Fallender Ölpreis beflügelt Aktien
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Die Aktienmärkte sind freundlich in den Oktober gestartet. Es war vor allem der erneut fallende Ölpreis, der die Kurse weiter steigen ließ. Rohöl notiert mittlerweile auf dem Niveau von Februar dieses Jahres. Daneben erhielten Aktien zusätzliche Unterstützung von neuen Übernahmeankündigungen. Die Konjunkturdaten gaben indes kein klares Bild.
USA: Rutsch beim Ölpreis beflügelt Aktien
Der Aufwärtstrend an den US-Aktienmärkten ist intakt. Mit seinem Schlussstand von 11.850 Punkten ist der Dow Jones zugleich in noch nie da gewesene Höhen vorgedrungen. Die Rallye erhält ihren Treibstoff zurzeit vor allem vom rückläufigen Ölpreis. Das konnte zur Wochenmitte sehr schön beobachtet werden. Nach mäßigem Auftakt hatten die Aktienkurse just dann ihren Höhenflug fortgesetzt, als die kurzfristige Erholung des Ölpreises endete und dieser auf den tiefsten Stand seit knapp acht Monaten zurückfiel. Wenngleich dadurch die Gewinne der Öl- und Gasunternehmen empfindlich getroffen werden dürften, so ist doch die Wirkung auf den Gesamtmarkt positiv. Erstens verringert sich dadurch ein wichtiger Kostenfaktor für die restlichen Unternehmen. Wehklagen, dass hohe Rohstoffkosten die Ergebnisse belastet hätten, dürften also zumindest in der bevorstehenden Berichtssaison nicht so häufig vorkommen. Zweitens wird durch einen geringeren Ölpreis Zinssenkungsfantasie geschürt. Denn in dem Umfang, wie sich diese Entspannung auch auf die Inflationsrate auswirkt, vergrößert sich der Spielraum der FED, ihre Zinszügel zu lockern.
Auch die Konjunkturdaten werden derzeit vor allem unter dem Aspekt möglicher Leitzinssenkungen gesehen. Wie schmal die Gratwanderung aber hier ist, zeigte der jüngste Arbeitsmarktbericht. Mit 51.000 neu geschaffenen Stellen im September wurden die Erwartungen von 120.000 deutlich unterboten. Nach dem ersten Geschmack der Marktteilnehmer zu deutlich. Plötzlich dominierten Wachstumssorgen. Erst im Tagesverlauf konnten die Verluste aufgeholt werden. Dazu trug auch der genauere Blick bei, denn der Vormonat wurde von ursprünglich 128.000 auf 188.000 neue Jobs nach oben revidiert das höchste Stellenwachstum seit Februar dieses Jahres.
Europa: Schlitzohr Ryanair
Die harten Konjunkturfakten der Eurozone sind dagegen nicht für Interpretationen wie in den USA geeignet. Die hiesige Volkswirtschaft wächst aktuell mit beachtlichem Tempo. Das bestätigten zuletzt die Auftragseingänge für die deutsche Industrie, die im August gegenüber dem Vormonat um 3,7 Prozent höher ausgefallen waren. So erfreulich die Zahlen jedoch sind, sie sind lediglich der Blick zurück. Nach vorn geschaut ist indes mit einer Wachstumsabschwächung zu rechnen. Die Erwartungen von Unternehmen und Volkswirten - abzulesen an Stimmungsindikatoren wie zum Beispiel dem Ifo-Geschäftsklimaindex und den ZEW-Konjunkturerwartungen - lassen 2007 eine geringe Expansion des Bruttoinlandsproduktes im Währungsraum erwarten. Konkret werden nach dem Tableau des ZEW für 2006 im Konsens plus 2,5 Prozent und für 2007 plus 1,7 Prozent erwartet. Das momentan hohe Wachstum stellte auch EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in seiner Begründung der jüngsten Zinserhöhung heraus. Der Aufschwung gewinne an Breite und werde von der Inlandsnachfrage überstützt, sagte Trichet. Ob er diese Einschätzung allerdings auch noch nach dem Jahreswechsel für richtig hält, ist fraglich.
Bei den Unternehmen stand diesmal die Luftverkehrsbranche im Mittelpunkt. EADS steckt nach wie vor in Turbulenzen. Nach jüngsten Meldungen verzögert sich die Lieferung des neuen Großraumflugzeuges A380 um ein weiteres Jahr. Der Gewinn wird zwischen 2006 und 2010 voraussichtlich um 4,8 Mrd. Euro geringer ausfallen, wobei zusätzlich noch Einmalaufwendungen auf EADS zukommen. Dazu zählen auch Kompensationszahlungen an Fluglinien, die die EADS-Tochter Airbus in Regress nehmen.
Ryanair hat derweil einen schlitzohrigen Coup gelandet. Nur vier Tage nachdem der irische Staat seine Fluglinie via IPO in die Unabhängigkeit entließ, legte die Billigfluglinie ein Übernahmeangebot dafür vor. 19 Prozent hielt die Billigfluglinie zum Zeitpunkt der Bekanntgabe dem Vernehmen nach bereits an Aer Lingus. Geplant ist, aus beiden Fluglinien eine im europäischen und weltweiten Vergleich starke Gruppe zu schmieden, wobei die Unternehmen zunächst separat bestehen bleiben sollen.
Die dritte Meldung aus dem Luftfahrtsektor betraf den deutschen Small Cap Thielert, der erst im November 2005 an die Börse kam. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre teilte mit, dass ihnen einen anonyme Strafanzeige zugegangen sei, in der dem Flugzeugmotorenbauer unter anderem auch Bilanzbetrug vorgeworfen wird. Forderungen gegenüber Kunden sollen nicht werthaltig gewesen sein, heißt es. Die Aktionärsschützer zogen Parallelen zu Comroad, FJH und MLP, was böse Erinnerungen bei den Marktteilnehmern weckte und die Thielert-Aktie in der Spitze um über 40 Prozent einbrechen ließ.
Im Automobilsektor hat sich unterdessen Volkswagen in den Übernahmeversuch von Scania durch MAN eingebremst. Seit eh und je mit knapp 20 Prozent an Scania beteiligt, hat VW nun rund 15 Prozent der Aktien von MAN gekauft. Die Wolfsburger wollen so ein Dreierbündnis bestehend aus MAN, Scania und den eigenen Lkw-Aktivitäten in Brasilien durchdrücken, die sonst noch weiter ins Hintertreffen gerieten.
Ausblick: Dritte Runde der Berichtssaison
So langsam wird es wieder spannend für die Aktienmarktteilnehmer. Bestimmten Makrodaten und Ölpreis in den vergangenen Wochen die Kursentwicklung, so kommen ab morgen auch wieder die Unternehmensberichte hinzu, diesmal über das dritte Quartal. Alcoa gibt wie gewohnt den Startschuss. Es folgen in den USA unter anderem PepsiCo und General Electric, in Europa Carrefour und Philips. Die Ergebnisse versprechen Spannung. Während der konjunkturelle Rückwind nachließ, gab es spürbare Entlastungen bei den Rohstoffpreisen. Hohe Priorität für die Kapitalmarktteilnehmer genießt schließlich noch der Konjunkturbericht der FED, besser bekannt als Beige Book. Bedeutsam aus deutscher Sicht ist zudem am Mittwoch die Erstnotiz von Verbio Vereinigte BioEnergie, nach eigenen Angaben Europas führender Biokrafthersteller. Das Umfeld ist schwierig, da zwei erst kürzlich an die Börse gekommene Konkurrenten ihren Zeichnern Verluste bescherten.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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