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08:16 Uhr, 13.05.2019

Europas Leidensgeschichte könnte bald ein Ende haben

Eine Erholung in China sollte nach Einschätzung von Seema Shah, Global Investment Strategist bei Principal Global Investors, auch Europa beflügeln.

Des Moines (GodmodeTrader.de) - Die europäischen Wirtschaftsdaten überzeugen nicht gerade. So liegt der deutsche Ifo-Index nahe an einem Vierjahrestief, der europäische Composite-PMI bleibt schleppend und auch die Industrieproduktion hinkt hinterher. Gleichzeitig laufen diese Entwicklungen vor dem Hintergrund rekordtiefer Zinsen, eines schwachen Euros und erster zarter Erholungszeichen ab, wie Seema Shah, Global Investment Strategist bei Principal Global Investors, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Die europäische Underperformance ist enttäuschend vertraut. Allerdings ist sie nicht aus eigener Schwäche verschuldet, sondern resultiert aus der Wachstumsverlangsamung in China. Eine Erholung in China sollte daher auch Europa beflügeln“, sagt Shah.

Die Fülle verschiedener Konjunkturmaßnahmen in China und auch die mittelfristig nachlassenden Handelsspannungen dürften die Wirtschaft im Reich der Mitte schließlich stabilisieren. So gehe auch der zuletzt geringere Appetit der chinesischen Behörden nach weiteren geldpolitischen Stimuli auf einen jüngsten Aufschwung chinesischer Wirtschaftsdaten zurück. „Die chinesische Industrieproduktion, die Einzelhandelsumsätze und die Investments haben sich verbessert. Investoren erfreuten sich vor allem an den PMI-Daten, die besser als erwartet ausgefallen sind“, argumentiert Shah. Eine Erholung in China sollte zu einem Aufschwung der globalen Lieferketten von Industrieunternehmen führen, was wiederum positive Auswirkungen auf das stark exportorientierte Europa haben werde.

„Auch im europäischen Binnenmarkt gibt es Anlass zum Optimismus, zumindest moderat. Der Euroraum sollte von einem anhaltenden Lohnwachstum und fiskalischen Impulsen in Deutschland profitieren, während die EZB ebenfalls positive Signale bringen wird“, meint Shah. Die EZB habe zwar einen schlechten Zeitpunkt erwischt, die Bilanzsteigerung zu beenden, denn die wirtschaftlichen Daten hätten sich verschlechtert. Aus Sicht der Ökonomin versuchte sie jedoch, diesen Fehler mit der Ankündigung neuer Liquiditätsmaßnahmen und der Ausdehnung der Forward Guidance zu korrigieren. Es gebe außerdem Ideen für ein neues Stufensystem von Überschussreserven, das einigen Problemen der europäischen Banken aufgrund negativer Einlagenzinsen entgegenwirken könnte.

„Zugegebenermaßen sind politische Risiken allgegenwärtig. Ein harter Brexit ist immer noch möglich, während bei den Wahlen zum Europäischen Parlament populistische, antieuropäische Parteien gewählt werden könnten. Aber das größte Risiko ist die erneute Konzentration Trumps auf den Protektionismus des Automobilsektors“, so Shah. Die allgemeine Meinung sei, dass Trumps Drohung, die Zölle auf den Automobilsektor zu erhören, nicht in die Tat umgesetzt werde. Falls doch, wäre Deutschland das Land, das am stärksten von den Steuern auf die Automobilbranche betroffen wäre.

Die Investitionsaussichten für Europa seien dennoch interessant. Ein stärkeres chinesisches Wachstum und ein schwindender Handelskrieg zwischen den USA und China würden Europa stärken - aber auch das Wachstum der USA und der Schwellenländer. „Aufgrund der negativen Stimmung der Anleger gegenüber Europa und den anhaltenden Kapitalabflüssen sind europäische Aktien in den Portfolien vieler Investoren unterallokiert. Da aber die europäischen Bewertungen attraktiver als die US-amerikanischen sind, könnte sogar eine nur leichte Wachstumssteigerung zu einem starken Anstieg der Zuflüsse nach Europa führen. In diesem Fall ist es durchaus möglich, dass sich europäische Aktien genauso gut oder sogar besser entwickeln als US-Aktien. Diese Ansicht ist jedoch mit Vorsicht zu genießen“, schließt Shah.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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