Europas heißer Herbst beginnt im September
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Frankfurt/Zürich (BoerseGo.de) - Die Finanzmärkte genießen die ersten Anzeichen einer konjunkturellen Bodenbildung. „Auch das lediglich angekündigte mögliche Engagement der Europäischen Zentralbank scheint auszureichen, das Extremrisiko eines Auseinanderbrechens der Eurozone zu reduzieren. Aktuell scheinen sich die Anleger in Sicherheit zu wähnen und zwar dank Konjunkturdaten, die zwar alles andere als gut sind, aber zumindest die Erwartungen nicht weiter enttäuschen“, schreiben David Kohl und Johanna Lieser im aktuellen „Julius Bär Investmentfokus“.
Im September steht allerdings eine Reihe von politischen Entscheidungen auf dem Programm, die dem derzeitig aufkeimenden Optimismus schwer zusetzen dürften: Zunächst steht der Abschlussbericht der Troika (EU, Internationaler Währungsfonds und EZB) über den Fortschritt bei den Konsolidierungsbemühungen in Griechenland an. Ohne einen positiven Bescheid bekommt Griechenland kein weiteres Geld aus dem Rettungsfonds und wäre dann gezwungen aus der Eurozone auszuscheiden und würde in die Zahlungsunfähigkeit gleiten, so Kohl und Lieser.
Am 12. September wird die Entscheidung des deutschen Bundesverfassungsgerichts über den Europäischen Stabilitäsmechanismus (ESM) erwartet. Am selben Tag werden in den Niederlanden Parlamentswahlen abgehalten, die zu einer Stärkung von euroskeptischen Parteien führen könnten. Ein informelles Treffen der EU-Finanzminister findet am 14. und 15. September statt. Eine geldpolitische Sitzung der EZB, bei der eine Zinssenkung erwartet wird ist für den 6. September angesetzt. Die EZB wird weitere Einzelheiten bekannt geben in Bezug auf die Bedingungen, die für den Aufkauf von Staatsanleihen erfüllt sein müssen. Zudem werden weitere Details zur Bankenunion, bezüglich Regulierung, Einlagensicherung und Abwicklung erwartet.
Sowohl das Treffen der Finanzminister als auch die EZB-Entscheidungen und Veröffentlichungen bergen Potenzial für positive Überraschungen, solange nicht überzogen optimistische Erwartungen vorliegen. Das scheint den Experten von Julius Bär zufolge derzeit nicht der Fall zu sein. Lediglich die EZB-Zinssenkungserwartungen seien bereits recht deutlich ausgeprägt, heißt es. „Im Gegensatz dazu bergen der Bericht der Troika und das Urteil des Bundesverfassungsgerichts allerdings ein beträchtliches Verunsicherungspotenzial. Die bereits zugesagten Ausgabenkürzungen in Griechenland sprechen zwar für einen positiven Bericht der Troika und damit für die Auszahlung der nächsten Tranche. Jedoch lehrt der Verlauf der europäischen Schuldenkrise, dass Griechenland immer für eine negative Überraschung gut ist“, so Kohl und Lieser.
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