Kommentar
15:46 Uhr, 22.02.2008

EWU: Einkaufsmanagerindizes - kurze Gegenbewegung im intakten Abwärtstrend

1. Der vorläufige Gesamtindex der Einkaufsmanager stieg im Februar unerwartet kräftig um einen Punkt auf 52,7 Punkte an (Reuters-Median: 51,5; DekaBank: 52,1). Dies lag am Index der Dienstleister, der überraschend deutlich um 1,7 Punkte auf 52,3 Punkte zulegte (Reuters-Median: 50,7; DekaBank: 51,4). Der Index des verarbeitenden Gewerbes sank hingegen erwartungsgemäß von 52,8 auf 52,3 Punkte (Reuters-Median: 52,3; DekaBank: 52,1).

2. Der Anstieg des Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister ist als – vermutlich einmalige – Gegenbewegung zum vorangegangenen starken Rückgang zu werten, der vor dem Hintergrund des Januar-Kursrutsches an den europäischen Aktienmärkten stattfand. Eine ähnliche Reaktion hatte es im vergangenen Herbst gegeben, als die erste Schockwelle über die Finanzmärkte gerollt war. Damals stürzte der Index im September um 3,8 Punkte ab, um sich dann im Oktober wieder mit einem Plus von 1,6 Punkten zu erholen. Wir sehen deshalb den seit letztem Spätsommer anhaltenden Abwärtstrend noch nicht gebrochen, zu fragil ist immer noch die Lage bei den Finanzdienstleistern. Und auch nach dem letzten Oktoberanstieg ging es weiter bergab. Schließlich ist auf die schwache Bewertung der Auftragsbestände zu verweisen (50,0 Punkte) und die schon wieder gesunken Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate (die allerdings nicht saisonbereinigt und damit ungleich schwerer zu interpretieren sind).

3. Im verarbeitenden Gewerbe kam es zwar zu einem Rückgang, doch streng genommen bewegt sich der Indikator seit November mehr oder weniger seitwärts. So gesehen ist die jüngste, als moderat zu bezeichnende Abnahme nicht beunruhigend. Vielmehr ist sie ein Zeichen der immer noch guten Verfassung, in der sich die europäische Industrie derzeit befindet. Dies ist nicht zuletzt den guten Auftragseingängen im vierten Quartal zu verdanken, die um 2,1 % qoq zulegen konnten. Allerdings gab es mit den heute veröffentlichten Dezemberdaten für die Auftragseingänge (-3,6 % mom) ein klares Warnzeichen, dass diese Dynamik wohl nicht aufrechterhalten werden kann.

4. Immerhin: Die Outputkomponente des Index des verarbeitenden Gewerbes zeigt, dass es der Industrie bis heute gelang, durch ihr komfortables Auftragspolster die Produktion aufrecht zu erhalten (Outputwert bei 53,4 nach 54,0 Punkten). Allerdings weist im Februar die Auftragseingangskomponente wieder nach unten (51,1 nach 51,7 Punkten). Und gerade vor dem Hintergrund der Abkühlung der Weltwirtschaft – wie sie zuletzt vom ifo Weltwirtschaftsklima angezeigt wurde – ist mit einer weiteren Abschwächung der Auftragseingänge zu rechnen.

5. Für den Gesamtindex, der sich aus dem Index der Dienstleister und der Outputkomponente des verarbeitenden Gewerbes zusammensetzt, bedeutet das für die nächsten Monate eine weitere Abschwächung. Bisher sehen wir keine Anzeichen für eine Umkehr des nach unserer Ansicht immer noch intakten Abwärtstrends. Ähnliches gilt für die Bruttoinlandsproduktsentwicklung Eurolands. Hier rechnen wir bis einschließlich des dritten Quartals mit Wachstumsraten unter Potenzial, wobei wir einen Tiefpunkt im zweiten Quartal mit 0,2 % qoq sehen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten