EZB dürfte noch stillhalten
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US-Arbeitsmarktzahlen lassen Zinserhöhungen in weitere Ferne rücken. EZB mit nächstem Zinsschritt noch im ersten Quartal. US-Dollar spürbar erholt. Ölpreis im Sinkflug.
USA: Starke Arbeitsmarktdaten
Die Zahl der neu geschaffenen Stellen (Non-farm payrolls) lag im Dezember deutlich über den Erwartungen. Gegenüber dem Vormonat nahm die Zahl der Beschäftigten um 167.000 zu. Prognostiziert war lediglich ein Anstieg um 100.000. Die Zunahme der Beschäftigung fand dabei ausschließlich im Dienstleistungssektor statt, während im verarbeitenden Gewerbe ein Stellenabbau zu verzeichnen war. Die Arbeitslosenquote blieb mit 4,5 Prozent unverändert.
Den Rentenmarktteilnehmern trieben die guten Konjunkturnachrichten jedoch Sorgenfalten auf die Stirn. Der markante Anstieg der Stundenlöhne verdeutlichte erneut, dass das Thema Inflation auf der Tagesordnung bleibt. Im vierten Quartal 2006 erhöhten sich die Stundenlöhne aufs Jahr hochgerechnet um beachtliche 4,6 Prozent.
Zinssenkungen sollten damit jedoch erst einmal vom Tisch sein. Jedenfalls ist nicht damit zu rechnen, dass die Währungshüter auf ihrer Januar-Sitzung die Wortwahl im Hinblick auf Inflation und Konjunktur entscheidend ändern werden. Am Rentenmarkt führte dies über alle Laufzeiten zu steigenden Renditen. Zehnjährige Schatzanweisungen rentierten am Freitag knapp 5 Basispunkte höher als einen Tag zuvor.
Damit stellt sich die grundsätzliche Frage, ob die Federal Reserve Bank in diesem Jahr überhaupt nennenswert die Zinsschraube lockern wird, zumal im zweiten Halbjahr die Konjunkturdelle bereits überwunden sein könnte. Bislang war man sich weitgehend einig darin, dass der ein oder andere Zinsschritt nach unten erfolgen würde. Jetzt sieht es danach aus, dass Zinssenkungen wenn sie denn überhaupt stattfinden noch eine Weile auf sich warten lassen.
Eurozone: Freundliches Konjunkturbild
Die guten Konjunkturmeldungen aus dem Euroraum reißen nicht ab. Insbesondere der deutsche Ifo-Index hat einen erneuten Sprung nach oben gemacht. Aber auch die Frühindikatoren aus den anderen Mitgliedsländern des Euroraums deuten auf eine Fortsetzung des robusten Wachstumskurses hin. Immer stärker macht sich der Aufschwung auch am Arbeitsmarkt bemerkbar. Die EU-weite Arbeitslosenquote sank im November auf 7,6 Prozent.
Die günstigen Konjunkturdaten sollten die Europäische Zentralbank in ihrem geldpolitischen Kurs bestärken. Eine weitere Zinserhöhung auf dann 3,75 Prozent ist für das erste Quartal 2007 bereits fest eingeplant. Auch ein zusätzlicher Schritt auf dann 4,0 Prozent würde am Markt wohl niemanden überraschen. Selbst 4,25 Prozent sind nicht außerhalb der Diskussion, zumal das Geldmengenwachstum die zweite Säule der Euro-Geldpolitik im November mit 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr mehr als doppelt so hoch wie der EZB-Referenzwert ausfiel.
Der Rentenmarkt hat vor diesem Hintergrund im Zehnjahresbereich die 4-Prozent-Marke ins Visier genommen. Mit 3,98 Prozent rentierten Bundesanleihen am Freitag auf dem höchsten Niveau seit August. Darin spiegeln sich in erster Linie die höheren Wachstumserwartungen wider, da der Anstieg vor allem auf höhere Realrenditen und weniger auf steigende Inflationssorgen zurückzuführen war.
Starker Dollar, sinkender Ölpreis
In der umsatzarmen Weihnachtszeit waren zwei weitere Trends augenfällig. Zum einen konnte der US-Dollar gegenüber dem Euro deutlich Boden gutmachen. Damit scheint die zwischenzeitliche Schwächephase, in deren Verlauf bis zu 1,34 US-Dollar je Euro bezahlt werden mussten, vorüber zu sein. Dies dürfte vor allem mit der veränderten Erwartung gegenüber der US-Zinspolitik zu tun haben.
Zum anderen gab der Ölpreis auf den niedrigsten Stand seit anderthalb Jahren nach. Der milde Winter auf der Nordhalbkugel hat die Lagerbestände anwachsen lassen, was für sinkende Preise sorgte. Ob dieser Zustand von Dauer ist, sollte aber bezweifelt werden. Kurzfristige Gegenbewegungen sind deshalb durchaus im Bereich des Möglichen. Ein Höhenflug wie im letzten Jahr steht uns aber aus heutiger Sicht nicht bevor.
Ausblick
Die EZB wird in dieser Woche noch stillhalten und den Leitzins bei 3,5 Prozent belassen. Selbst über den Erwartungen liegende Konjunkturdaten aus Deutschland (Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion) werden daran nichts ändern. In den USA steht eine eher datenarme Woche bevor. Von den wenigen Veröffentlichungen dürften die Einzelhandelsumsätze und die Handelsbilanz noch die größte Aufmerksamkeit wecken. Mit starken Bewegungen ist daher an den Rentenmärkten nicht zu rechnen.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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