Fed Beige Book signalisiert anhaltendes Wirtschaftswachstum
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1. Der unter dem Namen Beige Book bekannte Bericht, in dem die zwölf Federal Reserve Banks ihre Einschätzung über die wirtschaftliche Entwicklung in ihren jeweiligen Distrikten darstellen, hat sich im Tenor gegenüber seiner letzten Ausgabe kaum verändert. Insgesamt vermitteln die Kommentare den Eindruck einer weiterhin expandierenden wirtschaftlichen Aktivität. Hinsichtlich der Einzelhandelsumsätze ergibt sich lediglich ein gemischtes Bild. Während die Mehrzahl der Federal Reserve Banks von einer eindeutigen Zunahme spricht, wird aus anderen Distrikten ein nachlassendes oder nur bescheidenes Wachstum vermeldet. Jedoch entwickelte sich der private Konsum in der Zeit von Anfang Oktober bis Mitte November damit vermutlich stärker, als es das Federal Open Market Committee (FOMC) in seinem Meeting am 1. November zugrunde gelegt hat. Im kürzlich veröffentlichten Protokoll dieser Sitzung war die Sorge zum Ausdruck gekommen, dass die amerikanischen Haushalte angesichts steigender Belastungen durch hohe Energiepreise und einer verschlechterten Stimmungslage ihre Ausgaben deutlich zurückfahren werden. Vor diesem Hintergrund sind die Aussagen des Beige Book in Bezug auf den Einzelhandel eindeutig positiv zu werten.
2. Auch die Entwicklung an den Immobilienmärkten war nicht einheitlich. Die Nachfrage nach Wohnimmobilien scheint sich in vielen Distrikten abgekühlt zu haben, was sich u.a. darin abzeichnet, dass existierende Häuser weniger schnell verkauft werden und auch nur noch geringe Wertsteigerungen erfahren. Der Absatz neuer Häuser ist vielerorts zurückgegangen, in einigen Großstädten jedoch gleich stark geblieben. Auch die aktuelle Bautätigkeit und die Zahl der Baugenehmigungen liefern keine eindeutigen Signale. Die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien zog demgegenüber in vielen Distrikten an. Besonders in den Großstädten wird eine Fortsetzung dieser Entwicklung erwartet.
3. Alle Distrikte mit Ausnahme von St. Louis meldeten eine Zunahme der Aktivität im verarbeitenden Gewerbe. Die Berichte waren weiterhin durch die Folgen der Hurrikane Rita und Katrina geprägt. So kam der Anstieg der Produktion in der Region um Dallas vor allem durch die Wiederinbetriebnahme von Produktionsstätten zustande, die wegen der Stürme vorübergehend geschlossen waren. Auch die in mehreren Distrikten verzeichnete starke Nachfrage nach Baumaterialien und Stahl dürfte in engem Zusammenhang mit den Wiederaufbaumaßnahmen stehen. Die Förderung von Rohöl und Erdgas hat im Berichtszeitraum zwar erheblich zugelegt, jedoch sind weiterhin 40 % der Förderkapazitäten außer Betrieb. Während ein Großteil der Ölraffinerien in Louisiana und Mississippi seine Aktivität wieder aufnehmen konnte, ist die Verarbeitung von Erdgas weiterhin in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch kommt in den Berichten zum Ausdruck, dass die amerikanische Volkswirtschaft die Auswirkungen der Hurrikane gut verarbeitet hat und mit einer anhaltend hohen Rate wächst. Die Schattenseite dieser Entwicklung zeigt sich in steigenden Preisen für Rohmaterialien und Energie, was bei einigen befragten Unternehmen zu Besorgnis geführt hat.
4. Die meisten Fed-Distrikte vermelden eine Fortsetzung des Beschäftigungsaufbaus, was in einigen Regionen bereits zu einer Verknappung von Fachkräften geführt hat. Dies betrifft jedoch nicht den Arbeitsmarkt als Ganzes, sondern lediglich bestimmte, nach Qualifikationen abgegrenzte Teilbereiche. Die Nachfrage nach Arbeitskräften im verarbeitenden Gewerbe zog in New York und Kansas City deutlich an, blieb in Cleveland und Boston jedoch weitgehend unverändert. So uneinheitlich wie der Grad der Anspannung am Arbeitsmarkt entwickelten sich auch die Löhne. Während im Durchschnitt nur geringe Zuwächse zu verzeichnen waren, meldeten einige Distrikte einen leichten Anstieg des Lohndrucks, andere demgegenüber ausgeprägtere Lohnerhöhungen in bestimmten Wirtschaftszweigen.
5. Trotz einer in fast allen Distrikten festzustellenden Zunahme der Kosten für Energie, Transportleistungen sowie Bau- und Rohmaterialien, sind die Konsumentenpreise nicht wesentlich angestiegen. In einigen Regionen gaben die befragten Unternehmen an, einen Teil der Kostenanstiege bereits auf die Absatzpreise umgelegt zu haben. In anderen Gebieten sahen die Unternehmen ihre Überwälzungsspielräume durch starken Wettbewerbsdruck beschränkt. Nur in wenigen Distrikten gaben befragte Firmen an, schon jetzt Preiserhöhungen für das kommende Jahr zu planen.
6. Insgesamt unterstützen die Aussagen des Beige Book sowohl unsere Inflations- als auch unsere Leitzinsprognose. Für die nächsten Monate rechnen wir mit anhaltend hohen Gesamtinflationsraten, begleitet von einem leichten Anstieg der Kernrate. Infolge des Auslaufens der von den Energiepreisen herrührenden Effekte und eines weiterhin nur moderaten Lohndrucks dürfte sich der Preisauftrieb erst Mitte 2006 deutlich verlangsamen. Aus dieser Einschätzung und der Erwartung einer auch im Jahr 2006 robusten US-Konjunktur folgt unsere Prognose für die Federal Funds Rate. Wir rechnen in den kommenden vier Sitzungen des FOMC mit einer Erhöhung um jeweils 25 Basispunkte, woraus ein Niveau von 5,0 % bis Mitte 2006 resultiert. Insbesondere erwarten wir aufgrund des vorliegenden Beige Books auch, dass das FOMC in seinem Statement zum Zinsentscheid am 13. Dezember seine Risikoeinschätzung nicht ändern wird. Nach der Veröffentlichung der Minutes zum Fed-Meeting am 1. November gingen viele Beobachter davon aus, dass in den kommenden Statements eher die Risiken bezüglich des Wirtschaftswachstums betont werden würden, was als Indiz für ein baldiges Ende der Zinserhöhungsphase gewertet werden könnte. Wir rechnen demgegenüber damit, dass die Fed die Risiken für die Inflation einerseits und das Wachstum andererseits weiterhin als ausgeglichen bezeichnen wird, was den Märkten die Bereitschaft zu weiteren Zinserhöhungen signalisiert.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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