Kommentar
18:02 Uhr, 13.02.2007

EZB stellt Zinserhöhung in Aussicht

EZB belässt Leitzins bei 3,5 Prozent. Ölpreisanstieg setzt sich weiter fort. Euro-Dollar-Wechselkurs fast unverändert. G7-Gipfel verzichtet auf offiziellen Kommentar zur Yen-Schwäche. Laufende Woche ist geprägt durch Vielzahl von Konjunkturdaten.

EZB: Zinserhöhung für März in Aussicht gestellt

Wie erwartet beließ die Europäische Zentralbank den Leitzins bei ihrer Sitzung am letzten Donnerstag bei 3,5 Prozent. Allerdings stellten die Währungshüter in der anschließenden Pressekonferenz nur wenig verklausuliert für März die nächste Zinsanhebung in Aussicht. Der Hauptrefinanzierungssatz wird dann bei 3,75 Prozent liegen, wodurch sich der Zinsabstand zu den USA auf 150 Basispunkte verringern wird. Geteilte Ansichten bestehen hingegen darüber, ob es danach zu einer weiteren Straffung der Geldpolitik kommen wird. Die EZB ließ sich alle Möglichkeiten offen. Erleichtert wird ihr die Zinspolitik jedoch durch das günstige Inflationsbild. Es wird damit gerechnet, dass in diesem Jahr der Zielwert von knapp unter zwei Prozent erstmals seit langem wieder erreicht wird.

Am Rentenmarkt zogen die Renditen leicht an. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten zum Wochenschluss drei Basispunkte höher als zu Wochenbeginn. Neben der Zinspolitik der EZB trugen hierzu auch erfreuliche Konjunkturdaten bei. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor fiel im Januar deutlich besser aus als prognostiziert. Dadurch konnte der Rückgang beim Einkaufsmanagerindex der Industrie wettgemacht werden. Dies spricht dafür, dass die Wirtschaft des Euroraums im ersten Quartal 2007 ihren robusten Wachstumskurs aus dem Vorjahr fortsetzt - trotz der unerwartet schwach ausgefallenen deutschen Industrieproduktion im Dezember. Der wieder einsetzende Ölpreisanstieg wird in diesem Zusammenhang bislang nicht als entscheidender Belastungsfaktor für die Konjunktur wahrgenommen.

G7-Treffen ohne klare Aussage zum Yen

Das Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs aus den G7-Ländern (USA, Kanada, Japan, Großbritannien, EWU) brachte aus europäischer Sicht nicht das erhoffte Signal zum Japanischen Yen (JPY). Im Vorfeld wurde teilweise darüber spekuliert, ob die - aus EWU-Warte ungerechtfertigte - Schwäche des JPY im Abschlusskommuniqué angeprangert werden würde. Stein des Anstoßes: In den zurückliegenden zwölf Monaten verlor der JPY gegenüber dem Euro rund 13 Prozent an Wert, was den europäischen Exporteuren auf den Weltmärkten gegenüber der japanischen Konkurrenz inzwischen erhebliche Wettbewerbsprobleme bereitet.

Hinzu kommt die Sorge vor einer Instabilität der internationalen Finanzmärkte bei einer Fortsetzung der massiven Carry Trades. Hierbei dient der JPY in seiner Eigenschaft als Niedrigzinswährung zur Finanzierung von Geldanlagen in höherverzinslichen Währungen. Durch diese Transaktionen steigt das JPY-Angebot, der Kurs der Währung sinkt. Mit dem Verzicht auf eine explizite Nennung des JPY in der G7-Erklärung ist die ohnehin geringe Wahrscheinlichkeit für Notenbankinterventionen zur Stützung der japanischen Währung nochmals gesunken. Es hat den Anschein, als ob die Welt noch längere Zeit mit einem schwachen JPY leben müsste. Erst wenn der Leitzins, welcher derzeit bei 0,25 Prozent liegt, sich deutlich erhöht, könnte eine Normalisierung eintreten.

Ausblick

Nachdem am amerikanischen Bondmarkt die zurückliegende Woche überwiegend ruhig verlief, könnte er angesichts der Vielzahl zur Veröffentlichung anstehender Konjunkturdaten in dieser Woche etwas in Bewegung geraten. Die Auguren blicken vor allem auf den "Super Thursday", an dem Daten zum Immobilienmarkt, zur Industrieproduktion und den Kapitalzuflüssen bekannt gegeben werden. Dies setzt sich am Freitag mit den Erzeugerpreisen und dem Verbrauchervertrauen fort. Last but not least: Am 14. und 15. Februar hält US-Notenbankchef Ben Bernanke seine viel beachtete Rede vor beiden Häusern des US-Kongresses. Im Euroraum wartet man gespannt auf die vorläufigen Wachstumszahlen für das vierte Quartal 2006. Zudem stehen die Industrieproduktion sowie der deutsche ZEW-Index auf der Agenda.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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