Kommentar
17:43 Uhr, 27.10.2022

EZB-Sitzung und „starke“ US-BIP-Zahlen heizen Rally bei S&P500 und DAX weiter an und lassen miserablen Ausblick von Meta Platforms in Hintergrund treten

Nachdem die Aktienmärkte die Kurseinbrüche bei Microsoft und Alphabet bemerkenswert gut weggesteckt hatten, hat die schwache Prognose von Meta Platforms nur kurz für Verunsicherung gesorgt.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.834,08 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 13.219,36 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Umso stärker haben die Indizes nach der EZB-Sitzung und gerade der Vorlage der US-BIP-Zahlen nach oben gedreht. Nun warten Investoren gespannt auf die Ergebnisse von Apple und Amazon heute Abend.

Die Party an den Aktienmärkten nimmt weiter Fahrt auf: Dazu trug gestern die kanadische Notenbank bei, die die Leitzinsen um nur 50 Basispunkte, statt wie erwartet um 75 Basispunkte angehoben hat.

Heute sorgt die EZB-Sitzung für zusätzlichen Rückenwind. Dabei hat die EZB die Leitzinsen wie erwartet um 75 Basispunkte auf 2,0 Prozent angehoben, während der Einlagenzins für die Banken um 75 Basispunkte auf 1,5 Prozent angehoben worden ist.

Zudem geht die EZB davon aus, dass sie „die Zinsen weiter anheben wird.“ Die jeweilige Höhe der Zinsschritte werde von „Sitzung zu Sitzung“ erfolgen, also von der Entwicklung der Konjunktur und der Inflationsdaten abhängig sein.

Abbau der Bilanzsumme lässt weiter auf sich warten

Laut den Aussagen von EZB-Chefin Christine Lagarde habe die EZB einen möglichen Abbau der Bilanzsumme, sprich das Auslaufenlassen alter Anleihen, ohne das Geld in neue zu investieren, diesmal nicht besprochen. Das hat viele Investoren erfreut, wollen sie doch von einer zusätzlichen Verschärfung der Geldpolitik nichts wissen.

Auf der Pressekonferenz hat Lagarde gesagt, dass die EZB bei der nächsten Sitzung am 15. Dezember die wichtigsten Prinzipien für einen Abbau des „alten“ APP-Programms besprechen werde. Erst einmal würden die Papiere aus dem Programm, das ein Volumen von horrenden 3,3 Billionen Euro hat, davon 2,6 Billionen Euro an Staatsanleihen, weiter „vollumfänglich“ angelegt. Wenn sich die EZB also im Dezember zu einem möglichen Abbau des APP-Programms entschließen sollte, könnte die EZB den Start meiner Meinung nach erst für März, oder April 2023 anvisieren.

Und die Papiere aus dem Pandemie-Notfallkaufprogramm PEPP würden „mindestens bis Ende 2024“ weiter angelegt. Es hat ein Volumen von 1,7 Billionen Euro. Offenbar hat es die EZB mit einer deutlichen Verschärfung der Geldpolitik trotz einer Inflationsrate von zuletzt 9,9 Prozent absolut nicht eilig. Das beflügelt den DAX.


„Starke“ US-BIP-Zahlen treiben Indizes nach oben

Der deutlich stärkere Antrieb für S&P 500 undDAX kommt heute meiner Meinung nach aber von den „starken“ US-BIP-Zahlen. So war die US-Wirtschaft im dritten Quartal um annualisiert 2,6 Prozent gewachsen, das lag über den Schätzungen der Volkswirte von annualisiert 2,3 Prozent.

Komischerweise sind aber die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach der Veröffentlichung der obigen Daten nicht etwa gestiegen, sondern eingebrochen und sind seitdem auf Talfahrt. Völlig zu Recht meiner Meinung nach. Wieso? Weil das Wirtschaftswachstum vor allem auf dem Außenhandel beruht, wobei die Exporte dank stark gestiegener Öl- und Gaslieferungen nach oben geschossen sind, während gleichzeitig die Importe eingebrochen sind.

