Kommentar
11:30 Uhr, 14.02.2019

Eurozone: Diese Daten sind richtig schlecht!

Anleger träumen vor sich hin und kaufen in dieser Woche Aktien mit großer Begeisterung. Die bessere Entscheidung wäre wohl ein Verkauf.

Zu sagen, dass das Jahresende 2018 schlecht war, ist eine maßlose Übertreibung. Die Industrie in der Eurozone schwächelt nicht nur einfach, sie kollabiert. In der gesamten Eurozone ist die Produktion gegenüber dem Vorjahr um 4,1 % gesunken. Einige Länder hat es besonders schwer erwischt. In Irland ging es um mehr als 17 % nach unten.

Deutschland, welches noch im Herbst das Industrie-Sorgenkind war, fällt inzwischen nicht mehr negativ auf. Spanien, Italien und die Niederlande haben Deutschland beim Negativwachstum inzwischen überholt (Grafik 1).


Es gibt auch Länder, die sich ganz gut schlagen. Die baltischen Länder gehören dazu. Diese Wirtschaften sind allerdings relativ klein und reißen die Eurozone nicht aus der Krise. Auch das kleine Wachstum in Griechenland ist nur ein geringer Lichtblick. Nach jahrelanger wirtschaftlicher Depression gibt es nun eine Gegenbewegung, die aus dem Inland getragen wird. Die Korrelation zur übrigen Eurozone ist daher gering.

Der Einbruch der Industrieproduktion wird von Anlegern ignoriert. Das mag auf Sicht einiger Tage möglich sein, nicht aber mittelfristig. Der Rückgang ist so dramatisch wie selten (Grafik 2). Selbst während der Eurokrise 2011/12 war der Rückgang geringer.

Schlimmer war es bisher nur während der Finanzkrise und Anfang der 90er Jahre. Dafür ist der Einbruch diesmal besonders rasant. Es dauerte Anfang der 90er Jahre ein halbes Jahr, bis so schlechte Zahlen erreicht wurden. Selbst 2008 ging der Trend langsam los und beschleunigte sich nach fünf Monaten.

Der Einbruch ist wirklich katastrophal und nicht mehr auf Sonderfaktoren zurückzuführen. Deutschland konnte sich wegen der Abgastests herausreden. Es gab einen Einbruch der Autoproduktion. Dieser hat sich inzwischen normalisiert. Trotzdem geht es weiter bergab.

Nun preist die Börse ja die Zukunft ein. Ende 2018 wurde überreagiert. Man dachte, die Welt ginge unter. Das tat sie nicht. Ein wenig Optimismus war durchaus angebracht. Inzwischen sind die Kurse aber viel zu weit gelaufen. Der Dax konnte zeitweise 10 % von den Dezembertiefs zulegen.

Das ist viel zu optimistisch für die Daten, die jetzt veröffentlicht werden. Ich habe ja selbst lange Zeit vermutet, dass der Abschwung sehr milde bleiben wird und es in der Eurozone möglicherweise gar nicht zu einer Rezession kommt. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher.

Die meisten Datensätze, z.B. Einkaufsmanagerindizes, geben keine Entwarnung. Aktuell herrscht aber gute Stimmung. Das trägt die Kurse auch gegen die Vernunft manchmal ungewöhnlich weit. Mein favorisiertes Szenario scheint sich allerdings immer mehr zu verfestigen. Dieses Szenario gilt vor allem für die USA, allerdings sind die Börsen stark korreliert. Dabei wird nun so langsam das Hoch der Erholung seit Ende Dezember erreicht. Danach sollte man mit einer Korrektur von 6-10 % rechnen. Wer Gewinne mitnehmen will, sollte so langsam daran denken.

Clemens Schmale

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7 Kommentare

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  • wizardmw
    wizardmw

    Außerdem schaut euch den Dow Jones an.... Der Dauerkaufauftrag der Aktienrückkäufe und der FED läuft und läuft und läuft. Es ist völlig Wurst, wie die Konjunktur läuft, alles wird nach oben manipuliert - macht euch also keine sinnlosen Gedanken, denn wir haben Börsensozialismus..

    22:00 Uhr, 14.02.2019
    1 Antwort anzeigen
  • wizardmw
    wizardmw

    Na und?? Kaufen Kaufen Kaufen - egal wie schlecht die Daten sind - wenn die Vermögenspreise fallen, greifen die Notenbanken ein. Es ist niemals mehr möglich, fallende Vermögenspreise zu riskieren, dann knallts. FED EZB BOJ und Co. werden alles kaufen wenn es sein muss. Also - Vollgas und kaufen bis das Konto leer ist.

    21:57 Uhr, 14.02.2019
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • WD GANN
    WD GANN

    Warum reagiert der DAX so "verhalten" ? Wenn ich mir die einzelne Aktien ansehe...

    13:16 Uhr, 14.02.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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