Kommentar
09:22 Uhr, 07.03.2017

EUR/USD: Kommt jetzt die Parität?

Die US-Notenbank wird die Zinsen im März mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit anheben. Ist das endlich der Startschuss für das Erreichen der Parität?

Um es gleich vorwegzunehmen: Nein.

Mit dieser Meinung sehe ich die Sache anders als viele andere, darunter auch große Investmentbanken wie Goldman Sachs. Goldman Sachs propagiert die Parität seit Jahren – vergeblich. Die Parität hätte nach der ursprünglichen Prognose schon längst erreicht worden sein. Das Währungspaar sollte inzwischen sogar schon bei oder unter 0,9 notieren.

Das Argument vieler Investmentbanken: die Fed strafft die Geldpolitik, die EZB tut das nicht. Das ist oberflächlich betrachtet richtig. Offensichtlich reicht die Feststellung augenscheinlicher Tatsachen nicht aus, wilde Prognosen wahr werden zu lassen. Das hat Gründe.

Es ist im Prinzip vollkommen irrelevant, ob eine Notenbank die Zinsen senkt oder anhebt. Das für sich hat mit dem Wechselkurs genauso viel zu tun wie die Kartoffelernte (also gar nichts). Worauf es ankommt ist die Relation – und zwar auch nicht irgendeine Relation.

Die Zinsen sind in der Eurozone niedriger als in den USA. Daran kann man nicht rütteln. Der Euro hat im Zuge dessen auch deutlich an Wert verloren. Seit zwei Jahren tut sich unterm Strich nun nicht mehr viel, obwohl die Zinsen in den USA stiegen und in der Eurozone teils weiter kräftig fielen. Wieso?

Die Grafik gibt die Antwort darauf. Worauf es ankommt, ist der Renditespread, also die Zinsdifferenz zwischen den Währungsräumen. Es ist dabei nicht einfach nur der Spread an sich, sondern die reale Zinsdifferenz, also Zinsen abzüglich Inflation. Der Spread sackte zuletzt auf ein neues Rekordtief ab. Das kann den Euro kurzfristig etwas unter Druck bringen. Es kann sogar sein, dass der Kurs von 1 touchiert wird.

Mittelfristig sehe ich nach wie vor keine Gefahr für einen Wechselkurs unterhalb von 1. Die Zinsen sind in einigen Euroländern zuletzt gesunken. Dazu gehörte vor allem Deutschland. Der Grund liegt in bevorstehenden Wahlen, die die Verunsicherung erhöht haben. Dieser Sondereffekt sollte sich in den kommenden zwei bis drei Monaten relativieren. Die Folge: die Zinsen steigen in Deutschland schneller als in den USA, obwohl die EZB noch lockert.

Der Spread dürfte sich wieder verengen und den Euro stützen. Kommen dann noch die ersten Signale der EZB, dass sie ihr QE Programm auslaufen lassen wird, kann es sogar zu einer deutlichen Euroaufwertung kommen, obwohl die Leitzinsen in der Eurozone im Gegensatz zum Dollarraum immer noch nicht angehoben wurden.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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