Kommentar
13:48 Uhr, 02.04.2007

EWU: Einkaufsmanagerindex - Abwärtstrend noch nicht gebrochen

1. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in Euroland hat sich im März unerwartet verschlechtert: Er sank von 55,6 auf 55,4 Punkte (Reuters-Median: 55,7 Punkte; DekaBank: 55,8 Punkte). Nur in drei Ländern konnten Anstiege verzeichnet werden, in Griechenland, den Niederlanden und in Frankreich. In Deutschland sank der Indikator von 57,2 auf 56,9 Punkte.

2. Die seit Juni 2006 währende tendenzielle Eintrübung der Stimmung unter den Einkaufsmanagern in Euroland setzte sich im März fort. Allein die Komponente der Zulieferzeiten wies nach oben, das heißt, die Unternehmen müssen etwas länger auf ihre Zulieferungen warten, was aus konjunktureller Sicht positiv zu bewerten ist. Ansonsten gab es keine guten Nachrichten: Die Auftragseingangskomponente gab nach, nicht zuletzt weil auch die Auslandsaufträge nicht mehr so rund laufen. Hier macht sich die langsamere Gangart der Weltwirtschaft im ersten Quartal bemerkbar.

3. Der Anstieg in Frankreich kam nicht unerwartet. Die französische Industrie startet zu einer Aufholjagd, um den im vergangenen Jahr verpassten Aufschwung in der Industrie nachzuholen. Diese wurde möglich, da die Sorgenkinder der französischen Industrie – die Automobil- sowie die Luft- und Raumfahrtindustrie – wieder Boden unter die Füße bekommen haben.

4. Der Rückgang in Deutschland war allerdings nach den Vorgaben der ifo-Umfrage, bei der die Lagebeurteilung zulegen konnte, etwas überraschend. Auch die Tatsache, dass die Beschäftigungskomponente zum zweiten Mal in Folge rückläufig ist, passt nicht zur gefühlten Wahrnehmung der Arbeitsmarktentwicklung. Die Beurteilung der deutschen Auftragsbestände ist seit geraumer Zeit im Vorjahresvergleich rückläufig und spiegelt sich in dem Verhältnis der Vorjahresveränderung von Produktion und Aufträgen wider: Über einen längeren Zeitraum wuchs die Produktion schneller als der Auftragseingang, d.h. die Unternehmen haben Altaufträge abgearbeitet oder auf Lager produziert. Letzteres tun sie im Vertrauen auf die Fortsetzung des Aufschwungs. Dies zeigt sich auch in den Beschaffungskomponenten des Einkaufsmanagerindex: Die Unternehmen haben im März ihre Vormateriallager wieder stärker gefüllt und melden auch wieder längere Lieferzeiten.

5. Die Einkaufsmanagerindizes in Euroland befinden sich nach wie vor auf einem hohen Niveau. Die Rückgänge müssen daher auch nicht beunruhigen. Sie passen vielmehr in das Bild einer temporären Wachstumsverlangsamung, die wir für das erste Quartal prognostizieren. Diese geht von den großen Volkswirtschaften Italien und Deutschland aus, die beide unter fiskalischen Belastungen zu Jahresbeginn leiden. Die Eurolandkonjunktur schaltet daher einen Gang zurück, bleibt aber auf Expansionskurs.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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