interventionsängste hervorrief (übrigens läuft die BoJ Gefahr, ab dem 18. März mit regulärem Ausscheiden ihres Gouverneurs Fukui zunächst ohne Chef auskommen zu müssen). Befürchtungen, dass die Gewinnsituation der Exportunternehmen durch die Yen-Stärke nennenswert beeinträchtigt wird, verdarb den Marktteilnehmern vollends die Stimmung.

Ausblick

Die laufende Woche wird ganz im Zeichen des FOMC-Meetings der FED stehen. Dass die US-Notenbank erneut den Leitzins zurücknehmen wird, steht außer Frage. Nur das Ausmaß, es sind Zinssenkungen bis zu 100 Basispunkten eingepreist, wird noch diskutiert.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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