Expert Corner: Thema Sanofi/Aventis Fusion
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Original-Titel: Sanofi/Aventis: Warum die Megafusion sinnvoll erscheint?
Bisher weigert sich die Französische Aventis noch vehement in den Besitz des ebenfalls französischen, aber kleineren Konkurrenten Sanofi-Synthelabo überzugehen. Zumindest mit dem Übernahmeangebot, das Aventis lediglich einen Bonus von 5 Prozent gewähren würde, konnte sich das Management bisher nicht anfreunden. In einer Stellungnahme gab Aventis dann auch sofort nach der Überstellung des Angebotes bekannt, dieses wäre inakzeptabel, da ganz eindeutig zu niedrig.
Ob Aventis damit nur erreichen will, dass Sanofi ein höheres Gebot vorlegt oder ob vielleicht bereits ein besseres Angebot eines anderen Pharmaunternehmens vorliegt, bleibt der Fantasie der Börsianer überlassen. Spekulationen kursieren aber bereits seit längerem, die Pfizer als möglichen Interessenten aus Übersee favorisieren.
Sicher ist das Angebot von Sanofi-Synthelabo in Höhe von $60 Milliarden (Euro48 Mrd.) der legitime Versuch den Konkurrenten so billig wie möglich zu übernehmen, doch für diesen Preis wird Aventis mit Sicherheit nicht zu haben sein. Experten rechnen mit den in der Pharmaindustrie üblichen Boni, die zwischen 30 und 40 Prozent liegen.
Um auch in Zukunft weiter zu wachsen und den Giganten aus den USA und China Paroli zu bieten wird aber auch in Europa eine Konsolidierung in der Pharmabranche unumgänglich sein. Aventis wird deshalb wohl der Einverleibung durch einen Konkurrenten nicht entkommen können, ob dies nun Sanofi-Synthelabo sein wird oder ein anderes Unternehmen, dies wird wohl einzig und alleine von den Bedingungen abhängen.
Doch würde die Übernahme auch tatsächlich Sinn machen, oder besser gefragt, warum denkt eine zu den schnellsten wachsenden Unternehmen der Branche zählende Firma wie Sanofi-Synthelabo überhaupt an eine Übernahme. Eine sich rapide leerende Pipeline, wie bei so vielen anderen Pharmakollegen, muss Sanofi-Synthelabo gegenwärtig zwar noch nicht fürchten, dennoch gibt es andere Probleme, die Sanofi vielleicht schon bald selbst zu einem Übernahmeziel werden lassen könnten.
Grund für diese Annahme ist die Tatsache, dass die Vereinbarung zwischen Sanofi und seinen beiden Hauptaktionären L'Oreal und Total, die diese bisher am Verkauf ihrer Anteile gehindert hat, nicht erneuert wird. Sollten die beiden Hauptaktionäre im Dezember ihre Anteile auf den Markt werfen, dann würde der Aktienkurs von Sanofi-Synthelabo wohl deutlich sinken und Sanofi selbst zu einem potenziellen Übernahmeziel größerer Pharmaunternehmen werden lassen. Um dieses Szenario zu verhindern muss Sanofi also so schnell als möglich einen geeigneten Partner finden und diesen von den Vorteilen eines Zusammenschlusses überzeugen.
Doch warum gerade Aventis? Ganz einfach, Aventis besitzt eine US-Infrastruktur welche Sanofi-Synthelabo derzeit noch fehlt und das weitere Wachstum des Unternehmens limitieren könnte. Mit Hilfe des Vertreterstabes von Aventis könnte Sanofi seine Produkte auch im immer noch weltgrößten Pharmamarkt, den USA, vermarkten und sich auf diese Weise weiteres Wachstum sichern. Neben seinem umfangreichen Vertreterstab kann Aventis aber auch eine prall gefüllte Pipeline bereits vermarkteter Produkte vorweisen.
Die Vereinigung würde aber auch deshalb Sinn machen, da sie die Probleme beider Unternehmen auf einen Streich lösen würde. Neben der fehlenden Präsenz in den USA kommt auf Sanofi-Synthelabo nämlich noch ein Patentklage im Hinblick auf seinen Blockbuster Plavix (Umsatz: Euro1,33 Mrd./$1,7Mrd.) zu. Sollte Sanofi-Synthelabo diesen verlieren würden schon bald entsprechende Generika auf den Markt drängen und das Blockbusterpotenzial von Plavix ein für allemal zunichte machen. Einem ähnlichen Problem sieht sich auch Aventis beim Antiallergikum Allegra sowie beim Blutverdünner Lovenox gegenüber. Ein Zusammenschluss der beiden Unternehmen würde die genannten Probleme wohl weniger dramatisch ausfallen lassen.
Gemeinsam könnten Aventis und Sanofi-Synthelabo auf jeden Fall der ausländischen Konkurrenz mit Power entgegentreten, denn durch die Fusion würden die beiden Konkurrenten zum weltweit drittgrößten Pharmakonzern mit einem Jahresumsatz von etwa $100 Milliarden aufsteigen. Mehr Umsatz erzielen nur noch die britische GlaxoSmithKline mit $131 Milliarden und die Nummer eins Pfizer mit $276 Milliarden. Die gemeinsame Produktpipeline würde neun Medikamente in wichtigen therapeutischen Feldern enthalten, welche sämtlich im Jahr 2003 einen Umsatz von mehr als Euro500 Millionen generieren konnten.
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Simone A. Hörrlein
Staatl. gepr. LebChem (Univ.)
(Life Scientist)
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