EWU: BIP steigt unerwartet kräftig
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1. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat im vierten Quartal 2006 laut der Schnellschätzung Eurostats deutlich stärker zugenommen als erwartet: Es wuchs um 0,9 % qoq (3,3 % yoy). Die von Bloomberg befragten Analysten hatten im Mittel (Median) zuletzt – wie auch wir – mit einem Anstieg um 0,6 % qoq (2,9 % yoy) gerechnet. Diese positive Überraschung ist im Wesentlichen auf die Daten aus Deutschland und Italien zurückzuführen: Obwohl das Statistische Bundesamt noch vor etwa einem Monat nahe legte, die deutsche Wirtschaft hätte im Schlussquartal um rund 0,5 % qoq expandiert, vermeldete es heute eine Rate von 0,9 % qoq (Bloomberg-Median: 0,6 % qoq, DekaBank: 0,5 % qoq). Für die italienischen BIPDaten war die Diskrepanz noch größer. Hier wurden die Erwartungen um 0,7 Prozentpunkte übertroffen: Das Statistikamt ISTAT berechnete für Italien ein Wachstum von 1,1 % qoq für das vierte Quartal 2006.
2. Auch die anderen beiden großen Volkswirtschaften der Eurozone konnten mit positiven Überraschungen aufwarten. Die französische Wirtschaft legte im vierten Quartal laut Schnellschätzung des Statistikamtes INSEE um 0,6 % qoq bis 0,7 % qoq zu (Bloomberg-Median: 0,5 % qoq; DekaBank: 0,4 % qoq), die spanische um 1,1 % qoq (Bloomberg-Median: 1,0 % qoq; DekaBank: 0,9 % qoq). Für die Niederlande schließlich wurde erwartungsgemäß eine 0,6 % qoq berichtet.
3. Wenngleich noch keine Details veröffentlicht wurden – diese folgen erst am 6. März – kann schon folgendes Bemerkenswertes festgehalten werden. Das vierte Quartal war nicht, wie lange gedacht, das schwächste im vergangenen Jahr. Hier dürfte es vor allem die Weltwirtschaft gewesen sein, die ungeahnt wieder an Dynamik gewonnen hatte. Denn nicht nur für Deutschland, sondern auch für Spanien wurde berichtet, dass die Nettoexporte eine bedeutende Wachstumsstütze im Betrachtungszeitraum gewesen sind. Gleichzeitig hat sich aller Voraussicht nach die Binnenwirtschaft zum Ende eines sehr guten Euroland- Jahres nochmals kräftig gezeigt: Die guten Entwicklungen am Arbeitsmarkt der Eurozone dürften sich in einem entsprechenden Wachstum des privaten Konsums niedergeschlagen haben und die Unternehmen sollten weiter kräftig in den aktuellen Aufschwung „hineininvestiert“ haben.
4. Bezüglich der einzelnen Länder ist insbesondere das Wachstum in Italien auffällig. Nach einem unspektakulären Vorquartal (+0,3 % qoq) wurde jenseits der Alpen zum Jahresende zusammen mit Spanien die höchste BIP-Zunahme unter den Schwergewichten des Euroraumes registriert. Eine Erklärung hierfür fällt angesichts relativ schwacher Werte bei den Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe nicht leicht. Es müssen wohl die Dienstleister gewesen sein, die den Motor des Wachstums darstellten. An der spanischen Zahl ist erstaunlich, dass trotz der steigenden Zinsen, auf die der heiß gelaufene Immobilienmarkt und der private Konsum eigentlich allergisch reagieren müssten, die qoq-Wachstumsrate sogar noch einmal von 0,9 % qoq in den drei Vorquartalen auf 1,1 % qoq zulegen konnte. Die leichte positive Überraschung beim BIP-Wachstum Frankreichs verwundert ein wenig vor dem Hintergrund der erneut schwachen Industrieproduktion im Schlussvierteljahr (-0,1 % qoq), muss allerdings vor dem Hintergrund der Tatsache relativiert werden, dass in unserem Nachbarland Wahlkampf ist und es sich hier um eine revidierbare erste Schätzung handelt.
5. Mit den Daten zum vierten Quartal wurden auch erste Schätzungen für das BIP-Wachstum im Gesamtjahr 2006 veröffentlicht (s. Schaubild oben rechts). Während es in der Eurozone und in Deutschland um jeweils 2,7 % zunahm, konnte es in Spanien um 3,8 %, in den Niederlanden um 2,9 % zulegen, in Italien und Frankreich jeweils aber nur um 2,0 % ansteigen. 2006 war also das erste Jahr seit Einführung der Gemeinschaftswährung, in dem das deutsche Bruttoinlandsprodukt zumindest im gleichen Maße wie das des Euroraumes insgesamt wachsen konnte.
6. Im Vergleich zu unseren bisherigen Annahmen hat sich mit den heutigen Daten der so genannte statistische Überhang, also der Schwung, mit dem die Eurozonen-Wirtschaft in das neue Jahr startet, für 2007 um rund einen Viertelprozentpunkt auf 1,2 % erhöht. Wir korrigieren deshalb unsere BIP-Prognose für die Eurozone von 2,0 % auf 2,2 % nach oben.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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