Kommentar
16:12 Uhr, 08.11.2005

Fed-Umfrage deutet Abflachung des Investitionszyklus an<br />

1. Einmal im Quartal wird von der Federal Reserve eine Umfrage unter den (zumeist) inländischen Banken und Versicherungen bezüglich ihres Kreditgeschäfts vorgenommen. Die Ergebnisse dieser Umfrage – bezeichnet wird diese mit Senior Loan Officer Opinion Survey (SLOOS) – wurden gestern für das vierte Quartal 2005 veröffentlicht. Die Teilfragen, die sich auf die Unternehmenskredite beziehen, lassen Schlüsse auf die Investitionstätigkeit im laufenden Quartal zu. Sie bilden im Prinzip die aktuellen monetären Rahmenbedingungen der Unternehmen für ihre Investitionsentscheidungen ab (nähere Informationen hierzu in: Volkswirtschaft Spezial vom 17. August 2005: USA: Wie steht es um den Investitionszyklus?). Von Interesse sind hierbei die Teilbefragungen bezüglich der
(1) Banken, die eine veränderte Kreditnachfrage seitens der Unternehmen verbuchten,
(2) Banken, die ihre Kreditvergabe für Unternehmen geändert haben,
(3) Banken, die die Zinsdifferenz (Kreditzinsen gegenüber Refinanzierungszinsen) verändert haben.

2. Bezogen auf die Teilfrage (1) hat sich im vierten Quartal 2005 der Saldo bezüglich der Kreditnachfrage von 38,0 auf 11,6 Punkte deutlich verringert. Das heißt, der Anteil der Banken, die eine geringere Kreditnachfrage verzeichneten, ist im Vergleich zu dem Anteil der Banken, die eine höhere Kreditnachfrage verzeichneten, gesunken. Anhand des obigen Schaubildes wird aber klar, dass die Werte dieser Teilfrage bisher auf einem historisch hohen Niveau gewesen sind. Somit dürfte dieser Rückgang als Normalisierung verstanden werden. Hinzu kommt, dass sich die Kreditnachfrage im Befragungszeitraum (Oktober) womöglich Hurrikan- bedingt kurzfristig abgeschwächt hat.

3. Auch die zweite Teilfrage deutet auf eine Verschlechterung der monetären Rahmenbedingungen für die Unternehmen hin. Der Saldo bezüglich der Kreditvergabe-Konditionen der Banken hat sich weiter von 13,9 auf 7,1 Punkte verringert.

Keine spürbare Veränderung hat es dagegen bei der von den Banken verlangten Zinsdifferenz (Differenz aus Kreditzinsen und Refinanzierungszinsen) gegeben. Gemessen daran, dass die Fed in den vergangenen Monaten die Leitzinsen weiter erhöht hat, zeigt sich aber auch hier zum zweiten Mal in Folge, dass die Unternehmen mit höheren Kreditkosten kalkulieren müssen.

4. Fazit: Die gestrigen Zahlen zum Senior Loan Officer Opinion Survey zeigen, dass sich die monetären Rahmenbedingungen für die Unternehmen im vierten Quartal 2005 verschlechtern. Dies muss nicht zwingend zu einer Abkühlung im Investitionszyklus führen. Für eine weiterhin starke Investitionstätigkeit im vierten Quartal sprechen die anstehenden Aufräumarbeiten im Zuge der Beseitigung der Hurrikanschäden sowie die anhaltend hohe binnenwirtschaftliche Nachfrage. Insgesamt dürfte sich der Investitionszyklus in den kommenden Quartalen tendenziell moderieren.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten