Fed: Leitzinssenkung auf 1,0 % und weitere Schritte nicht ausgeschlossen
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1. Die Fed hat die Leitzinsen um 50 Basispunkte auf 1,0 % gesenkt und damit die ambitionierten Markterwartungen weitgehend erfüllt. Ihr begleitendes Statement baut zu einem großen Teil auf ihren Formulierungen vom 8. Oktober auf, als die Fed zusammen mit der EZB und vier weiteren Notenbanken simultan die Leitzinsen um 50 Basispunkte reduziert hat. Einige ergänzende Aussagen deuten die Bereitschaft an, die Leitzinsen falls nötig auch unter die Marke von 1,0 % zu verringern, ohne dass sich die Fed schon jetzt darauf festlegt.
2. Der wirtschaftliche Ausblick der Fed scheint sich in den vergangenen Wochen nicht wesentlich verändert zu haben. Genau wie am 8. Oktober begründet sie die Leitzinssenkung mit der Feststellung, dass sich die wirtschaftliche Aktivität zuletzt markant abgeschwächt habe. Zudem betont sie mit genau den gleichen Worten die zu erwartenden Belastungen für das zukünftige Wirtschaftswachstum aufgrund der Verschärfung der Finanzmarktkrise und der damit einhergehenden Verschlechterung der Kreditbedingungen. Deutlicher revidiert haben die Notenbanker demgegenüber ihre Einschätzung der Inflationsentwicklung. Hieß es vor drei Wochen noch, die gesunkenen Rohstoffpreise und die schwache wirtschaftliche Aktivität würden die Aufwärtsrisiken für die Inflation verringern, äußert das FOMC nun die Erwartung, die Inflation werde sich mittelfristig auf ein mit Preisstabilität konsistentes Niveau verringern.
3. Ähnlich wie in vorangegangenen Statements und anders als am 8. Oktober signalisiert die Fed wieder die Zuversicht, dass die starken Leitzinssenkungen und die zahlreichen weiteren wirtschaftspolitischen Maßnahmen der letzten Monate auf längere Sicht wieder zu einem moderaten Wirtschaftswachstum beitragen werden. Diese Formulierung war in der Vergangenheit stets als Hinweis gemeint, dass die Fed nun keinen großen Bedarf an weiteren Zinssenkungen mehr sieht, hat sich im Nachhinein betrachtet jedoch nie als richtig erwiesen. Zudem entschärft die Fed dieses Signal, indem sie betont, dass auch jetzt noch konjunkturelle Abwärtsrisiken verbleiben.
4. Wir können uns nach diesem Statement im Prinzip auch eine Federal Funds Rate unter 1,0 % vorstellen. Ein potenzielles Hindernis für eine weitere Lockerung der Geldpolitik besteht jedoch paradoxerweise in den zuletzt massiven Mittelabflüssen aus Geldmarktfonds. Diese hatten zur Folge, dass viele Geldmarktpapiere wie z.B. Commercial Paper in den vergangenen Wochen nicht prolongiert werden konnten und bei deren Emittenten, vorwiegend Finanzinstituten, zusätzliche Liquiditätsengpässe auftraten. Sowohl die Fed als auch das Treasury Department haben daraufhin verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Liquidität sowohl von Geldmarktfonds als auch des Commercial Paper Marktes zu unterstützen. Die Federal Funds Rate bildet eine wichtige Benchmark für die Renditen anderer risikoloser, kurz laufender Assets, insbesondere Treasury Bills, in die Geldmarktfonds typischerweise stark investieren. Niedrigere Leitzinsen würden die Ertragsaussichten von Geldmarktfonds somit schmälern und könnten daher zu weiteren Mittelabflüssen und damit verbundenen Liquiditätsengpässen führen. Verschärft wird dieses Risiko durch die enormen Überschussreserven von zuletzt über 280 Mrd. US-Dollar, die im Zuge der umfangreichen Liquiditätsmaßnahmen der Fed im Bankensystem entstanden sind. Zwar zahlt die Fed auf diese Zentralbankguthaben seit dem 9. Oktober einen Zinssatz, der aus Anreizgründen aber unter dem von ihr angestrebten Zielwert für die Federal Funds Rate liegen muss. Eine zu niedrige Verzinsung könnte dazu führen, dass von den hohen Überschussreserven eine verstärkte Nachfrage nach Treasury Bills ausgeht, die ihre Renditen weiter nach unten drückt und damit die Ertragsaussichten von Geldmarktfonds zusätzlich beeinträchtigt. Sollten Fed und Treasury Department keine Mittel und Wege finden, die Problematik der Mittelabflüsse aus Geldmarktfonds zu entschärfen, müsste die Fed abwägen zwischen weiteren Leitzinssenkungen auf der einen Seite und Maßnahmen zur direkten Unterstützung der Finanzmärkte, die mit steigenden Überschussreserven einhergehen, auf der anderen Seite. Wir gehen davon aus, dass sie sich im Zweifelsfall klar für letzteres entscheiden würde.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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