Kommentar
10:54 Uhr, 18.05.2012

Facebook: Löcher wie ein Schweizer Käse

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Facebook legt den größten Internet-Börsengang aller Zeiten aufs Parkett. Die Gesamtbewertung des Social-Network-Betreibers beträgt 104 Milliarden Dollar. Das Unternehmen und seine alten Eigentümer nehmen auf einen Schlag 16 Milliarden Dollar ein, mit der sogenannten Mehrzuteilungsoption sogar bis zu 18,4 Milliarden Dollar. Das ist der vorläufige Höhepunkt einer beispiellosen Erfolgsgeschichte, die 2004 in einem Harvard-Studentenwohnheim begann.

Klar: Facebook ist spannend, Facebook ist sexy. Rund 900 Millionen User loggen sich mindestens einmal im Monat ein, womit Facebook eine phänomenal große Nutzerbasis hat. Aber ob Facebook das Internet wirklich für alle Zeiten verändert hat, wie Fans sagen, bleibt abzuwarten. Man denke nur an ehemals große Namen im Online-Bereich, die heute nur noch ein Nischendasein führen, wie AOL oder Netscape. Auch wenn Zuckerbergs Unternehmen dieses Schicksal erspart bleiben sollte: Eine Wachstumsstory wie die von Facebook lässt sich nicht ewig fortsetzen. Früher oder später wird sich das Unternehmen darauf konzentrieren müssen, Geld zu verdienen.

Das Geschäftsmodell von Facebook jedenfalls hat noch Löcher wie ein Schweizer Käse. Denn Facebook lebt von Werbung. Ob Facebook aber überhaupt eine gute Plattform für Werbung ist, muss sich erst noch zeigen. Denn die Mehrheit der Nutzer klickt nie auf Anzeigen, auch wenn diese personalisiert sind. Der durchschnittliche Facebook-Nutzer konzentriert sich auf die Kommunikation mit seinen „Freunden“ und ignoriert alles, was nach Werbung aussieht. Die ersten Werbekunden haben bereits reagiert: General Motors will vorerst keine Anzeigen mehr auf Facebook schalten. In der Umsonst-Kultur des Internets kann ein gutes Nutzererlebnis eben nicht eins zu eins in ein gutes Geschäftsmodell übersetzt werden.

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 90 und einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von rund 25 zahlen die neuen Aktionäre einen verdammt hohen Preis für ihre Anteile. Damit dürfte sich der Börsengang vor allem für die alten Eigentümer lohnen. Nicht nur Zuckerberg & Co. haben ausgesorgt. Auch viele Facebook-Mitarbeiter und Investoren aus der zweiten Reihe werden über Nacht zu Millionären oder gar Milliardären. Rund 57 Prozent der platzierten Aktien stammen von Insidern, die sich von einem Teil ihrer Anteile trennen. Das sollte Neu-Investoren zur Vorsicht mahnen.

Gut möglich, dass die Bewertung von Facebook nach dem Börsengang noch weiter nach oben schießt. Aber die Euphorie wird früher oder später nachlassen. Alles was dann zählt, sind wieder die nackten Zahlen. Facebook muss erst noch zeigen, dass aus einem innovativen Online-Portal ein gutes Geschäft wird. Nicht nur für die alten Eigentümer, sondern auch für die vielen Aktionäre, die jetzt zu einem sehr hohen Preis einsteigen.

Oliver Baron

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten derzeit nicht investiert.

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Über den Experten

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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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