Fed: Keine neuen Hinweise auf Lockerung der Geldpolitik
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1. Die Fed hat nur wenige Änderungen an ihrem Statement vorgenommen. So spricht sie von einem zuletzt „moderaten“ Wirtschaftswachstum. Dies klingt zwar etwas weniger optimistisch als ihre Formulierung vom 2. November, als sie die wirtschaftliche Belebung im dritten Quartal hervorgehoben hatte, entspricht aber exakt den Erwartungen, die die Notenbanker seinerzeit in ihrem Ausblick geäußert hatten. Kleinere Anpassungen finden sich im Detail. Auf der positiven Seite erwähnt die Fed Anzeichen für eine Verbesserung am Arbeitsmarkt, obwohl die Arbeitslosenquote immer noch erhöht sei. Auf der negativen Seite äußert sie den Eindruck, dass die Investitionstätigkeit etwas von ihrer bislang hohen Dynamik verloren habe. Konjunkturelle Abwärtsrisiken sieht sie vor allem von der Weltwirtschaft ausgehen. So betont sie die „offenkundige“ Abschwächung des globalen Wachstums und die immer noch bestehenden Verwerfungen auf den internationalen Finanzmärkten.
2. Inflationsgefahren haben in den Augen der Fed noch weiter an Bedeutung verloren. Hatte sie Anfang November noch formuliert „es hat den Anschein“, dass die Inflation nachgelassen hat, betrachtet sie dies nun als Tatsache. Sie greift dabei nicht mehr auf die Begründung zurück, dass die Preise von Energiegütern und einigen anderen Rohstoffen ihre Höhepunkte überschritten hätten. Man kann dies so interpretieren, dass die Fed im Anstieg des Ölpreises der Sorte WTI seit dem November-Meeting keine wesentliche Gefahr für den Inflationsausblick sieht.
3. Die drei Absätze des Statements zur Geldpolitik blieben nahezu völlig unverändert. Dies bedeutet in Bezug auf die Bilanz der Fed, dass sie die im September beschlossene Umschichtung ihrer Staatsanleihebestände in längere Laufzeiten fortsetzt. Ebenso wird die Fed weiterhin Rückflüsse aus Staatsanleihen und hypothekenbasierten Anleihen wieder anlegen, um die jeweiligen Bestände bis auf weiteres konstant zu halten. All diese Maßnahmen sollen vor allem den Wohnimmobilienmarkt stimulieren, den die Notenbanker nach wie vor als notleidend („depressed“) ansehen. Formulierungen, die auf eine weitere Runde der quantitativen Lockerung hindeuten, wurden wortwörtlich beibehalten. So wiederholt die Fed ihre Bereitschaft, Größe und Zusammensetzung ihrer Wertpapierbestände in angemessener Weise anzupassen. Wir halten eine weitere Expansion der Fed-Bilanz jedoch für wenig wahrscheinlich, solange die oben beschriebenen konjunkturellen Abwärtsrisiken sich nicht stärker als bisher auf die wirtschaftliche Aktivität auch in den USA niederschlagen und damit Deflationsgefahren wieder akut werden lassen.
4. Wahrscheinlicher ist demgegenüber, dass die Fed ihre Kommunikation einsetzen wird, um ein stimulierenderes finanzielles Umfeld zu schaffen. Diese Absicht haben Chairman Bernanke und andere Mitglieder des FOMC bereits seit einigen Wochen geäußert, ohne dass sich dies bislang in den Statements zu den Zinsentscheiden niedergeschlagen hätte. So wiederholt die Fed ihre Ankündigung, die Federal Funds Rate wahrscheinlich noch bis mindestens Mitte 2013 auf einem außergewöhnlich niedrigen Niveau zu belassen. Charles Evans, Präsident der Federal Reserve Bank of Chicago, stimmte erneut gegen diese Formulierung, weil er ein offensiveres Commitment der Fed bevorzugen würde. Wie die Minutes des Meetings vom 1. und 2. November zeigen, ist er mit dieser Auffassung nicht allein. Nur würden die meisten anderen Notenbanker einen detaillierteren Leitzinsausblick lieber einbetten in eine umfassendere Überarbeitung der gesamten Kommunikationsstrategie der Fed. Hierzu wurden zuletzt mehrere Vorschläge diskutiert. Der wohl am weitesten gehende sieht vor, dass die Mitglieder des FOMC im Rahmen ihrer vier mal im Jahr veröffentlichten Vorhersagen zur wirtschaftlichen Entwicklung auch eine Einschätzung darüber abgeben, welche Leitzinsniveaus sie in den kommenden Jahren für angemessen halten. Demgegenüber befürwortet insbesondere Charles Evans, Schwellenwerte für Arbeitslosigkeit und Kerninflation zu nennen, um zu konkretisieren, welche Bedingungen eintreten müssten, damit die Fed eine Straffung ihrer Geldpolitik in Erwägung ziehen würde.
5. Ein geeigneter Zeitpunkt, um eine derartige Überarbeitung der Kommunikationsstrategie der Fed einzuleiten, wäre schon das Meeting am 24. und 25. Januar. Dieses wird begleitet von einer Pressekonferenz mit Chairman Bernanke und kurz darauf folgt die Vorstellung des halbjährlichen Monetary Policy Report vor dem Kongress. Es gäbe also reichlich Gelegenheit, Änderungen in der Kommunikation der Fed zu erläutern.
Quelle: DekaBank
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