Fundamentale Nachricht
10:18 Uhr, 17.09.2014

EZB will auch Schrottpapiere kaufen

Die EZB will mit dem Kauf von ABS die Bilanzen der Banken entlasten und damit indirekt die Kreditvergabe ankurbeln. Entgegen bisheriger Beteuerungen wird sie auch Schrottpapiere kaufen müssen, wenn sie ihre Ziele erreichen will.

Vor einigen Tagen habe ich bereits darüber geschrieben, dass die EZB im Rahmen ihres Programms zum Kauf von forderungsbesicherten Wertpapieren (ABS) - entgegen aller Beteuerungen - auch Schrottpapiere ankaufen muss, um ihre Ziele zu erreichen. Dies scheint sich nun zu Bewahrheiten. Die genauen Details sind zwar noch nicht beschlossen, nach Informationen der Zeitung "Welt" wird unter den Entscheidungsträgern der Notenbank aber erwogen, auch ABS-Papiere mit einem schlechteren Rating als "A-" zu kaufen. Bislang wurden solche Papiere nicht einmal als Sicherheit akzeptiert.

Befürworter eines solchen Vorgehens halten den Kauf relativ riskanter Papiere für notwendig, wenn das Aufkaufprogramm im Kampf gegen mögliche Deflationsgefahren wirklich helfen soll. Die EZB würde damit aber auch das volle Risiko dieser minderwertigen Kredite übernehmen. Letztendlich würden die Steuerzahler haften.

EZB-Präsident Draghi hatte bisher betont, dass nur Papiere mit hoher Qualität gekauft würden. Was von dieser Aussage übrig bleibt, wird sich zeigen. Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass Draghi bewusst gelogen hat, um Bedenken zu zerstreuen. Das Aufkaufprogramm ziele darauf, die Bilanzen der Banken zu entlasten, damit diese neue Kredite vergeben könnten. Dies gelinge nur, wenn die EZB ihnen auch Kreditverbriefungen jenseits der absoluten Topqualität abnehme, heißt es auch in Kreisen der Notenbank.

Die Bewertung der verbrieften Kredite ist ohnehin schwierig. Die EZB hat bislang nicht einmal ein eigenes Risikocontrolling, um die Risiken von ABS-Papieren angemessen abschätzen zu können. Sie müsste sich daher auf externe Bewertungen wie die von Ratingagenturen verlassen, die in der Vergangenheit jedoch nicht besonders verlässlich waren. Die Zeche zahlen WIR.

Lesen Sie zu diesem Thema auch meinen folgenden Artikel: Das Dilemma der EZB beim ABS-Programm

2 Kommentare

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  • Investor
    Investor

    ​Bei dem ABS Programm der EZB geht es nicht um die Ankürbelung der Kredite. Es geht darum, die Kreditausfallrisiken der Banken von den Banken auf die Staaten zu übertragen.

    Einige Banken in Frankreich und Spanien sitzen auf ca 20-30% ausfallgefährdete Kredite.

    Banken haben einen relativ hohen Kostenblock für IT, Mitarbeiter usw. Die Kostenquote liegt für Banken bei über 70%. Die niedrigen Zinsen decken kaum die Kosten geschweige denn die Risiken für Kreditausfälle. Deshalb muß die EZB sowohl die vorhandenen Bilanzen als auch die Risiken für künftige Kredite übernehmen.

    Dies wird aber nicht die Konjunktur ankurbeln, da die europäische Wirtschaft nicht ein Angebots- sondern ein Nachfrageproblem hat. Solange die Firmen nicht ausgelastet sind, werden auch keine Kredite in höherem Masse nachgefragt werden.

    12:33 Uhr, 17.09.2014
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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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