Kommentar
17:38 Uhr, 04.12.2014

EZB: Kauf von Staatsanleihen offenbar unvermeidlich

Mario Draghi hat die Erwartung weiter verfestigt, dass die EZB ihr Programm zum Ankauf von Wertpapieren im kommenden Jahr ausweiten wird, vermutlich um Unternehmens- und Staatsanleihen. Der Rat der EZB – oder zumindest die Mehrheit in diesem Gremium – fühlt offenbar, dass ein solcher Schritt angesichts einer weiter zurückgehenden Inflationsprognose unvermeidlich ist. Unserer Ansicht nach könnten zwei Faktoren ein solches Vorgehen abwenden: Zum einen eine rasche Ausweitung der EZB-Bilanz – entweder durch den Langfristtender (TLTRO) in der kommenden Woche oder ein zügigeres Tempo beim Kauf von Covered Bonds und ABS-Papieren – die zeigt, dass die aktuelle Geldpolitik locker genug ist. Zum anderen bessere Wachstumsaussichten für 2015, die eine weitere Stimulierung unnötig machen. Draghi hat die möglichen positiven Folgen der niedrigeren Energiepreise für das Wachstum hervorgehoben. Zugleich hat er jedoch betont, dass dieser Effekt groß genug sein müsste, um den negativen Einfluss auf die Inflationserwartungen aufzuwiegen. Alles in allem wäre die EZB sicher froh, wenn sie weitere ungewöhnliche Maßnahmen 2015 vermeiden könnte. Aber zum jetzigen Zeitpunkt scheint sie sich ebenso wenig falschen Illusionen hinzugeben wie der Markt.

Autor: Martin Harvey, Anleihen-Portfoliomanager bei Threadneedle Investments

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