Kommentar
10:54 Uhr, 01.10.2019

Fed bringt Liquiditätscrash unter Kontrolle

Im US-Finanzsystem fehlte Liquidität, gleich über 100 Mrd. davon. Einige fürchteten die Vorboten einer Finanzkrise.

Die hohe Nachfrage nach Liquidität (Zentralbankgeld) überraschte die US-Notenbank. Sie wurde auf dem falschen Fuß erwischt und brauchte mehrere Tage, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie hatte die Möglichkeit jeden Tag 75 Mrd. an Liquidität in den Markt zu pumpen. Dabei verkaufen Banken Teile ihrer Assets, z.B. Staatsanleihen, an die Notenbank und erhalten dafür Liquidität.

Das Problem dabei: 75 Mrd. reichten nicht aus. Bereits einen Tag, nachdem der Liquiditätscrash begann, reichten 75 Mrd. nicht mehr. Am 18. September wurden 80 Mrd. nachgefragt. Es konnten aber nur 75 Mrd. zugeteilt werden. Einen Tag später wurden bereits 85 Mrd. nachgefragt.

Die Notenbank reagierte darauf, indem sie ihr Arsenal erweiterte und nicht mehr nur Geschäfte machte, die die Dauer eines Tages haben, sondern über 10 Tage gültig sind. Banken müssen dann nicht gleich am Folgetag ihre Anleihen zurückkaufen, sondern erst 10 Tage später.

Das führte nicht sofort zum Erfolg. Am 24. September gab es das erste 10-Tagesgeschäft. Nachgefragt wurden 62 Mrd., zugeteilt wurden 30 Mrd. Inzwischen scheint der Engpass aber überwunden. Ende vergangener Woche wurden noch 72 Mrd. Dollar nachgefragt. Noch am Tag zuvor waren es 123 Mrd.

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Der Bedarf an Liquidität scheint langsam wieder gedeckt zu werden. Das ist eine gute Neuigkeit. Das grundsätzliche Problem dürfte aber noch eine Weile bestehen bleiben. Ein Problem ist die US-Regierung. Das Finanzministerium hat sich mit Cash vollgesogen. Innerhalb weniger Wochen entzog der Staat dem Markt über 200 Mrd. an Liquidität.

Verschuldet sich der Staat, muss es auch Käufer für die Anleihen geben. Das sind häufig Banken. Kaufen Banken Anleihen, verlieren sie dabei Liquidität. Wenn so plötzlich 200 Mrd. an Liquidität verlorengehen, ist es kein Wunder, dass es zu Engpässen kommt.

Banken sind für dieses Problem ebenfalls verantwortlich. Anleihen machen einen hohen Anteil der Assets aus (Grafik 2). Es ist der höchste Anteil seit vielen Jahren. Gleichzeitig sind die Cash Assets (Liquidität) rapide gesunken. Banken haben zu sehr auf Wertpapiere und zu wenig auf Cash gesetzt.

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Um zukünftig Liquiditätskrisen zu vermeiden, müssten Banken wieder mehr Liquidität halten. Das ist weniger attraktiv als Wertpapiere in der Bilanz zu haben. Gleichzeitig verschuldet sich der Staat in noch nie dagewesenem Tempo. Banken sind die Schnittstelle. Die Regierung entzieht dem Markt kontinuierlich Liquidität.

Die Notenbank kann das Problem nur beheben, indem sie selbst wieder Anleihen kauft und so den Liquiditätsentzug abfedert. Die kommenden Tage werden zeigen, ob das notwendig sein wird. Ein kleines QE-Programm hat ja noch nie geschadet...

Wichtig ist aber, dass es sich bei den Engpässen um kein Problem wie 2008 handelt. Die Ursachen sind vollkommen andere. Eine neue Finanzkrise kündigt sich nicht an.


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42 Kommentare

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  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Wenn der Konflikt endgültig eskaliert wird China seine Währung mit Gold decken. Mit diesem Schritt wird der Dollar ins bodenlose fallen. Auch für China wäre dies keine leicht zu fällende Entscheidungen, da dies automatisch eine Wirtschaftskrise auslöst.

    Die Eliten des Westens haben jedoch vorgesorgt. Das Papiergold diverser Finanzprodukte verzert nicht nur die physische Menge sondern wird vermutlich dafür sorgen, dass in einem deflationäre Schock Gold und Silber eher aufwerten. Parallel hat man unter dem Deckmantel Kryptowährung ein paar Honeypots zur Ablenkung platziert.

    16:40 Uhr, 02.10. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    und bevor ich mich vom Acker mache hier noch zwei Messlatten im 4 H LB -

    oben haben wir die 464,50 (die er heute nicht geknackt hat mit einer grünen Monsterkerze) und unten haben wir die 153,50 für die nächste rote

    19:08 Uhr, 01.10. 2019
  • trend-x
    trend-x

    Morgen kommen die Asiaten nach dem heutigen Feiertag auf dem linken Fuß daher und am Donnerstag sind die Umsätze in D äußerst dünn, um dagegen zu halten. Wird spannend, wo wir/sie am Freitag stehen...

    18:54 Uhr, 01.10. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • trend-x
    trend-x

    1. Arbeitstag der EZB Chefin läuft ja prima. Gold longs ebenso.💪🏼

    18:28 Uhr, 01.10. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • grinder1337
    grinder1337

    nein, buy the dip. alles in ordnung. frag dr. bull und kollegen ;)

    18:17 Uhr, 01.10. 2019
  • GeBa96
    GeBa96

    Jetzt geht die schwäche wohl schon los mit dem ISM Schwäche.

    17:52 Uhr, 01.10. 2019
  • geho
    geho

    Alles ist so verzwickt dass kein Experte überhaupt noch durchblickt

    16:01 Uhr, 01.10. 2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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