Kommentar
13:00 Uhr, 03.09.2015

EZB-Sitzung: Was ist zu erwarten?

Ihr Spickzettel für den EZB-Zinsentscheid: Hier erfahren Sie, worauf Marktteilnehmer heute besonders achten und was die Volkswirte verschiedener Banken erwarten.

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Beim eigentlichen Zinsentscheid der EZB um 13.45 Uhr ist mit keinen Überraschungen zu rechnen. Der Leitzins wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent belassen. Spannender ist (wie fast immer) die Pressekonferenz, die um 14.30 Uhr beginnt.

Deutet Draghi eine Ausweitung des QE-Programms an?

Die jüngsten Börsenturbulenzen und die sinkenden Inflationserwartungen haben zuletzt die Erwartung einiger Analysten befeuert, dass die EZB entweder das Volumen ihres QE-Programms von monatlich 60 Milliarden Euro erhöhen oder über den September 2016 hinaus verlängern könnte.

Dass es bereits heute zu einer Ankündigung einer QE-Ausweitung kommt, ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass Draghi die grundsätzliche Bereitschaft der EZB signalisiert, falls notwendig weitere Maßnahmen zu beschließen.

Außerdem werden heute die aktualisierten Wachstums- und Inflationsprognosen im Fokus stehen. Hier ist davon auszugehen, dass die Inflationsprognosen für 2015 und 2016 merklich gesenkt werden. Auch dies könnte als Signal verstanden werden, dass die EZB im Zweifel weitere Maßnahmen ergreifen wird.

Das erwarten die Volkswirte der Banken

Heinrich Bayer u. Heinz-Gerd Sonnenschein, Postbank:

"EZB-Präsident Draghi dürfte zum Ausdruck bringen, dass sich die gesamtwirtschaftlichen Risiken infolge einer Verschlechterung des globalen Umfeldes weiter zur Unterseite verschoben haben. Dies dürfte der EZB allerdings nicht ausreichen, um jetzt bereits zusätzliche expansive Maßnahmen zu ergreifen, zumal sie mit einer gewissen Genugtuung auf die jüngste Belebung der Kreditvergabe im Euroraum blicken dürfte. Neben der Hervorhebung der Abwärtsrisiken für Wachstum und Inflation dürfte die EZB, wie bereits im Vormonat, ihr Bekenntnis zum bestehenden Anleiheankaufprogramm erneuern sowie ihre Bereitschaft signalisieren, falls erforderlich, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen."

Thomas Köbel, SEB:

"Wir erwarten eine Politik der ruhigen Hand nach den heutigen Beratungen des EZB-Rats. Die Leitzinsen werden auf ihren rekordtiefen Niveaus verharren, und dies für einen noch langen Zeitraum. Der Fokus liegt weiterhin auf der vollständigen Umsetzung aller nicht-standardisierter Maßnahmen. Der EZB-Rat wird erneut betonen, dass die Wertpapierkäufe bis September 2016 durchgeführt werden, mindestens aber solange, bis erkennbar ist, dass die Inflationsrate sich dauerhaft dem EZB-Ziel von unter, aber nahe 2% annähert (...) Der EZB-Rat dürfte sich infolge der neuen Inflationsprognosen kaum dazu verleiten lassen, sich bereits heute auf eine Verlängerung des Kaufprogramms festzulegen. Die Bereitschaft, die monetären Impulse zu verstärken, sollten sich die geldpolitischen Bedingungen unerwünscht verschärfen, dürfte erneut betont werden."

Dr. Alexander Krüger, Bankhaus Lampe:

"[Die EZB wird] ihre Inflationsprojektion für 2015/16 wohl leicht senken. Von der Notwendigkeit ihres Wertpapierkaufprogramms dürfte sie daher mehr denn je überzeugt sein und dieses wie angekündigt umsetzen. Dabei wird es aber wohl nicht bleiben. Die von der EZB beabsichtigte „Korrektur der Inflationsentwicklung“ dürfte sich bis zum Frühjahr 2016 zwar einstellen, Gesamt- und Kernrate der Verbraucherpreise werden 2016 aber klar unter dem EZB-Preisziel liegen; dies dämpft die derzeit ebenfalls niedrigen Inflationserwartungen. Hinzu kommt, dass die Wachstumserwartung der EZB von 1,9% für 2016 u. E. viel zu optimistisch ist. Stellt die Notenbank 2016 aber fest, dass sich ihre Erwartungen nicht erfüllen, dürfte sie ihre Wertpapierkäufe spätestens im September ausweiten. Auch eine Senkung des Einlagesatzes rückt dann in den Blick."

Helaba:

"Die Börsenturbulenzen und damit einhergehende Sorgen um die Stabilität der chinesischen Wirtschaft gepaart mit sinkenden Inflationserwartungen und Energiepreisen haben jüngst Erwartungen aufkommen lassen, wonach die EZB eine Ausweitung des QE beschließen könnte. Dem schließen wir uns nicht an. Zum einen ist mit den monatlichen Ankäufen ein permanenter Stimulus verbunden, zum anderen dürfte die EZB insbesondere die positive monetäre Entwicklung wohlwollend zur Kenntnis genommen haben. So erhöhten sich die Geldmengenwachstumsraten erneut und auch die Kreditvergabe an den privaten Sektor legte zu. Gleichwohl muss davon ausgegangen werden, dass die Inflationsprojektionen 2015 und möglicherweise auch 2016 reduziert werden."

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5 Kommentare

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  • kingkong007
    kingkong007

    Kurzer Anruf heute bei Goldmann und Sachs

    "Machet Draghi"

    13:53 Uhr, 03.09.2015
  • whynot
    whynot

    deswegen wird sich am ende auch zeigen, dass QE für die realwirtschaft nichts gebracht hat außer gesamtwirtschaftliche verwerfungen und das aufblähend diverser blasen. und dann kommt die inflation.

    13:15 Uhr, 03.09.2015
    1 Antwort anzeigen
  • whynot
    whynot

    allein der grundansatz der ezb ist ja eigentlich schon falsch und das weiß sie sicherlich auch. eine rein durch geldmengenwachstum induzierte inflation schiebt doch kein wachstum an, sondern reduziert nur nachfrage (höhere preise), was das wachstum schwächt statt zu stärken.

    es ist zwar so, dass nachfrageinduzierte inflation ein zeichen für wachstum sein kann (die produzenten können gar nicht so viel herstellen, wie nachgefragt wird und müssen daher expandieren), ,aber man kann doch nicht den umkehrschluss ziehen, man müsse nur für inflation sorgen und dann folgt das wachstum auf den fuß. das ist schlicht und ergreifend blödsinn!

    13:13 Uhr, 03.09.2015

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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