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15:43 Uhr, 24.05.2019

Europawahl: Gefahr von lokalen Turbulenzen

Die Europawahl ist derzeit eingepreist, doch es besteht NN Investment Partners zufolge die Gefahr von lokalen Turbulenzen.

Den Haag (GodmodeTrader.de) - Bis zum 26. Mai werden die Europäer an die Wahlurne gehen, um ein neues Europäisches Parlament zu wählen. Obwohl wir normalerweise nicht erwarten würden, dass diese Wahlen von großer Bedeutung für die Märkte sind, haben wir mehrere Bedenken identifiziert, die man im Auge behalten sollte, wie NN Investment Partners in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Erstens könnte der prognostizierte Aufstieg populistischer Parteien für ein fragmentiertes Parlament sorgen. Wir sind beunruhigt über die Gewichtung der Pro-Integrationsparteien gegenüber den Euroskeptikern, und eine zunehmende Fragmentierung könnte die Ernennung des neuen Präsidenten der Europäischen Kommission erschweren. Dies kann die Sichtweise internationaler Investoren auf Europa beeinflussen. Wichtig ist auch der politische Spagat bei der Besetzung von Schlüsselpositionen, wobei ein Gleichgewicht zwischen kleinen und großen Ländern sowie zwischen Nord- und Südeuropa gefunden werden muss. Dies wird sich auf die Ernennung des nächsten EZB-Präsidenten im Oktober auswirken - ein Thema, für das die Märkte möglicherweise sensibler sind“, so NN Investment Partners.

Die Europawahl werde sich auch auf die nationale Politik auswirken, insbesondere in Italien. Wenn die Liga (die Juniorpartei in der jetzigen Koalition des Landes) bei den Europawahlen als Sieger hervorgehe, könnte sie im Herbst vorgezogene nationale Wahlen anstreben und darauf hoffen, Seniorpartner in einem rechten Kabinett zu werden. Zu guter Letzt werde Großbritannien 73 Mitglieder ins Europäische Parlament entsenden, bis der Brexit über die Bühne gegangen sei. Sie könnten ebenfalls die Auswahl der Schlüsselpositionen beeinflussen, heißt es weiter.

„Wir gehen nicht davon aus, dass die Wahlergebnisse die Renditen von Staatsanleihen aus der Eurozone und die Richtung Europas signifikant beeinflussen werden. Selbst wenn die Populisten 30 % der Sitze gewinnen, wie es die jüngsten Umfragen vorausgesagt haben, sollten die traditionellen Parteien weiterhin in der Lage sein, eine tragfähige Mehrheit zu bilden. Darüber hinaus haben die Märkte bereits einen Gewinn für die populistischen Parteien eingepreist. Volatilität und Risikoaversion sind in letzter Zeit gestiegen, aber wir führen dies eher auf den Handelskonflikt zwischen den USA und China zurück. Die Marktauswirkungen von politischen Ereignissen sind in der Regel von kurzer Dauer, mit relativ geringem Einfluss auf die Richtung der Märkte“, so NN Investment Partners.

In den einzelnen Ländern könnten die Auswirkungen jedoch unterschiedlich sein, vor allem in Italien. Eine mögliche Regierungsumbildung oder gar Neuwahlen machten die Märkte nervös. Der Spread von italienischen Anleihen gegenüber deutschen Anleihen sei um 40 Basispunkte gestiegen, was auch auf die jüngste Risikoaversion der Anleger zurückzuführen sei. Zurückhaltung gegenüber italienischen Anleihen sei durchaus berechtigt, doch die Märkte könnten positiv auf Neuwahlen reagieren, da eine Rechts- oder Mitte-Rechts-Koalition als marktfreundlicher angesehen werde als die Fünf-Sterne-Bewegung, heißt es weiter.

Hans van Zwol, Senior Portfoliomanager für globale Anleihen: „Obwohl die aktuellen Anleihespreads attraktiv aussehen (zehnjährige italienische Staatsanleihen notieren derzeit rund 280 Basispunkte über deutschen Bundesanleihen), bleiben wir in italienischen Anleihen neutral positioniert. Und da starke Bewegungen der italienischen Spreads auch andere Länder beeinträchtigen könnten, bleiben wir gegenüber den Länderspreads neutral. Das beste Beispiel ist Spanien, das wir auf dem derzeitigen Niveau grundsätzlich attraktiv finden, wo wir aber allein wegen der Ansteckungsgefahr neutral bleiben."

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    23:03 Uhr, 24.05. 2019
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    23:03 Uhr, 24.05. 2019
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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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