Europas Telekom-Sektor profitiert von Neubewertung
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Paris/Frankfurt (BoerseGo.de) - Im aktuellen Wirtschafts- und Finanzumfeld bieten Europas Telekom-Titel deutlich bessere Chancen als der Gesamtmarkt. Die Branche erfahre derzeit eine Neubewertung, die absolut gerechtfertigt sei. Das ist das Ergebnis der jüngsten Analyse der europäischen Aktienmärkte durch die Value-Experten der französischen Fondsgesellschaft METROPOLE Gestion. Übertriebene Bewertungsabschläge würden auf eine strukturelle Veränderung des Wettbewerbsumfelds treffen, was einen starken Katalysator darstelle.
„Der Sektor ist seit vielen Jahren niedrig bewertet. Dennoch hielten wir aufgrund eines fehlenden positiven Katalysators keinen dieser Titel im Portfolio“, erklärt Markus Hampel, Partner und Deutschlandchef von METROPOLE Gestion. „Erst ab dem zweiten Halbjahr 2013 nahmen wir allmählich mehrere Titel in das Portfolio unseres europäischen All-Cap-Fonds METROPOLE Sélection auf. Zunächst British Telecom und anschließend die Deutsche Telekom, dann Telecom Italia und schließlich Telefonica. Mittlerweile haben wir die Telekom-Titel mit insgesamt mehr als 15 Prozent im Portfolio gewichtet.“
All diesen Titeln sei gemein, dass sie mit einem durchschnittlichen Unternehmenswert-EBITDA-Verhältnis von 6,3 günstig bewertet sind. Hinzu komme, dass man eine Trendumkehr beobachten könne: Nach einem harten Preiskampf, der sich über mehrere Jahre hinzog und durch eine strengere Regulierung verschärft wurde, stabilisiere sich die Geschäftslage der Telekom-Unternehmen zusehends. England sei der erste europäische Markt gewesen, an dem eine Trendwende eingesetzt habe, was an den Ergebnissen der BT Group zu erkennen sei, deren EBITDA und Marge sich zunehmend verbessert habe. In Deutschland verzeichne die Deutsche Telekom seit dem zweiten Quartal 2014 einen kontinuierlichen Umsatzanstieg im Mobilfunkgeschäft. Auch an den anderen europäischen Märkten habe die Deutsche Telekom im dritten Quartal ihren Umsatz gesteigert, und zwar um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal.
„Die geringere Wettbewerbsintensität ist auch der Tatsache geschuldet, dass zahlreiche kleinere Anbieter nicht mehr in der Lage sind, zu investieren, um ihre Netze der nächsten Generation zu installieren“, erläutert Hampel die Neuordnung. „Die Betreiber müssen jedes Jahr durchschnittlich 15 Prozent ihres Umsatzes aufwenden, um auf dem neuesten technologischen Stand zu bleiben. Die Herausforderer sind aber nicht mehr in der Lage, die Preise zu senken, um Marktanteile von traditionellen Anbietern wie Telecom Italia und Telefonica zu gewinnen, die trotz eines Rückgangs ihrer operativen Ergebnisse seit 2007 hohe Margen von 30 bzw. 26 Prozent beibehalten.“
Die Konsolidierung des Sektors sei unvermeidlich geworden und werde mittlerweile auch von den europäischen Regulierungsbehörden befürwortet, heißt es in der Analyse der Pariser Fondsgesellschaft weiter. Die Regulierungsbehörde wolle künftig für einen stärkeren technologischen Wettbewerb eintreten. Sie wolle daher Zusammenschlüsse zwischen verschiedenen Betreibern zulassen, wenn dadurch neue Investitionen gefördert würden. In mehreren europäischen Märkten wie Österreich, Irland und Deutschland habe sich die Zahl der Mobilfunkanbieter bereits von vier auf drei reduziert. Die Synergien seien dabei erheblich: Die Fusion der beiden kleinsten deutschen Mobilfunkbetreiber - E-Plus und Telefonica Deutschland - werde diesen voraussichtlich erlauben, 4,5 Mrd. Euro einzusparen und wieder profitabler zu werden. Ihre EBITDA-Marge dürfte von 27 auf 34 Prozent steigen.
„Die Konsolidierung der europäischen Telekommunikationsbranche ist ein allgemeiner Trend, der nicht nur die schwächsten Akteure betrifft“, stellt Markus Hampel heraus. „Da der Preis kein Differenzierungsfaktor mehr zwischen den Betreibern ist, sind diese bestrebt, sich durch die Qualität ihres Netzwerks von der Konkurrenz abzuheben. Die Konvergenz zwischen Fest- und Mobilnetz hat ebenfalls zu Fusionen und Übernahmen geführt.“ In diesem Zusammenhang sei beispielsweise die Übernahme von mehreren Festnetzbetreibern durch Vodafone zu nennen: Kabel Deutschland, Cable & Wireless International in Großbritannien und ONO in Spanien. Ein weiteres Beispiel sei Orange, das in Spanien bisher im Wesentlichen als Mobilfunkanbieter auftrat und nun vor kurzem dort den Kabelbetreiber Jazztel erwarb. Umgekehrt führe derzeit der Festnetzbetreiber British Telecom, der in Großbritannien über keinerlei Mobilfunkinfrastrukturen verfügt, Übernahmeverhandlungen mit den Mobilfunkanbietern O2 und EE Mobile Services.
Im Rahmen dieses Konsolidierungstrends würden neue Markteintrittsbarrieren errichtet, die von der Regulierungsbehörde einst aufgehoben worden waren, als sie die Öffnung der Netze für virtuelle Betreiber mit regulierten Tarifen forcierte. In diesem Zusammenhang hätten auch die nationalen Regulierungsbehörden ihren Standpunkt geändert. Sie hätten sich mittlerweile dazu entschieden, die Netze der nächsten Generation nicht zu regulieren, um Investitionen zu fördern.
Nach mehreren schwierigen Jahren habe der Sektor einen Wendepunkt erreicht, so die Analysten von METROPOLE Gestion. „Wir haben die europäischen Telekommunikationsunternehmen seit anderthalb Jahren stark gewichtet. Ihr Neubewertungspotenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft“, betont Hampel. Die Telekom-Branche sei einer der Sektoren, die trotz des schwachen Wirtschaftswachstums in Europa für Aktienanleger interessant sei.
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