Fundamentale Nachricht
14:25 Uhr, 11.04.2019

Europawahlen 2019: Unmittelbarere Folgen?

Der Aufstieg der Europaskeptiker stellt Lyxor-Investmentstratege Philippe Ferreira zufolge ein Risiko für die Märkte dar.

London (GodmodeTrader.de) - Die Europawahlen könnten sich 2019 als marktrelevanteres Ereignis als in vergangenen Wahljahren entpuppen. Angesichts des Aufstiegs von Parteien abseits des Mainstreams und der potenziell negativen Auswirkungen auf den Markt, die mit dem Aufkommen des Rechtspopulismus verbunden sind, besteht für Investoren Anlass zur Sorge, wie Philippe Ferreira, Senior Cross-Asset Strategist bei Lyxor Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Denn für den Fall, dass die rechtsgerichteten und euroskeptischen Parteien ihre bereits ohnehin hohen Umfragewerte übertreffen und Koalitionen bilden, erwartet der Experte Turbulenzen auf den Währungs- und Anleihenmärkten in der Eurozone. Risikobehaftete Vermögenswerte könnten durch diese negativen Markteffekte in Mitleidenschaft gezogen werden, falls euroskeptische Fraktionen einen höheren Wert erreichen als derzeit prognostiziert, heißt es weiter.

„Solange die euroskeptischen Parteien aber noch nicht in der Lage sind, eine Mehrheit zu bilden, was sehr wahrscheinlich ist, dürften die Auswirkungen aber nur von kurzer Dauer sein. Bei einer Mehrheit eurofreundlicher Parteien dürften die Europawahlen für die Märkte zum Non-Event werden“, so Ferreira. Zwar würden Umfragen derzeit auf einen begrenzten Anstieg der Anti-Establishment-Parteien hindeuten. Allerdings warnt der Experte Investoren davor, sich zu stark auf derartige Prognosen zu verlassen. „Der Ausgang des Brexit-Referendum 2016 oder die Präsidentschaftswahlen in den USA 2017 haben Investoren kalt erwischt“, erinnert er.

Laut aktuellen Umfragen könnte der Sitzanteil der rechtsgerichteten euroskeptischen Parteien im Europaparlament von 20 auf 25 Prozent steigen. Zusammen mit ihren Pendants aus dem linken Lager würde damit zukünftig ein Drittel des Europäischen Parlaments aus Mitgliedern bestehen, die der Europäischen Union (EU) misstrauen und gemeinsam für weniger Integration kämpfen dürften. Das könnte zu einem Stillstand des europäischen Projekts führen, heißt es weiter.

„Der EU-Haushalt könnte stärker eingeschränkt werden, und nationale Interessen könnten wieder in den Vordergrund rücken“, erläutert Ferreira und fügt an: „Supranationale Behörden wären auch potenziell weniger mächtig. Letztendlich könnte die Fiskalpolitik in Frage gestellt werden, was wahrscheinlich zu höheren Refinanzierungskosten für Länder wie Italien, Griechenland und Portugal führen würde, die eine hohe öffentliche Schuldenlast tragen.“

Eine Koalitionsbildung der euroskeptischen Parteien sei angesichts ihrer unterschiedlichen Ansichten eher unwahrscheinlich, auch wenn sie gemeinsam zur zweitgrößten Fraktion im Europäischen Parlament werden könnten. Eine Mehrheit jedoch dürften sie nicht bilden können, sogar wenn sie von linken Fraktionen unterstützt würden. Bei einem überraschend starken Wahlerfolg der Populisten ergäbe sich jedoch die Gefahr einer Vertrauenskrise in der EU, was zu einer Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar sowie zu höheren Spreads bei Staatsanleihen der Peripherieländer der Euro-Zone führen könnte, heißt es abschließend.

1 Kommentar

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  • Kohlefreund
    Kohlefreund

    Man kann nur hoffen, dass die euroskeptischen Parteien die Mehrheit erhalten. Dann wird dem Größenwahn endlich ein Ende bereitet. Die gewöhnlichen Menschen (99%) haben rein gar nichts von der EU, außer des unkomplizierten Reisens. Alle anderen Vorteile, die zweifellos vorhanden sind, kommen ausschließlich dem 1% zugute. Da sich das niemals ändern wird wenn die aktuellen Parteien das Sagen haben, muss man genau diesen Umstand ändern. Ich werde dazu beitragen.

    13:42 Uhr, 12.04.2019

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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