Kommentar
11:13 Uhr, 26.10.2006

Fed erwartet nachlassenden Inflationsdruck

1. Wie schon bei den Meetings im August und September hat das Federal Open Market Committee (FOMC) den Leitzins auf dem Niveau von 5,25 % belassen. Das begleitende Statement hat es erneut nur in geringem Umfang verändert. Dahinter dürfte sich die Absicht verbergen, Spekulationen weder über weitere Leitzinserhöhungen noch über baldige Leitzinssenkungen neue Nahrung zu geben. Insgesamt interpretieren wir die Formulierungen der Fed dahingehend, dass sich ihr Inflationsausblick seit dem Meeting am 20. September geringfügig aufgehellt und zugleich ihre Unsicherheit in Bezug auf die konjunkturelle Entwicklung tendenziell abgenommen hat. Dies deutet darauf hin, dass sie das derzeitige Leitzinsniveau noch für einige Zeit beibehalten wird. Wir erwarten daher weiterhin eine Leitzinssenkung erst im Mai nächsten Jahres.

2. Die Fed stellt fest, dass sich das wirtschaftliche Wachstum im Verlauf des Jahres verlangsamt hat und führt als Grund insbesondere die Abkühlung des Immobilienmarktes an. Im Statement zum Zinsentscheid im September hatte sie noch die Einschätzung abgegeben, dass sich die Abschwächung des Wachstums fortsetzen wird. Nun erwartet sie demgegenüber ein moderates Wachstum. Dies steht in etwa im Einklang mit den Vorhersagen, die in den Minutes zum FOMC-Meeting am 20. September zu finden sind. Demnach gehen die Notenbanker für die nähere Zukunft von einem Wachstum unterhalb des Potenzialpfades aus und erwarten anschließend eine leichte Erholung. Die veränderten Formulierungen in Bezug auf die konjunkturelle Entwicklung deuten somit nicht notwendigerweise darauf hin, dass das FOMC nun von einem stärkeren Wachstum ausgeht, jedoch dürfte seine Unsicherheit, insbesondere im Zusammenhang mit einer möglichen Ausbreitung der Abschwächung im Immobiliensektor auf andere Teile der Wirtschaft, tendenziell abgenommen haben.

3. Den Teil des Statements, der sich auf die Inflation und den Inflationsausblick bezieht, hat das FOMC geringfügig abgemildert. Die Fed weist nach wie vor auf die erhöhte Kerninflation hin, nennt als mögliche Ursache für einen potenziell anhaltend hohen Inflationsdruck jedoch nur noch die hohe Auslastung der produktiven Ressourcen. Im September hatte das FOMC darüber hinaus auch die hohen Preise für Energie und andere Rohstoffe angeführt. Die Notenbanker scheinen somit insbesondere dem Rückgang der Öl- und Benzinpreise einen wichtigen Einfluss auch in Bezug auf die Kerninflation beizumessen. Zudem wiederholt das FOMC seine Einschätzung, dass ein allmähliches Nachlassen des Inflationsdrucks wahrscheinlich sei, begünstigt durch den schwindenden Einfluss der Energiepreise, verankerte Inflationserwartungen und die verzögerten Effekte der bereits vorgenommenen Leitzinserhöhungen.

4. Trotz dieser tendenziellen Verbesserung des Inflationsausblicks konstatiert das FOMC nach wie vor bestehende Inflationsrisiken. Dementsprechend hat es den Hinweis beibehalten, dass Ausmaß und Zeitpunkt eventuell noch erforderlicher Zinsschritte von der Entwicklung des Ausblicks für Inflation und Wirtschaftswachstum abhängen. Wie schon im September verstehen wir diese Äußerungen nicht so, dass das FOMC weitere Leitzinserhöhungen tatsächlich für wahrscheinlich hält. Vielmehr gehen wir davon aus, dass die Fed vermeiden wollte, durch das Streichen dieser Passage Erwartungen in Richtung bald sinkender Leitzinsen zu generieren. Die gleiche Absicht dürfte Jeffrey Lacker, Präsident der Federal Reserve Bank of Richmond, geleitet haben, der – wie schon im August und September – vom Mehrheitsvotum abwich und für eine Anhebung der Federal Funds Rate um 25 Basispunkte stimmte.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 140 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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