Hingegen wird der private Verbrauch immer schwächer. So ist der Konsum der Verbraucher um annualisiert lediglich 1,4 Prozent gewachsen. Das lag zwar über den Schätzungen der Volkswirte von 1,0 Prozent. Bereinigt um das erste Quartal 2023, als das Plus bei lediglich annualisiert 1,3 Prozent lag, ist das das schwächste Wachstum seit dem ersten Quartal 2019 (annualisiert 0,4 Prozent). Der Grund: wegen der horrenden Inflation halten sich die Konsumenten beim Kauf von Gütern zurück. Diese Zahlen passen so gar nicht in das Bild, das Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen dauernd zeichnen, oder?

Wie dem auch immer sei, die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen, die kurz vor der Zahlenvorlage bei 4,05 Prozent gelegen waren, rauschen um 10 Basispunkte nach unten. Und im Gegenzug greifen Investoren bei Aktien aus S&P500 und DAX zu. Allerdings zieht der katastrophale Ausblick von Meta Platforms viele US-Techaktien, wie Apple , Amazon.com, Microsoft Cund Alphabet und damit den Nasdaq Composite mit nach unten.

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Wie geht es weiter?

Wie gesagt hängt das gerade von der Entwicklung der US-Zinsen ab. Sollten sie weiter sinken, wovon ich ausgehe, dürfte die Party an den Märkten weitergehen. Von großer Bedeutung werden zudem die Zahlen heute Abend von Apple und Amazon.com.

Sollten die zwei Schwergewichte aus dem S&P500 – Apple belegt mit einem Indexgewicht von 7,1 Prozent Platz 1, vor Microsoft mit 5,8 Prozent und Amazon.com mit 3,3 Prozent auf Rang 3, - mit ihren Zahlen bzw. Ausblicken starke Konjunktursorgen schüren, könnte die Stimmung der Investoren schnell umschlagen.

Daher gilt es morgen die Reaktion der Märkte auf die Ergebnisse von Apple und Amazon genau zu beobachten. Falls es keine negativen Überraschungen geben sollte, könnte der Erholungskurs an den Märkten erst einmal weitergehen.

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Amazon.com Inc.
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Zudem warten Investoren auf die morgigen Konjunkturdaten, gerade aus den USA.


Sitzung der japanischen Notenbank, BIP für Deutschland und PCE-Index für die USA im Fokus

Am Freitag gibt um 4.30 Uhr die japanische Notenbank die Ergebnisse ihrer Sitzung bekannt. Sie soll die Leitzinsen stabil halten bei minus 0,1 Prozent. Je länger die Notenbank mit dieser ultralockeren Geldpolitik weitermacht, umso mehr wird die Notenbank den Yen schwächen.

Um 11 Uhr werden die BIP-Zahlen für Deutschland veröffentlicht. Die Wirtschaftsleistung soll im dritten Quartal um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft sein, nachdem sie im zweiten Quartal überraschend um 0,1 Prozent gestiegen war.

Um 14 Uhr werden die Inflationsdaten für Deutschland bekanntgegeben. Die Verbraucherpreise sollen im Oktober um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein. Zudem soll die Inflationsrate auf Jahressicht leicht gestiegen sein auf 10,1 Prozent auf 10,0 Prozent für September. Mich würde es nicht überraschen, wenn die Inflationszahlen einmal mehr höher ausfallen sollten, als Volkswirte vorhergesagt haben.

Um 14.30 Uhr kommen aus den USA die Daten zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben. Investoren schauen dabei vor allem auf den PCE-Preisindex. Er soll im September leicht gestiegen sein auf 6,3 Prozent, nach 6,2 Prozent für August. Zudem soll die Kernrate des PCE-Preisindex, also die am Nahrungsmittel und Energie bereinigte Rate, welche der bevorzugte Inflationsindikator der Fed ist, auf 5,2 Prozent geklettert sein, nach 4,9 Prozent für August. Fallen die Zahlen vor dem Hintergrund der US-Halbzeitwahl am 8. November „überraschend“ niedriger aus, als Volkswirte prognostiziert haben?

Um 16 Uhr folgt das US-Verbrauchervertrauen der Universität Michigan. Es soll praktisch stabil geblieben sein bei 59,7 Punkten.

Ebenfalls um 16 Uhr werden die anstehenden US-Häuserverkäufe gemeldet. Sie sollen im September um 3,8 Prozent gegenüber dem Vormonat eingebrochen sein, nach einem Rückgang um 2,0 Prozent für August.

In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!

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