Euroraum: Zinskurve neigt zur Inversion
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Rentenmärkte präsentieren sich erneut in freundlicher Verfassung. Euro kann gegenüber dem USD und JPY deutlich an Boden gutmachen. Vielzahl von Datenveröffentlichungen steht in dieser Woche an.
Euroraum: Zinskurve neigt zur Inversion
Zehnjährige Bundesanleihen rentierten zum Wochenschluss mit 3,71 Prozent zweijährige Titel mit 3,67 Prozent. Damit hat sich der normale Zinskurvenverlauf, bei dem die Renditen mit höherer Laufzeit zunehmen, erstmals seit langem wieder einem horizontalen Verlauf angenähert. Der Euroraum folgt damit den USA auf dem Weg zu einer inversen Zinsstrukturkurve. Verursacht wurde dies vor allem durch den spürbaren Renditerückgang am langen Ende, während das kurze Ende weitgehend stabil blieb. Binnen Wochenfrist sank die Zehnjahresrendite dabei um 6 Basispunkte. Damit folgten die hiesigen Rentenmärkte trotz überwiegend fester Konjunkturdaten erneut den freundlicher Vorgaben aus den USA, wenn auch in etwas abgeschwächter Form. Die Renditedifferenz zwischen beiden Wirtschaftsräumen hat sich damit auf unter 0,9 Prozentpunkte verringert, Tendenz eher noch weiter abnehmend.
Das Eigenleben der Euro-Bondmärkte beschränkt sich derzeit auf das kurze Ende und die Spekulation über die weitere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Ein erneuter Zinsschritt im Dezember gilt unter Marktteilnehmern bereits als ausgemachte Sache. Damit gingen wir mit 3,5 Prozent ins neue Jahr. Doch was in den Monaten danach folgt, darüber herrscht selbst unter alt gedienten Rentenhändlern nach wie vor großes Rätselraten. Eine Leitzinsanhebung auf 3,75 Prozent wäre aus heutiger Perspektive keine allzu große Überraschung, haben doch einige EZB-Ratsmitglieder zuletzt Andeutungen in diese Richtung gemacht.
Dagegen sind im längeren Laufzeitenspektrum derzeit keine stärkeren Renditebewegungen nach oben auszumachen. Eine flache oder gar inverse Zinskurve dürfte daher noch längere Zeit Bestand haben, was risikolose bzw. risikoarme Investments am kurzen Ende wieder an Attraktivität gewinnen lässt.
Euro wieder auf dem Weg zu 1,30 USD?
Die verringerte Renditedifferenz zwischen den USA und dem Euroraum sowie die Andeutung von Währungsumschichtungen durch asiatische Zentralbanken gaben dem Euro in jüngster Zeit sichtlich Rückenwind. Erstmals seit Anfang September überwand die Gemeinschaftswährung wieder den Wert von 1,28 US-Dollar. Wie letzte Woche bekannt gegeben wurde, belaufen sich die Devisenbestände Chinas inzwischen auf über eine Billion US-Dollar. Dies weckt unter Marktakteuren zumindest die Phantasie, dass es mit der langweiligen Seitwärtsbewegung bei den Wechselkursen langsam zu Ende gehen könnte und wieder mehr Volatilität am Markt einkehren wird.
Im Windschatten des Euro-Dollar-Wechselkurses verliert auch der Japanische Yen (JPY) zusehends an Boden. Seit Jahresbeginn summieren sich die Verluste des JPY gegenüber dem Euro auf fast acht Prozent. Hier spielt die unverminderte Attraktivität des JPY im Rahmen so genannter Carry-Trades eine wichtige Rolle. Bei diesen Geschäften werden niedrig verzinste Kredite z.B. in JPY aufgenommen und in höher verzinslichen Währungen angelegt. Funding-Währungen wie der JPY (oder der CHF) verlieren dabei tendenziell an Wert, Carry-Währungen wie der Euro kommen hingegen unter Aufwertungsdruck. Bis vor nicht allzu langer Zeit herrschte die Meinung vor, dass es mit dieser Art von Geschäften bald zu Ende sei, weil die japanische Notenbank ebenfalls auf den Zinserhöhungspfad einschwenken würde. Doch abgesehen von einer Mini-Zinserhöhung auf 0,25 Prozent ist bislang nichts dergleichen passiert. Carry-Trades bleiben daher bis auf weiteres attraktiv.
USA: Rentenmarkt läuft und läuft
Der US-Bondmarkt ist zurzeit durch nichts und niemanden zu beeindrucken. Selbst die Ankündigung des chinesischen Notenbankchefs Zhou Xiaochun, dass sein Land die Währungsreserven zu Lasten des US-Dollar breiter diversifizieren wolle, führte zu keinen Kursverlusten bei Staatspapieren. Ganz im Gegenteil: In einem Rutsch gaben die amerikanischen Zehnjahresrenditen in der Vorwoche um nicht weniger als 13 Basispunkte nach. Da das kurze Ende durch die Untätigkeit der Federal Reserve Bank bis auf weiteres fest gemeißelt sein dürfte, müssen wir uns wohl an eine längere Phase mit einer inversen Zinskurve gewöhnen. Ob dies, wie es in der Vergangenheit häufiger der Fall war, in eine Rezession mündet, darf aber bezweifelt werden. Die zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten haben in der Mehrzahl das Bild einer weichen Konjunkturlandung bestätigt.
Ausblick
Für die Rentenmärkte steht angesichts einer Vielzahl wichtiger Konjunkturzahlen eine interessante Woche bevor. Insbesondere die Inflationsdaten aus den USA und dem Euroraum könnten die Märkte bewegen. Darüber hinaus dürfte die US-Industrieproduktion für Aufmerksamkeit sorgen. In den USA steht zudem eine Reihe von Immobiliendaten zur Veröffentlichung an. In Deutschland wartet man gespannt auf die BIP-Zahlen fürs dritte Quartal.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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