Fed 28. 4.: Bullischer Ton trifft auf taubenhafte Haltung
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Wir erwarten nicht, dass die US-Notenbank ihre aktuelle Geldpolitik in der Sitzung am 27. und 28. April substantiell anpassen wird. Trotz signifikanter Fortschritte bei den Impfungen und Anzeichen, dass sich die Wirtschaft etwas schneller als erwartet erholt, sind fast acht Millionen Menschen weniger beschäftigt als vor der Pandemie. Dies allein dürfte Grund genug für die Fed sein, weiterhin umfangreiche monetäre Unterstützung zu gewähren. Und doch könnte sich ihre Einschätzung der volkswirtschaftlichen Situation bereits leicht geändert haben.
Die reichlich strapazierte Aussage vom Juni letzten Jahres, "wir denken nicht einmal daran, über eine Zinserhöhung nachzudenken", wurde bereits aufgeweicht: Eine Zinserhöhung ist nun "höchst unwahrscheinlich" - zumindest im Jahr 2021. Zudem hat Fed-Präsident Jerome Powell bei mehreren Gelegenheiten bekräftigt, dass er die Wirtschaft an einem „Wendepunkt" sehe, und „sehr starkes" Jobwachstum in den kommenden Monaten durchaus möglich wäre. Ohne einen klaren Zeitrahmen zu nennen, sinnierte er bereits rüber mögliche Rückführungsmechanismen der monetären Unterstützung. Die Reduktion der Wertpapierankäufe, so Powell, werde höchstwahrscheinlich "lange vor" der Zinsanhebung beginnen. Auch wenn diese Aussage nicht zwingend als geldpolitisch restriktiv gedeutet werden muss, scheint es, als würde die Notenbank die jüngsten, stärkeren Wirtschaftsdaten in ihre Rhetorik einbeziehen. Dies könnte sich in der Presseerklärung zur Sitzung im April widerspiegeln. Auch hinsichtlich der Inflation hat sich der Ton etwas geändert. Obwohl die aktuelle (März) Inflationsrate in Höhe von 2,6 Prozent weiterhin als "vorübergehend" eingestuft werden sollte, wies Powell jüngst darauf hin, dass die Inflation "ein wenig höher" steigen könnte, als dies bisher erwartet worden war.
Grundsätzlich dürften die anstehenden Wachstums- und Inflationszahlen volatil bleiben. Dafür sorgen die Basiseffekte, angestaute Nachfrage und die großzügigen fiskalischen Impulse. Diese Einflüsse sollten jedoch im Laufe des Sommers schwinden. Entsprechend sollte sich dann ein klares Bild ergeben, ob sich der "Wendepunkt" hin zu einem neuen, steileren Trend ausgebildet hat. Sollten die Wirtschaftsdaten weiterhin positiv überraschen, könnte dies dann doch eine schnellere Reduzierung der geldpolitischen Unterstützung erfordern.
Daraus ergäbe sich für die Anleger wichtige Frage, wann die Fed diese Änderung der Geldpolitik deutlich signalisieren würde. Wir denken frühestens in der Juni-Sitzung. Kurz danach – etwa im August - würde das traditionelle Jackson-Hole-Symposium den perfekten Rahmen für die Ankündigung größerer geldpolitischer Änderungen bieten. Und damit genauso wie von Powell versprochen: Die Ankündigung erfolgt lange bevor tatsächlich etwas passiert.
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