EZB bleibt auf Kurs
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EZB peilt bereits nächste Zinserhöhung für Dezember an. Euro-Inflation ist weiter rückläufig. US-Arbeitszahlen sorgen für Aufwärtsdruck bei den Renditen. Euro-Dollar-Wechselkurs verharrt in seinem angestammten Korridor.
Euroraum: EZB bleibt auf Kurs
Dass die Europäische Zentralbank im November auf eine Zinsanhebung verzichten würde, war allgemein erwartet worden, nachdem sie erst im Oktober auf 3,25 Prozent erhöht hatte. Indem die Währungshüter aber auf ihre große Wachsamkeit im Hinblick auf die Inflationsentwicklung hinwiesen, stießen sie das Tor für eine weitere Zinserhöhung im Dezember weit auf. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, werden wir das Jahr 2006 mit einem Hauptrefinanzierungssatz von 3,5 Prozent beschließen 125 Basispunkte über dem Niveau vom Jahresanfang und höher als die meisten Marktteilnehmer erwartet hatten. Damit richtet sich der Blick nun auf das kommende Jahr und es stellt sich die Frage, wann der Zinserhöhungszyklus zu einem Ende kommt. Hier scheiden sich gegenwärtig die Geister. Für manche haben wir bereits ein neutrales Zinsniveau erreicht. Weitere Schritte der EZB über die 3,5 Prozent hinaus sind entbehrlich. Ein nicht kleiner Teil der professionellen Marktbeobachter kann sich jedoch durchaus noch weitere Erhöhungen vorstellen. Sie argumentieren vor allem mit der traditionellen Sorge der Notenbanker vor inflationären Entwicklungen.
Diese sind allerdings zumindest auf den ersten Blick derzeit nicht allzu Besorgnis erregend. Wie die europäische Statistikbehörde Eurostat in der letzten Woche bekannt gegeben hatte, lag der allgemeine Preisanstieg nach vorläufigen Zahlen nur noch bei 1,6 Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand seit fast sieben Jahren. Zum Vergleich: Im Juni betrug die Teuerungsrate noch 2,5 Prozent. Ob die Niedriginflationsphase länger anhalten wird, darf indes bezweifelt werden, zumal von der anstehenden MwSt-Erhöhung in Deutschland spürbare Wirkungen auf die Preise ausgehen dürften. Mit Spannung wird deshalb auch auf die Inflationsprojektion der EZB gewartet, die Anfang Dezember veröffentlicht wird. Sie könnte Aufschluss darüber geben, wohin die zinspolitische Reise 2007 gehen wird.
Der Rentenmarkt tendierte in der letzten Woche überwiegend freundlich. Die Zehnjahresrenditen gaben um 4 Basispunkte nach. Auf Indexebene erzielten Anleger dabei einen Gewinn von 0,3 Prozent. Angesichts in der Mehrzahl günstiger Konjunkturdaten überrascht die Stabilität der Anleihemärkte. Seit Jahresanfang konnten sich Rentenpapiere trotz schwierigen Umfelds insgesamt gut behaupten.
USA: Konjunktur gibt Rätsel auf
Bis Freitag letzter Woche trieb die US-Konjunkturentwicklung den Beobachtern Sorgenfalten auf die Stirn. Das BIP fiel im dritten Quartal deutlich schwächer aus erwartet. Der ISM-Index für die Industrie lag deutlich unter den Erwartungen. Und diese Reihe könnte noch ein Stück fortgesetzt werden. Doch mit Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten hat sich die Wahrnehmung der wirtschaftlichen Lage deutlich gewandelt. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen lag im Oktober bei respektablen 92.000. Zudem wurden die so genannten Non-Farm-Payrolls für die beiden Vormonate kräftig nach oben korrigiert. Die Arbeitslosenquote fiel dadurch auf ein selbst für amerikanische Verhältnisse niedriges Niveau von 4,4 Prozent.
Am US-Bondmarkt riefen diese Zahlen eine recht heftige Reaktion hervor. Die Zehnjahresrenditen erhöhten sich daraufhin binnen eines Tages um 12 Basispunkte und verursachten bei den Anlegern Kursverluste. Ein Ausbruch aus dem seit zwei Monaten bestehenden Renditekorridor zwischen 4,55 und 4,8 Prozent blieb dennoch aus. Es gibt derzeit auch keine Hinweise darauf, dass dies in Kürze passieren könnte, zumal die Federal Reserve Bank keine Anstalten macht, die Leitzinsen zu verändern.
Die vergleichsweise geringe Volatilität ist jedoch nicht auf den Rentenmarkt beschränkt. Auch am Devisenmarkt sind gegenwärtig keine besonders starken Ausschläge zu verzeichnen. Der Euro-Dollar-Wechselkurs befindet sich seit fast einem halben Jahr in dem relativ engen Korridor zwischen 1,25 und 1,28 US-Dollar je Euro. Nachdem er sich zuletzt dem oberen Wert annäherte, rechnet das Gros der Marktteilnehmer nun wieder mit Gegenbewegungen. Fundamentale Entwicklungen wie Wirtschaftswachstum oder Leistungsbilanzungleichgewichte spielen dabei derzeit keine entscheidende Rolle.
Ausblick
Nach der Datenflut der Vorwoche stehen in den nächsten Tagen nur wenige Konjunkturzahlen zur Veröffentlichung an. Die Rentenmärkte sollten daher in eher ruhiges Fahrwasser gelangen und seitwärts tendieren. Selbst eine schwache US-Handelsbilanz sollte am Devisenmarkt zu keinen starken Schwankungen führen. Die Zinspolitik bleibt hier das dominierende Thema und von dieser Seite sind zunächst keine Überraschungen zu erwarten.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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