Maerki Baumann: Das ist die Krypto-Strategie der Privatbank
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Immer mehr Banken springen auf den Krypto-Zug auf und bieten ihren Kunden Dienstleistungen wie Verwahrung, Handel, Staking etc. an. Ein Pionier auf diesem Gebiet ist die Schweizer Privatbank Maerki Baumann & Co. AG. Sie ist schon seit über fünf Jahren und seit März dieses Jahres unter der Marke ARCHIP im Krypto-Sektor aktiv. Wie es dazu kam, welche Krypto-Dienstleistungen besonders nachgefragt werden und wie man in der Schweiz auf die MiCA-Verordnung schaut, hat uns Milko Hensel, Teamleiter Tech Banking bei Maerki Baumann, im Interview verraten.
BTC-ECHO: Wie kam es dazu, dass eure Bank sich für den Einstieg in den Kryptobereich entschieden hat, gab es viel internen Widerstand?
Milko Hensel: Tatsächlich haben wir uns schon recht früh für Blockchain und Kryptowährungen interessiert. Bereits 2017 starteten wir erste Überlegungen, und 2018 hat der Verwaltungsrat uns beauftragt, das Thema tiefgehend zu analysieren. Unsere Eigentümer sind sehr technologieaffin und innovationsfreudig, was den Prozess definitiv unterstützt hat. Nachdem wir 2018 umfangreiche Analysen durchgeführt hatten, kamen wir zu dem Schluss, dass Krypto als Vermögensklasse für uns Sinn macht. Wir haben dann öffentlich bekanntgegeben, dass wir Fiat-Einlagen akzeptieren, die ursprünglich aus Krypto stammen, was großes Interesse, besonders international, geweckt hat. Wir bekamen etwa 400 Anfragen und haben daraufhin eine Strategie entwickelt, um dieser Nachfrage gerecht zu werden. Seit 2019 bieten wir nun Konten für kryptobezogene Unternehmen an und haben uns als erste Bank in der Schweiz in diesem Bereich etabliert.
Wie steht Krypto heute im Verhältnis zu euren traditionellen Bankdienstleistungen?
Die kryptobezogenen Dienstleistungen unter der Marke ARCHIP leisten heute einen gewichtigen Beitrag zu unserem Gesamtertrag. Außerdem hat dieser Dienstleistungszweig die Kundenstruktur stak verjüngt. Unsere Kryptokunden sind in der Regel zwischen 25 und 45 Jahre alt und viel aktiver als unsere traditionellen Private-Banking-Kunden, die meist passiv auf eine solide Vermögensverwaltung setzen. Das Interesse an innovativen Dienstleistungen ist hoch – besonders bei Fiat-Krypto-Tausch und der Verwahrung digitaler Vermögenswerte, wo viele eine sichere Lösung suchen.
Welche Kryptodienstleistungen sind für euch besonders spannend und nachgefragt?
Der Wechsel zwischen Fiat und Krypto sowie die sichere Verwahrung sind zentrale Services. In Zukunft wollen wir auch unser Staking-Angebot ausbauen – ein Bereich, der angesichts sinkender Zinsen als Zinsalternative attraktiv werden könnte. Dabei konzentrieren wir uns auf etablierte Protokolle wie Ethereum, Polkadot und Solana, da diese langfristige Stabilität bieten und die Dezentralisierung fördern.
Was motiviert eure Kunden am meisten, in Krypto zu investieren?
Die meisten unserer Kunden sehen Krypto als Absicherung gegen Inflation und das traditionelle Finanzsystem, insbesondere Bitcoin wird oft als “digitales Gold” wahrgenommen. Unsere Kunden denken langfristig und sind nicht auf schnelle Spekulationsgewinne aus – Memecoins und Ähnliches bieten wir auch gar nicht an. Wir raten unseren Kunden zu einer durchdachten Strategie, und wir publizieren keine kurzfristigen Markteinschätzungen. Für uns steht die Nachhaltigkeit im Vordergrund.
Wie schätzt du die Entwicklung der Krypto-Adoption in der Schweiz ein, insbesondere im Hinblick auf die großen Banken?
Vor allem die Kantonalbanken, ähnlich den Sparkassen in Deutschland, haben die Adoption vorangetrieben, da sie tief in der Bevölkerung verwurzelt sind und eine große Reichweite haben. Auch PostFinance hat einen wichtigen Beitrag geleistet. Die großen Banken, wie die UBS, sind hingegen noch stark mit internen Prozessen beschäftigt, wie etwa der Integration der Credit Suisse. Wenn sich das ändert, erwarte ich, dass auch die Infrastruktur für den traditionellen Wertpapierhandel, z. B. bei der SIX, angepasst wird.
Welchen Einfluss hat die EU, insbesondere durch die Einführung der MiCA-Regulierung, auf die Schweiz?
Die MiCA-Regulierung schafft natürlich Konkurrenz, da sie den Rechtsraum in der EU stabilisiert und öffnet. Für uns mit internationalen Kunden ist das zunächst weniger kritisch, aber es erfordert dennoch eine klare Strategie. Abhängig von den jeweiligen regulatorischen Vorgaben bieten wir denn auch unsere Dienstleistungen in europäischen Ländern an.
Habt ihr auch außerhalb Europas internationale Expansionen geplant?
Ja, insbesondere der Mittlere Osten ist ein starker Fokus von uns. Wir sind dabei, eine Lizenz in Abu Dhabi zu beantragen, um unsere Präsenz in den VAE auszubauen. Die Region zieht Krypto-Investoren aus Asien, Afrika und Europa an, und wir glauben, dass wir als etablierte Privatbank aus der Schweiz mit unserer Erfahrung und Stabilität einen klaren Mehrwert bieten können.
Thema Real World Assets – welche Rolle spielt die Tokenisierung für euch?
Wir bieten die Verwahrung für alle gängigen Tokenformate und können daher auch beispielsweise tokenisierte Aktien oder Anleihen verwahren– auch wenn es hier steuerliche Hürden gibt. Selber tokenisieren wir keine Assets, da der Mehrwert aus unserer Sicht aktuell noch begrenzt ist. Sobald der Markt mehr Relevanz zeigt, werden wir jedoch stärker auf die Verwahrung solcher Assets setzen.
Abschließend, wie siehst du den Kryptomarkt in den kommenden Monaten?
Momentan warten viele auf die US-Wahlen – ein Sieg Trumps könnte Krypto in den USA einen positiven Schub geben. Die Korrelation zwischen Aktienmärkten und Bitcoin bleibt bestehen, und wir erwarten, dass sich die Seitwärtsbewegung fortsetzt. Ein großer Aufschwung scheint uns kurzfristig jedoch unwahrscheinlich.